Frankfurt. Das DFB-Pokal-Viertelfinale mit Topklubs und die Auslosung der EM-Qualifikation bescheren dem deutschen Frauenfußball neue Aufmerksamkeit.

Frankfurt gegen Duisburg hieß im deutschen Frauenfußball mal ein Duell, in dem sich die Besten begegneten. Unvergessen das DFB-Pokalfinale 2003, als die Frauen noch das Vorspiel im Berliner Olympiastadion zu den Männern bestritten. Ausgerechnet Martina Voss-Tecklenburg unterlief für den FCR Duisburg im letzten Spiel ihrer aktiven Karriere kurz vor Schluss ein Eigentor, das den 1. FFC Frankfurt mit Birgit Prinz zum Cupsieger machte. Erst mit einigem Abstand sollte die spätere Bundestrainerin über ihr Missgeschick schmunzeln können.

Wenn jetzt Eintracht Frankfurt und der MSV Duisburg im Viertelfinale des Pokals an diesem Dienstag, 18.30 Uhr, aufeinandertreffen, sind die beiden Frauenvereine längst Geschichte. Die neuen Trägerklubs finden sich in ganz unterschiedlichen Positionen: Während der MSV mit seinen in der Bundesliga noch sieglosen Frauen womöglich absteigt, verfolgt die Eintracht ambitionierte Ziele. Nach dem überflüssigen Aus in der Champions League will Frankfurts Trainer Niko Arnautis „alles dransetzen, ins Halbfinale einzuziehen, damit unser Traum aufs Finale weiterlebt“. Nun wird anlässlich des Internationalen Frauentags am Freitag der kommende Spieltag kostenlos auf den Plattformen der privaten Streaming-Anbieter Magenta und Dazn und bei den öffentlich-rechtlichen Sender angeboten. Die sechs Live-Übertragungen laufen unter dem Motto „ein Spieltag für alle“, um mehr Sichtbarkeit zu erzeugen.

Strahlkraft der starken Marken spielt Schlüsselrolle

Der Bundesliga-Dritte ist genauso klarer Favorit wie der Meister FC Bayern bei Carl-Zeiss Jena und der Titelverteidiger VfL Wolfsburg bei der TSG Hoffenheim. Das Viertelfinale komplettiert das West-Duell Bayer Leverkusen gegen SGS Essen, wobei der Werksklub seine Spielerinnen mit dem Umzug in die BayArena anspornt. Der Bezahlsender Sky als Rechteinhaber bietet eine Live-Konferenz der zeitgleich angepfiffenen Begegnungen an.

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Gut möglich, dass im Halbfinale die namhaften Lizenzvereine unter sich sind. Die Strahlkraft der reichweitenstarken Marken spielt nach wie vor die Schlüsselrolle, die Aufmerksamkeit zu vergrößern. In seinem Wachstumsplan hält der DFB fest, dass der Frauenfußball gegenüber dem Männerfußball „in der Organisation 70 Jahre, im Bundesliga-Betrieb 34 Jahre und als Live-Medienprodukt 21 Jahre im Rückstand“ ist. Der 1. FC Köln setzt nach dem Internationalen Frauentag am Freitag ein Zeichen, in dem das Bundesligaspiel gegen Werder Bremen (Sonntag 14 Uhr) im großen Stadion steigt. 38.365 Fans gegen Frankfurt manifestierten in der Domstadt vor einem Jahr die neue Bestmarke. Die Highlightspiele haben mitgeholfen, die Basis auch für den Alltag zu verbreitern.

Auslosung der EM-Qualifikation

Bei knapp 2700 Besuchern liegt aktuell der Liga-Schnitt – immerhin fast dreimal so viel wie vor der EM 2022. Im Vorjahr vermeldete der DFB zudem erstmals ein ausverkauftes Haus für das seit 2010 in Köln ausgetragene Pokalfinale, wo seit 2015 stets Wolfsburg reüssiert hat. Auch jetzt peilt das Team von DFB-Kapitänin Alexandra Popp natürlich das Endspiel (9. Mai) an.

Dass die Nationalspielerinnen ungeachtet des desaströsen WM-Auftritts immer noch immense Beliebtheit besitzen, hat die Quote von 5,59 Millionen TV-Zuschauern beim Entscheidungsspiel um die Olympia-Qualifikation gegen die Niederlande gezeigt. Und die nächsten Höhepunkte kündigen sich schon an: Wie es der Zufall will, lost die Uefa an diesem Dienstag (13 Uhr) auch die EM-Qualifikation aus, die nach langen Konsultationen in ein völlig neues Format gegossen wird.

Die oft wenig aussagekräftigen Qualifikationsspiele werden durch ein Ligen-System ersetzt. Als Grundlage dient die neue Nations League: Deutschland ist zwar als Teilnehmer am Final Four genau wie Spanien, Frankreich und Niederlande im ersten Topf gesetzt, kann aber in der A-Liga trotzdem eine Gruppe mit Vizeweltmeister England, dem WM-Dritten Schweden und Irland erwischen. Eine leichtere Variante wäre eine Konstellation mit Österreich, Island und Tschechien.

Neuer Modus für mehr Spannung und bessere Vermarktungsmöglichkeiten

Die Gruppensieger und –zweiten sind direkt bei der EM-Endrunde 2025 in der Schweiz dabei, die restlichen Plätzen werden über zwei Play-off-Runden im Herbst vergeben. Uefa-Direktorin Nadine Keßler verspricht sich vom neuen Modus mehr Spannung und bessere Vermarktungsmöglichkeiten, wobei die Sponsoring- und Medienrechte bislang noch bei den Nationalverbänden geblieben sind. Ziel sei es, „eine starke und offene europäische Fußball-Pyramide zu schaffen“. Für einige dreht die frühere Weltfußballerin gerade das Rad ein bisschen zu schnell.

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Dass die drei Doppelspieltage der EM-Qualifikation jetzt noch bis Sommer durchgezogen werden, ist für Nationalteams grenzwertig, die wie die DFB-Frauen das Paris-Ticket gelöst haben. Denn auf das letzte EM-Qualifikationsspiel am 16. Juli folgt direkt das Olympische Fußballturnier (26. Juli bis 11. August). Im Grunde haben Popp und Co. erneut keine richtige Sommerpause. Im Ringen um mehr Sichtbarkeit für den Frauenfußball werden solche Nachteile einfach mal in Kauf genommen.