Bologna. Zum Nations-League-Auftakt kam Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft in Italien zu einem 1:1. Für das DFB-Team traf Joshua Kimmich.
Hansi Flick konnte es nicht schnell genug gehen: Der Bundestrainer sprintete selbst aufs Feld und spielte den Ball zurück in die gegnerische Hälfte, wo seine Mannschaft einen Freistoß ausführen wollte. Keine Zeit verlieren, direkt weiter, nächster Angriff – doch der Impuls des Bundestrainers entfaltete nicht ganz die erwünschte Wirkung: 1:1 (0:0) hieß es am Ende einer durchaus ansehnlichen Nations-League-Partie gegen Italien in Bologna. Kein schlechtes Ergebnis, aber auch keins, das nun wirklich Aufschluss gegeben hätte, wo diese deutsche Mannschaft steht gut fünf Monate vor der Weltmeisterschaft in Katar. Einiges klappt schon gut, das war zu sehen – in vielen Bereichen aber ist auch noch viel Luft nach oben.
Immerhin: Genau diese Erkenntnisse hatte sich Flick erhofft vom ersten Pflichtspiel gegen eine wirklich große Fußballnation. „Es ist gut, wenn man einen Gegner hat, der ein bisschen auf Augenhöhe ist wie Italien“, hatte Flick kurz vor der Partie gesagt.
Von Augenhöhe aber war dann zunächst nichts zu sehen: Beide Mannschaften wollten den Gegner aggressiv anlaufen, weit in der gegnerischen Hälfte die Bälle gewinnen und den Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen. Das gelang zunächst aber nur den deutschen Gästen, die in der schwül-heißen Luft Bolognas zunächst ein irrsinniges Tempo anschlug.
Bundestrainer Flick entscheidet sich in seiner Aufstellung für Tempo
Flick hatte sich auch in seiner Aufstellung für Tempo entschieden, hatte Timo Werner in den Sturm und Serge Gnabry sowie Leroy Sané auf die Außenbahnen gestellt und dafür Kai Havertz auf die Bank gesetzt. Dort saßen bei Anpfiff auch Ilkay Gündogan und Jamal Musiala, die beim 1:1 im Freundschaftsspiel gegen die Niederlande eine hervorragende Leistung gezeigt hatten. Flick aber vertraute das Mittelfeldzentrum diesmal wieder dem Bayern-Block aus Joshua Kimmich, Leon Goretzka und davor Thomas Müller an – weil er Aggressivität auf dem Platz wollte.
Die bekam er zunächst reichlich: Kimmich und Goretzka räumten hinten tüchtig ab und verteilten vorne die Bälle. Doch die vielen Balleroberungen münzte die deutsche Mannschaft nur in ganz wenige Torchancen um. Die Gastgeber verteidigten konzentriert, setzten immer wieder auch auf Manndeckung – und waren im Strafraum nur selten so unsortiert wie nach 15 Minuten, als Gnabry gleich zwei Gegner ausdribbelte, aber aus spitzem Winkel an Gianluigi Donnarumma scheiterte.
Italienische Torannäherungen hatte es bis dahin gar nicht gegeben. Doch dann schlichen sich mehr und mehr Ungenauigkeiten in den deutschen Spielaufbau ein, vor allem den eigentlich technisch so starken Feinfüßen Gnabry und Sané versprangen die Bälle reihenweise – was den Trainer Flick am Spielfeldrand irgendwann einen veritablen Wutanfall aufführen ließ.
Schlimme Folgen aber hatten die Aussetzer zunächst nicht, weil insbesondere Antonio Rüdiger an diesem Abend eine unüberwindbare Abwehrinstanz war. Nur einmal wurde es richtig eng, als nämlich Gianluca Scamaccas Fernschuss an den Pfosten klatschte (35.). Die deutsche Mannschaft lief nun deutlich mehr hinterher, hatte aber durch einen Konter ihre beste Torchance: Eigentlich war die Situation schon durch zu umständliches Spiel erledigt, dann aber fiel der Ball in allerbester Position Gnabry im Strafraum wie eine reife Pflaume vor die Füße – doch der jagte ihn über das Tor (38.).
DFB-Team wirkt nach der Pause zunehmend müde
Aus der Kabine kam dann Italien deutlich früher wieder heraus – und deutlich aktiver ins Spiel: Florenzi vernaschte auf dem rechten Flügel Thilo Kehrer und flankte, im Zentrum stieg Scamacca erstaunlich unbeachtet hoch, köpfte aber vorbei (47.). Und dann flog der Ball, von Kehrers Scheinbein abgefälscht, ähnlich knapp am Pfosten vorbei (56.).
Die deutschen Spieler wirkten zunehmend müde und Flick reagierte, brachte zunächst Jonas Hofmann und Jamal Musiala für Benjamin Henrichs und den enttäuschenden Sané und dann Gündogan und Havertz für den unauffälligen Müller und den ausgepumpten Goretzka.
Die mussten aber erst einmal zusehen, wie der Gegner jubelte: Wilfried Gnonto flankte, Niklas Süle fiel im Zentrum in Sekundenschlaf und Pellegrini schob ein (70.). Doch die deutsche Mannschaft antwortete umgehend: Wieder flipperte der Ball durch den italienischen Strafraum, diesmal fiel er Kimmich vor die Füße – und der schoss wuchtig ein (73.).
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Die deutsche Mannschaft wollte nun mehr, Kimmich etwa scheiterte mit einem ähnlichen Schuss am stark reagierenden Donnarumma (79.) – es blieb aber beim leistungsgerechten Unentschieden. Schon am Dienstag steht für das DFB-Team die nächste Nagelprobe an – dann geht es in München gegen England (20.45 Uhr/ZDF).