Essen. Giulia Gwinn vertritt gegen Österreich die verletzte Alexandra Popp als DFB-Kapitänin. Eine Entscheidung mit Weitblick. Ein Kommentar.

Merle Frohms hat die Zeichen der Zeit erkannt: „Es besteht jetzt eine Chance für andere Spielerinnen, präsenter zu sein, Rollen neu zu definieren und anzunehmen“, sagt die deutsche Nationaltorhüterin. Den DFB-Frauen steht nicht nur ein Umbruch bevor, er ist bereits im vollen Gange. Wenn das Team von Trainer Horst Hrubesch am Freitag im ersten Spiel der EM-Qualifikation gegen Österreich (20.30 Uhr/ARD) antritt, dann werden einige Gesichter fehlen, die dem deutschen Frauenfußball in den vergangenen Jahren Charakter verliehen haben: Kapitänin Alexandra Popp und Marina Hegering fehlen verletzt. Popps Vertreterin Svenja Huth ist zurückgetreten.

Hinzu kommt: Die 2022er-Vizeeuropameisterinnen Lina Magull und Sara Däbritz haben ihre Stammplätze verloren, Sara Doorsoun kommt immer seltener zum Einsatz. Bis auf Magull und Däbritz (beide 29) sind sie alle über 30 Jahre alt. Die Zukunft gehört anderen.

Gwinn will mehr Verantwortung übernehmen

In Abwesenheit der bisherigen Frontfrauen, die sich auch nach Enttäuschungen authentisch vor den Kameras zeigten, können nun jene hervortreten, die sportlich schon länger zur ersten Reihe gehören. Das macht Interimscoach Hrubesch auch bei der Wahl seiner Interimskapitänin Giulia Gwinn deutlich. Eine richtige und und richtungsweisende Entscheidung. Der jüngeren Generation gilt die social-media-affine Rechtsverteidigerin des FC Bayern schon lange als neues Gesicht des deutschen Frauenfußballs.

Übernimmt auch auf dem Platz Verantwortung: Giulia Gwinn beim Elfmeter gegen Frankreich.
Übernimmt auch auf dem Platz Verantwortung: Giulia Gwinn beim Elfmeter gegen Frankreich. © firo Sportphoto/SPP | Marcio Machado

Nachdem sie sich von ihrem zweiten Kreuzbandriss erholt hatte, war Gwinn erstarkt zurückgekommen – auf und neben dem Platz. „Ich möchte Verantwortung übernehmen und das auch verkörpern“, hatte Gwinn zuletzt gesagt: „Wer sich wegduckt, bewirkt nichts.“

Wertschätzung auch für Bald-Münchenerin Lena Oberdorf

Das Übergangsamt ist eine Wertschätzung für die Münchenerin – genauso die Ernennung ihrer Bald-Klubkollegin Lena Oberdorf zur Stellvertreterin. Mit ihren 24 und 22 Jahren sind sie auf dem Platz längst wichtige Stützen der Mannschaft.

Ihre Aufgabe ist es nun, voranzugehen, weitere junge Kräfte wie Klara Bühl und Jule Brand dazu zu ermutigen, den nächsten Schritt zu gehen. Zu zeigen: Es wird neue Frontfrauen geben.