Gelsenkirchen.

Er ist der spektakulärste Transfer in Schalkes Geschichte. Doch wie ein Superstar gibt sich Raul im Interview nicht. Eher wie ein Musterprofi, der auch mit 33 Jahren noch hohe Ziele hat. Das größte: Mit Schalke Meister zu werden.

Raul, vor einigen Tagen waren Sie in Düsseldorf in einem Box-Klub zu Gast. Müssen Sie auf Schalke eine neue Sportart lernen?


Raul (lacht): Nein, keine Sorge. In der Boxhalle habe ich nur einen Freund besucht. Er hat mir zwar auch ein paar Dinge gezeigt, aber ich werde nicht die Sportart wechseln. Ich bleibe doch lieber Fußballer.

Als Sie auf Schalke angefangen haben, kannten viele Mitspieler Sie nur von der Playstation. Wie gut kennen Sie inzwischen Ihre jungen Kollegen?


Raul: Ich bin sehr zufrieden mit der Eingewöhnungsphase. Menschlich haben wir eine tolle Mannschaft, und das ist sehr wichtig, wenn man zusammen Erfolg haben will. Wir arbeiten sehr hart und freuen uns, dass es jetzt bald losgeht.

Der Rummel um Sie ist unglaublich groß. Viele Fans tragen jetzt schon Ihr Trikot mit der Nummer sieben. Es ist die Rede davon, dass 50.000 Trikots mit Ihrem Namen verkauft werden…


„Über den Empfang der Leute bin ich sehr glücklich.“ Fotos: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
„Über den Empfang der Leute bin ich sehr glücklich.“ Fotos: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool

Raul: Über den Empfang der Leute hier bin ich sehr glücklich – damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Mir wurde zwar gesagt, dass die Schalker Fans die besten in Deutschland sind, aber das mit den Trikots ist wirklich unglaublich. Dafür bin ich total dankbar und hoffe, dass wir es den Fans mit vielen Siegen zurückzahlen können.

Für Schalke ist Ihre Verpflichtung der größte Transfer der Vereinsgeschichte. Warum haben Sie sich ausgerechnet für Königsblau entschieden?


Raul: Schalke war der Verein, der mir von Anfang an das größte Vertrauen geschenkt hat – Felix Magath hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben, dass er mich unbedingt in seiner Mannschaft haben will. Gleichzeitig wollte ich in einer Mannschaft spielen, die stark genug ist, um große Ziele zu erreichen. Und dieses Vertrauen habe ich in Schalke.

Sie hätten auch zum FC Liverpool in die englische Premier League gehen können…


Raul: Klar, es gab auch noch andere Angebote, einige aus England. Aber das ist Vergangenheit. Ich habe mich für Schalke entschieden, weil ich genau hier spielen wollte. In einem großen Verein mit tollen Fans und einem schönen Stadion, in einer starken Liga mit einer sehr wettbewerbsfähigen Mannschaft. Diese Herausforderung will ich annehmen und genießen.

Stimmt es, dass Sie niemals zu einem anderen spanischen Verein gewechselt wären, um nicht zum Gegner von Real Madrid zu werden. Bei Real sind Sie eine Ikone – vergleichbar mit dem legendären Alfredo di Stefano.


Raul (lächelt verlegen): Das wäre zumindest schwierig gewesen. Aber nach den vielen Jahren bei Real wollte ich auch einmal eine neue Erfahrung in einem anderen Land außerhalb Spaniens sammeln, ich wollte eine andere Kultur kennenlernen.

Was ist, wenn Schalke in der Champions League auf Real Madrid treffen sollte? Eine spanische Zeitung hat geschrieben, dass es in Ihrem Vertrag eine Klausel gibt, dass Sie dann nicht mitspielen dürfen.


Raul: Nein, das stimmt nicht – eine solche Klausel gibt es nicht in meinem Vertrag. Da ist nichts dran. Warten wir erstmal die Auslosung ab. Aber es wäre natürlich eine ganz spezielle Situation für mich, wenn dieser Fall eintreten sollte.

„Schalke hat das Potenzial für die Meisterschaft.“ Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
„Schalke hat das Potenzial für die Meisterschaft.“ Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool

War die Champions-League-Teilnahme auch ein Grund, um nach Schalke zu wechseln? Ihnen fehlen nur noch zwei Tore, um der erfolgreichste Schütze aller Zeiten in der Königsklasse zu werden.

Raul: Das war vielleicht ein Faktor für mich, aber nicht der entscheidende Grund. Wichtig war für mich ein Klub, in dem ich weiter auf dem höchsten Niveau Fußball spielen kann – auch in der Meisterschaft.

Sie haben das ganze Leben immer um den Titel gespielt, mit Real Madrid waren Sie sechsmal spanischer Meister. Schalke dagegen war zuletzt 1958 Deutscher Meister. Glauben Sie, dass Sie mit Schalke den Titel holen können?


Raul: Sicher, das ist ein klares Ziel, das wir formulieren, und in den nächsten Jahren wird es auch gelingen, das zu erreichen. Ich habe einen Vertrag über zwei Jahre – in dieser Zeit wollen wir das schaffen. Natürlich spielen in Deutschland immer viele Mannschaften oben mit, aber Schalke hat das Potenzial für die Meisterschaft. Davon bin ich überzeugt.

