London. Die Niederlage im Champions-League-Finale gegen den FC Bayern München ist für Borussia Dortmund ein Neuanfang: Einige Spieler werden die Mannschaft verlassen, ein Kern wird aber bleiben. Der BVB wird aufrüsten müssen, um den Abstand zu den Bayern nicht zu groß werden zu lassen.

Natürlich ist das kein Zufall. Die Musik, die da abgespielt wird, während die Profis von Borussia Dortmund tief in der Nacht die Bühne im Londoner Natural History Museum besteigen. Gelbe Laserstrahlen zucken durch den künstlichen Nebel, der sich hoch oben sammelt unter dem Dach dieses prächtigen, alten Baus, der dem Champions-League-Finalisten für seine große Party dient. Es hätte eine Siegesfeier werden sollen. Sie ist es nicht, weil das Endspiel von Wembley mit 1:2 gegen den FC Bayern München verloren geht.

BVB-Torwart Weidenfeller ist "stolz für Borussia Dortmund spielen zu dürfen"

Auch deshalb die Musik. „Can’t buy me love“ von den Beatles dröhnt aus den Lautsprechern, während die Spieler erscheinen. Eine Hommage an England und seine berühmteste Band. Und eine Botschaft, die sich an den FC Bayern München als Stellvertreter der internationalen Fußball-Großmächte richtet. Und natürlich an die versammelte schwarz-gelbe Familie. Sie soll lauten: Anderswo mag das große Geld sein, aber nur beim BVB gibt’s das große, glückliche Gefühlskino. An diesem Abend streift es alle Genres zwischen romantischer Liebesgeschichte und bittersüßer Tragödie.

Im ersten Moment dominiert die Trauer. Als der Abpfiff ertönt, sinken die Dortmunder in sich zusammen, liegen sie regungslos auf dem Rasen oder starren ins Nichts. Sie wissen, dass sie nah dran waren am finalen Coup gegen den übermächtig scheinenden Gegner, den sie gerade in der ersten Halbzeit in arge Schwierigkeiten bringen konnten. Mehr als es jede andere Mannschaft in dieser Königsklassen-Saison vermochte. Das allein ist eine Auszeichnung.

So wie die Reaktion der BVB-Fans, die ihre Lieblinge mit Ovationen adeln. „Final-Niederlagen werden nicht überall so gefeiert“, sagt der Abwehrstratege Mats Hummels. „Solche Menschen hinter sich zu wissen macht mich stolz für Borussia Dortmund spielen zu dürfen“, meint Torwart Roman Weidenfeller mit dem gebotenen Pathos und füllt damit das schwarz-gelbe Leitbild von der echten Liebe mit Leben. Doch nicht jeder ist dafür gleichermaßen empfänglich.

Es soll weitergehen mit der westfälischen Erfolgsgeschichte

Da steht sie, die Mannschaft. Auf der Bühne. Müde und traurig sehen die meisten Protagonisten aus. Fotografen machen Bilder. Die letzten Bilder von einer Mannschaft, die es so in Zukunft nicht mehr geben wird. Wembley ist die Stunde Null, der Beginn eines Neuanfangs, weil gravierende Einschnitte anstehen.

BVB weint in Wembley

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Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht.
Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht. © dpa | dpa
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Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht. © dpa | dpa
Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht.
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Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht.
Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht. © dpa | dpa
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Nach der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Spieler von Borussia Dortmund enttäuscht. © AFP | AFP
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Robert Lewandowski, der Stürmer, und Mario Götze, der Ausnahme-Könner, werden dieser im Zirkel des europäischen Spitzenfußballs ziemlich einzigartigen Mannschaft schon sehr bald den Rücken kehren. „Einige werden uns verlassen, von einigen weiß man es, von anderen noch nicht“, sagt Kapitän Sebastian Kehl. Das macht dieses verlorene Endspiel für die Zurückgelassenen nur noch bitterer, die Frage, ob sie der größten aller Trophäen in ihrem Leben noch einmal so nah kommen werden, noch existenzieller. Gleichzeitig – und das ist möglicherweise das Gute am schlechten Ergebnis – wird ein Kern dieser Mannschaft zurückbleiben, der weiter ein gemeinsames Ziel hat: Noch ein Finale dieser Art, nur mit anderem Ausgang. Daran wird der BVB alles setzen.

Trainer Jürgen Klopp richtet Blick auf das Endspiel in zwei Jahren in Berlin

Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des BVB, richtet das Wort an die Mannschaft. Er sagt, dass man auf das Erreichte stolz sein dürfe, dass es ein grandioses Jahr war. Und dass es weitergeht. „Im nächsten Jahr werden wir wieder ganz massiv angreifen“, kündigt der BVB-Boss forsch an. Sein Klub hat die Zuneigung Europas gewonnen, aber den Titel haben die Bayern. Das ist die Lehre dieses Jahres, dass Geld vielleicht keine Liebe, aber dafür Pokale kaufen kann. Die Borussia wird nun personell aufrüsten müssen, um den Abstand nach München nicht zu groß werden zu lassen.

Als es schon wieder hell wird in London, ist der Sound des Beatles-Klassikers nur noch eine Erinnerung. Die Musik, zu der Trainer Jürgen Klopp jetzt tanzt, ist eine andere. „Wir werden viel Arbeit haben, eine neue Mannschaft aufzubauen“, sagt er. „In zwei Jahren ist das Champions-League-Finale in Berlin. Das wäre ein guter Ort, um zurückzukehren.“