Stuttgart. Das Damen-Tennisturnier in Stuttgart ist das beliebteste der ganzen Damen-Tour. Anke Huber und Turnierdirektor Markus Günthardt schaffen für die Spielerinnen eine besondere Athmosphäre - das lockt auch Glamour-Girl Scharapowa ins Schwabenland. Die Russin hat aber Extrawünsche - ihrer Mutter zuliebe.
Es ranken sich viele wahre und unwahre Geschichten um das Stuttgarter Tennisturnier. Eine geht so: Wenn manche Spielerinnen ihr Hotelzimmer vor Turnierbeginn betreten, finden sie auf ihrem Kopfkissen als Betthupferl nicht etwas Süßes vor, sondern den Autoschlüssel für ein schmuckes Gefährt des Hauptsponsors. Turnierdirektor Markus Günthardt amüsieren diese Mythen jedes Mal aufs Neue. Doch einen Porsche bekommen die besten Spielerinnen nicht einfach so als Bonus geschenkt. Ausleihen dürfen sie ihn während der Woche so oft wie sie wollen, das schon, aber mit nach Hause bekommen sie den Sportwagen nur, wenn sie das Turnier am Ende auch gewinnen.
Doch auch ohne Antrittsgeschenk ist der Wettbewerb der beliebteste auf der WTA-Tour. Die Spielerinnen selbst haben ihn in diesem Jahr bereits zum vierten Mal dazu gewählt. "Ich mache mir eigentlich nichts aus Auszeichnungen", sagt Günthardt der Nachrichtenagentur dapd, "doch dieser kommt von den Spielerinnen und deshalb bedeutet er mir sehr viel."
"Wir kriechen ihnen nicht in den Hintern"
Der Schweizer und die Sportliche Leiterin Anke Huber wissen genau, was die Spielerinnen wollen. Sie können ihnen als ehemalige Tennisprofis viele Wünsche von den Lippen ablesen und ermöglichen ihnen während ihres Aufenthalts in Stuttgart viele Dinge, die sie von anderen Turnieren so nicht kennen. Es ist ein Rundum-sorglos-Paket.
"Doch wir kriechen ihnen nicht in den Hintern", versichert Günthardt. Jeden Wunsch können und wollen sie den mehrfachen Millionärinnen auch nicht erfüllen. Die Annehmlichkeiten, die ihnen aber zuteilwerden, reichen aus, damit die besten Spielerinnen des Planeten Jahr für Jahr in die baden-württembergische Landeshauptstadt kommen. Fast alle Großen haben das Turnier schon gewonnen: Martina Navratilova, Chris Evert, Martina Hingis - nur Steffi Graf fehlt in der Siegerliste.
Auch Glamour-Girl Scharapowa ist dabei
In diesem Jahr sind die ersten acht der Weltrangliste sogar allesamt vertreten. Erstmals mit dabei ist auch die Russin Maria Scharapowa. "Ein Weltstar", wie Günthardt die Weltranglistenzweite nennt. Und das Glamour-Girl der Szene hat natürlich seine Eigenarten und Extravaganzen. So wohnt sie mit ihrem sechsköpfigen Tross nicht im offiziellen Spielerhotel, das nur wenige Meter vom Center Court entfernt liegt, sondern in einer Luxusherberge inmitten der Stadt. Der Grund: ihre Mama liebt den morgendlichen Spaziergang durch den Stuttgarter Schlossgarten.
Es sind Kleinigkeiten, die in der Summe das Turnier für die Spielerinnen so einzigartig machen. Sie können nach dem Frühstück nicht nur bequem vom Buffet zu Fuß über einen Tunnel direkt auf den Trainingsplatz gehen, sie können auch bei einem schwäbischen Modehersteller einkaufen und ihr Auto auf der Teststrecke in Weissach nach Herzenslust bis ans Limit hochjagen. "In Stuttgart gibt es einfach nichts zu meckern", sagt die US-Open-Siegerin Samantha Stosur aus Australien.
Manche fordern schon höhere Zuschauerkapazität
Und seit dem vergangenen Jahr stimmen auch die Auftritte der deutschen Spielerinnen. Julia Görges holte als erste seit Anke Huber im Jahre 1994 wieder den Titel. In den Jahren zuvor schafften es deutsche Spielerinnen nur dank einer Wildcard ins erlesene Starterfeld. "Das erleichtert uns die Arbeit ungemein", sagt Günthardt, "weil wir nicht mehr um jeden Zuschauer kämpfen müssen."
Jetzt gibt es nach dem deutschen Aufschwung im Frauentennis sogar die ersten Stimmen, die fordern, dass die Kapazität der Halle deswegen auf 6.000 Plätze erweitert werden müsse. Bisher bietet die Arena Platz für 4.500 Menschen. "Das ist eine Grundsatzfrage, die gut überlegt werden muss", sagt Günthardt. Denn sein Leitspruch, der sich bisher bewährt hat, heißt: klein, aber fein. (dapd)