In Spanien haben Sie immer viele Tore gegen Louis van Gaal geschossen, als er noch Trainer beim FC Barcelona war. Auch hier ist van Gaal mit Bayern München Ihr größter Rivale…


Raul (lacht): Letzten Samstag im Supercup habe ich nicht gegen van Gaal getroffen. . . Aber es stimmt schon, es hat viele Spiele gegeben, in denen ich ganz gut getroffen habe, wenn es gegen die Mannschaft von van Gaal ging.

Die Spieler von Real werden <die Galaktischen> genannt. Sie mögen diesen Begriff nicht so sehr. Warum?


Raul: Nein, diese Bezeichnung mag ich nicht. Wissen Sie: In einer Mannschaft ist es wichtig, dass die Gruppe geschlossen ist. Natürlich muss es besondere Elemente geben, aber das Entscheidende ist, dass alle an einem Strang ziehen. Nur so kann man seine Ziele erreichen. Die <Galaktischen> sind ein Begriff der Medien, der mit der Realität nichts zu tun hat. Davon halte ich nichts.

„Felix Magath hat mir ein gutes Gefühl gegeben.“ Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool
„Felix Magath hat mir ein gutes Gefühl gegeben.“ Foto: Martin Möller / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Trotz Ihrer vielen Erfolge sind Sie als Mensch sehr bescheiden. Sie gelten sogar als Musterprofi. Es gibt die Geschichte, dass Sie sich in Ihrem Haus sogar eine Höhenkammer eingerichtet haben, um Ihren Körper zu pflegen und immer fit zu sein.

Raul: Fußball ist mein Beruf – das ist es, was ich am liebsten mache. Und zu diesem Beruf gehört es, sich so gut wie möglich zu regenerieren und seinen Körper zu pflegen. Das gilt auch für zu Hause: Dort will ich einfach die besten Bedingungen haben, damit ich im Training und im Spiel meine Leistung abrufen kann. Das werde ich auch weiterhin tun. Auch hier auf Schalke werde ich mir diese Stunde Zeit nehmen, um meinen Körper in guter Verfassung zu halten. Wenn man gut vorbereitet ist, kann man den Aufgaben gelassen entgegen sehen.

Wie gut sind Sie denn heute noch mit 33 Jahren?


Raul: Ich bin keine 20 mehr (lächelt). Aber ich habe eine unglaublich große Vorfreude, diese Herausforderung anzunehmen, die für meine Karriere sehr wichtig ist. Es sind die großen Herausforderungen, nach denen man im Leben strebt. Und Schalke ist eine sehr große Herausforderung für mich.

Felix Magath hat gesagt, dass er Sie in das Zentrum des Schalker Spiels stellen wird. Er will noch neue Spieler kaufen, damit Sie Ihre Klasse ausspielen können. Haben Sie einen Wunsch für die Verstärkung?


Raul: Bisher bin ich sehr zufrieden mit den Spielern, die wir haben. Es ist allein Sache des Trainers zu entscheiden, ob noch ein Neuzugang kommt.

Es gibt sogar die Überlegung von Magath, Sie zum Kapitän zu machen.


Raul: Nun ja, das ist für mich im Moment sicher nicht das Wichtigste. Da gibt es bei uns genügend andere Spieler. Ich versuche, der Mannschaft auch so mit meiner Erfahrung zu helfen. Zum Beispiel nach Niederlagen: Dann ist es wichtig, positiv einzuwirken, damit die Gruppe weiter geschlossen auftritt. Gerade gegenüber den jungen Spielern kann man dann viel bewirken.

„Ich werde auch Deutsch lernen.“ Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool
„Ich werde auch Deutsch lernen.“ Foto: Joachim Kleine-Büning/WAZ Fotopool © WAZ Fotopool

Sprechen Sie schon ein paar Wörter Deutsch, um sich verständlich zu machen?

Raul: Das eine oder andere Wort, das auf dem Fußballplatz wichtig ist: Rechts, links, Hintermann, Vorsicht. Im Moment reden wir auf dem Platz auf Englisch, Deutsch und Spanisch, denn es gibt ja noch andere Spieler bei uns, die Spanisch sprechen. Ich werde aber auch Deutsch lernen, zweimal pro Woche übe ich mit einem Lehrer. Der Unterricht hat in dieser Woche begonnen.

Sie leben mit Ihrer Familie in Düsseldorf. Haben Sie schon ein Haus gefunden?


Raul: Ja, das ist schon alles erledigt. Wir haben ein schönes Haus im Zooviertel gefunden. Ich bin sehr zufrieden, wie der Verein mit unterstützt hat – zum Beispiel auch bei der Einschulung meiner Kinder.

Sie haben fünf Kinder, vier Jungs und ein kleines Mädchen. Spielen die großen Jungs auch Fußball?


Raul: Ja sicher, alle lieben den Fußball. Ich weiß aber noch nicht, ob sie in der Schule Fußball spielen werden, oder in einem Verein. Schalke ist aufgrund der Entfernung von Düsseldorf für die Jungs ein bisschen schwierig.

Und das spanische Leben? Haben Sie schon ein spanisches Restaurant für Ihre Familie entdeckt?


Raul: Man hat mir gesagt, dass es wunderbare spanische Restaurants hier gibt. Aber bisher hat die Zeit gefehlt. Zunächst haben wir immer im Hotel gegessen, und nun freuen wir uns auf das Essen zu Hause – a la casa.