Bochum. Patrick Fabian hat am Montag im Spiel gegen Dynamo Dresden seinen ersten Treffer für Fußball-Zweitligist VfL Bochum erzielt. Vor dieser Spielzeit war der Abwehrspieler 28 Monate verletzt ausgefallen. Für Fabian, bereits seit 13 Jahren im Verein, machte sich die harte Arbeit in der Reha bezahlt.
Es läuft die zehnte Spielminute in der Partie zwischen dem VfL Bochum und Dynamo Dresden. Piotr Cwielong schlägt einen langen Freistoß in den Strafraum der Elbstädter und am zweiten Pfosten schraubt sich Patrick Fabian in die Luft. Wie Basketballstar Michael Jordan steht der Abwehrkoloss des VfL in der Luft und köpfte den Ball wuchtig ins Tor. Wahrlich kein gewöhnlicher Treffer, denn der Jubel des 25-Jährigen erzählt eine lange Geschichte.
Es ist eine dieser wunderbaren Geschichten, die der Fußball schreibt. Über zwei Jahre, ziemlich genau 28 Monate, musste Patrick Fabian seinen eigentlichen Arbeitsplatz rechts liegen lassen, um 300 Meter vom Ruhrstadion entfernt in der Reha Tag für Tag, Stunde um Stunde an seinem Comeback zu arbeiten. Die Narben an seinem Knie erzählen die bitteren Kapitel der Leidenszeit. Nach drei Kreuzbandrissen im selben Knie feierte der 25-Jährige am Montagabend seine Rückkehr ins Stadion an der Castroper Straße und krönte diese mit seinem ersten Tor seiner Profikarriere.
"Moment der puren Freude"
„Ich wusste gar nicht, wie man sich nach einem Tor verhält“, lacht der Abwehrspieler nach der Begegnung: „Es war ein Moment der puren Freude“. Als „Sensation“ beschreibt Fabian diesen Treffer, seinen ersten im Seniorenbereich. „Tief emotional und freudig erregt“, hat Bochums Trainer Peter Neururer das 1:0 und die Sekunden danach verfolgt. „Es ist gigantisch, wie Patrick Fabian zurückgekommen ist“, beschreibt der Coach das Comeback seines Spielers. Er trage den VfL in sich und „lebt das tagtäglich“, sonst könne man so eine Leistung nicht bringen.
Seit nunmehr 13 Jahren trägt der gebürtige Hagener das blauweiße Trikot und ist „stolz auf sich und seinen Verein“. Der VfL Bochum stand in der schweren Zeit des damals hoffnungsvollen Abwehrtalents immer hinter Fabian. Zweimal verlängerten die Verantwortlichen den auslaufenden Vertrag mit dem Verteidiger. Zweimal hielt der VfL damit seinem Spieler den Rücken frei. „Es ist nicht in Worte zu fassen, wie er in den vergangenen Jahren immer an sich gearbeitet und geglaubt hat“, erzählt Bochums Vorstand Ansgar Schwenken. Das hätte nicht jeder geschafft und zeige den eisernen Willen, den Fabian hat. Und so präsentierte er sich auch auf dem Platz. „Ihn kann nichts mehr erschüttern, hat er uns gesagt. Und so spielt er auch“, sagt Schwenken. Sein Vorstandskollege Christian Hochstätter ergänzt: „Dem Jungen kann man nur ein Kompliment machen, wie er das wegsteckt. Ich glaube, dass die lange Leidenszeit ihm eine gewisse Souveränität mitgibt auf dem Platz, weil er weiß, es gibt noch andere Dinge, als Stress auf dem Fußballplatz.“
Fabian ist "Ur-Bochumer"
Während die Mannschaft um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfte und nur ein Jahr um den Klassenerhalt in der zweiten Liga bangte, arbeitete Patrick Fabian unweit des Stadions an seinem Comeback. Stabilität im Knie, Muskelaufbau, Übungen auf dem Trampolin und an der Beinpresse – das war der Alltag des Youngsters. Harte Arbeit, die sich ausgezahlt hat. „Wir haben mit ihm über einen neuen Vertrag gesprochen“, berichtet Schwenken, „weil er nach seinem jüngsten Kreuzbandriss wirklich wieder auf einem guten Weg war.“ Dass er allerdings so eine Vorbereitung spielt und plötzlich Stammspieler wird, damit habe keiner gerechnet. Schwenken weiter: „Mich freut es ganz besonders für Patrick. Er ist Ur-Bochumer. Wie er sich zurückgekämpft hat, definiert den Charakter, den wir beim VfL brauchen.“
Auch deshalb habe man die Arbeitspapiere mit dem schwer verletzten Spieler damals verlängert. „Auf dem Papier glaubt kein Funktionär an so eine Rückkehr“. Dafür müsse man den Typen Patrick Fabian kennen. Fabian selbst habe sich in den zurückliegenden Jahren wohl am besten kennengelernt und den Verantwortlichen des Revierklubs gesagt: „Ich bin wieder fit“. Er strahle in der Defensive Ruhe auf die Mannschaft aus und spiele sehr abgeklärt, lobt Hochstätter den 25-Jährigen. Der Manager gibt zu, den Spieler vorher gar nicht gekannt zu haben: „Wie auch, er war ja zwei Jahre weg.“
Luthe hatte bei Fabians Treffer Gänsehaut
Jetzt ist Patrick Fabian wieder da. Und wie. „Ich hatte Gänsehaut, als ich von hinten aus gesehen habe, wie er das Tor macht“, freut sich Bochums Kapitän und Torwart Andreas Luthe über den Comebacker. Der Schlussmann hat schon in der Jugend mit Fabian zusammengespielt und erzählt: „Ich gönne es niemandem mehr als Patti. Wenn es einer verdient hat, dann er. Es wäre noch schöner gewesen, wenn es der Siegtreffer gewesen wäre“.
Abgeklärt und ruhig resümiert Fabian das Spiel im Journalistenkreis, spricht über die zehnte Minute der Partie und über seinen ersten Treffer seit der A-Jugend. Die Leidenszeit des Bochumers ist vorbei, der Treffer soll das neue Kapitel einer anderen Geschichte sein.