Kaiserslautern. .
Nach der überraschenden 2:0-Niederlage der Bayern auf dem Betzenberg gab es von Coach Louis van Gaal Kritik am WM-Überflieger Thomas Müller. Er hatte eine klare Torchance nicht genutzt.
Vom WM-Helden zum Sündenbock: Thomas Müller verschwand nach der ersten Pflichtspielpleite mit Fußball-Rekordmeister Bayern München seit vier Monaten wortlos in der Kabine. Erstmals musste sich der WM-Torschützenkönig sogar öffentlich von Trainer Louis van Gaal kritisieren lassen. „Das muss ein Tor sein. Da kann man nicht einfach sagen, dass man eine Chance verpasst hat. Es sind zwei Spieler daneben, das muss er sehen. Wir sind bei Bayern München, und da muss man Orientierung haben“, sagte Bayern-Coach van Gaal nach der überraschenden 0:2 (0:2)-Niederlage am Freitagabend bei Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern.
Müller war beim Stand von 0:0 und deutlicher Überlegenheit der Bayern nach einem feinen Doppelpass mit Bastian Schweinsteiger in der 24. Minute völlig frei vor FCK-Keeper Tobias Sippel aufgetaucht. Doch anstatt den Ball zu den besser postierten Mitspielern Miroslav Klose oder Ivica Olic zu passen, schoss der 20-Jährige selbst und zielte knapp am rechten Pfosten vorbei. Selbst die Lauterer waren verwundert, dass der Ball nicht wie gewohnt im Netz zappelte. „Den habe ich schon dringesehen“, meinte FCK-Trainer Marco Kurz.
Die vergebene Chance von Müller war der Weckruf für die Lauterer. Dagegen wurde der Doublegewinner von Minute zu Minute schläfriger. Die Spieler wollten die erste Niederlage der neuen Spielzeit - zuletzt unterlagen die Bayern im Champions-League-Finale in Madrid (0:2) - aber nicht überbewerten. „Das war ein Ausrutscher“, sagte FCB-Kapitän Mark van Bommel.
Bayern spüren die Nachwehen der WM
Dass die erste Niederlage in Kaiserslautern seit elf Jahren nur ein Versehen war, glaubt der Niederländer van Gaal nicht. Die Nachwehen der WM und die verkürzte Vorbereitung bekommt kaum ein Klub so deutlich zu spüren wie der FC Bayern. Die teilweise sehr schwerfällige Spielweise der Münchner weckte Erinnerungen an die Spielzeit nach der WM 1974, als die deutschen Weltmeister bei den Bayern kein Bein mehr auf den Boden bekamen und am Ende der Saison nur Zehnter wurden.
„Das wird ein ganz schwieriges Jahr für den FC Bayern“, sagte van Gaal, der wegen der Länderspiele der DFB-Auswahl gegen Belgien am 3. September und vier Tage später gegen Aserbaidschan erneut auf sieben seiner deutschen Stammkräfte verzichten muss. Dass auch Akteure wie der Belgier Daniel van Buyten nicht zur Verfügung stehen, macht die Situation nicht einfacher. Alleine der vom französischen Verband für drei Spiele gesperrte Franck Ribery kann in den kommenden zehn Tagen an seiner Form arbeiten, was van Gaal als „fantastisch“ bezeichnete.
Eine funktionierende Einheit kann man mit Ribery alleine aber natürlich nicht aufbauen. „Ich weiß auch nicht, ob wir Ende Oktober oder November wirklich schon in einer besseren Situation sind. Die Spieler haben keine gute Vorbereitung genossen. Es wird schwierig, in den kommenden Wochen alles im Gleichgewicht aufzubauen, weil meine Spieler ja immer weg sind. Und wenn sie von den Nationalteams zurück sind, kann ich nicht mehr ordentlich trainieren, weil wir drei Spiele in einer Woche haben“, sagte van Gaal, der selbst aber erst einmal eine kleine Auszeit nimmt und mit Ehefrau Truus in sein Ferienhaus nach Portugal fährt. Davon können ihn auch die Gerüchte um einen Wechsel von Mario Gomez zum FC Liverpool nicht abhalten. „Das entscheide nicht ich“, sagte van Gaal.
Sechs-Punkte-Start für die Roten Teufel
Derweil kommt für den 1. FC Kaiserslautern die Länderspielpause zur Unzeit. Dennoch feierten die Fans ausgelassen ihre erfolgreichen Torjäger Srdjan Lakic (36.) und Ivo Ilicevic (37.), der wegen einer Gelb-Roten-Karte (90+2) nun aber erstmal drei Wochen Pause hat.
Dass die Roten Teufel nach dem perfekten Sechs-Punkte-Start abheben könnten, glaubt Kurz jedoch nicht: „Es ist ein Wahnsinns-Geschenk, hier mit unseren Fans den deutschen Meister zu schlagen. Aber für uns zählt nur der Klassenerhalt.“ (sid)