Kopenhagen. Jubel am Zuckerhut: Rio de Janeiro hat überraschend den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2016 erhalten. Damit finden die Spiele erstmals in Südamerika statt. Das als Favorit gehandelte und von US-Präsident Obama unterstützte Chicago war schon im ersten Wahlgang gescheitert.
Rio erinnerte in seiner Präsentation immer wieder an seine Highlights wie die Christus-Statue und den Karneval. Dabei versuchten die Brasilianer in Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch alle IOC-Mitglieder anzusprechen. Rio setzte nach fünf gescheiterten Anläufen auf den Moment des Augenblicks und pure Emotionen durch brasilianische Rhythmen und schöne Bilder. "Für die anderen wäre es nur ein weiteres Olympia, in Rio wären es Spiele für ganz Brasilien und Südamerika", rief der charismatische Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva in seiner sechsminütigen Rede vom Podium und warb mit der Aussicht auf Olympia unterm Zuckerhut und am berühmten Sandstrand von Copacabana. Das überzeugte die IOC-Mitglieder offenbar, von denen viele kurz vor der Wahl noch unentschlossen waren.
Chicago war trotz des Engagements des US-Präsidentenpaars mit seiner Bewerbung früh gescheitert. Die US-Metropole erhielt in der ersten Abstimmungsrunde des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am Freitag in Kopenhagen die wenigsten Stimmen, in der zweiten Runde schied die japanische Hauptstadt Tokio aus.
Großer Einsatz von Obama
US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle waren persönlich nach Kopenhagen gereist, um für Chicago als Austragungsort der Spiele zu werben. Der auf Hawaii geborene Obama verbrachte fast 25 Jahre in Chicago und war Senator von Illinois. Die First Lady Michelle Obama ist in Chicago geboren und aufgewachsen.
Mit einer letzten Präsentation hatten die Bewerberstädte für die Olympischen Spiele 2016 am Freitag in Kopenhagen noch einmal für sich geworben. Vor der Abstimmung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) am späten Nachmittag war völlig offen, welche der vier Städte schließlich den Zuschlag erhält. US-Präsident Barack Obama und seine Frau Michelle hatten sich persönlich an die IOC-Mitglieder appelliert, sich für ihre Heimatstadt Chicago zu entscheiden. «Die Stadt Chicago und die Vereinigten Staaten von Amerika werden die Welt stolz machen», sagte Obama, der für die abschließende Präsentation eigens nach Kopenhagen gereist war. Obama gab in Kopenhagen eine Liebeserklärung für seine Heimatstadt ab und präsentierte seine First Lady Michelle als "gutes Verkaufsargument". Zusammen gaben sich beide als unwiderstehliches Paar, das sich vor den Augen der 103 anwesenden IOC-Mitgliedern auf der Bühne liebevoll küsste.
Viele IOC-Mitglieder galten vor den 45-minütigen Präsentationen noch als unentschlossen. Manche sagten, ein so enges Rennen habe es noch nie gegeben.
Tokio ist Außenseiter
Die geringsten Chancen wurden Tokio eingeräumt. Der japanische Ministerpräsident Yukio Hatoyama verwies am Freitag darauf, dass die Stadt Vorbildcharakter in Sachen Sicherheit und Umweltschutz habe. Doch Tokio ist es nicht gelungen, ausreichend Begeisterung und Leidenschaft für seine Bewerbung zu entfachen. Zudem war die Stadt bereits einmal Gastgeberin der Olympischen Spiele.
Dagegen gab es noch nie Olympische Spiele in Südamerika - ein Argument, das sich Rio de Janeiro zunutze machte. Es sei Zeit, dieses «Ungleichgewicht» zu beseitigen, appellierte der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva an die IOC-Mitglieder. Rio setzte nach fünf gescheiterten Anläufen auf den Moment des Augenblicks und pure Emotionen durch brasilianische Rhythmen und schöne Bilder. "Für die anderen wäre es nur ein weiteres Olympia, in Rio wären es Spiele für ganz Brasilien und Südamerika", rief der charismatische Luiz Inacio Lula da Silva in seiner sechsminütigen Rede vom Podium und warb mit der Aussicht auf Olympia unterm Zuckerhut und am berühmten Sandstrand von Copacabana.
Als letzte Stadt präsentierte sich Madrid. Der spanische Regierungschef José Luis Rodriguez Zapatero betonte, dass 77 Prozent der für die Spiele benötigten Infrastruktur bereits vorhanden sei. Gegen die spanische Hauptstadt sprach allerdings, dass die Sommerspiele 2012 bereits in Europa stattfinden, nämlich in London.
Chicago versuchte noch in letzter Minute, mit der Charme-Offensive der Obamas zu punkten. Noch nie zuvor hatte sich ein US-Präsident mit solch großem persönlichen Engagement für eine Olympia-Bewerbung eingesetzt. (afp/ap/sid)