Berlin. Es war ein Dämpfer im Vorrundenfinale: Deutschlands Handballer verloren 30:33 gegen Frankreich. Nun geht es in Köln weiter.

Mit leisem Applaus ging die Vorrunde in Berlin am Dienstagabend zu Ende. Die deutschen Handballer blickten erschöpft auf die Zuschauerränge, die erste Turnierphase endete mit einer 30:33-Niederlage (15:17) gegen Frankreich. Eine kleine Enttäuschung. 13.571 Zuschauer sahen ein spannendes Spiel, bei dem sich das deutsche Team phasenweise hervorragend verkauft hatte, sich am Ende aber der individuellen Klasse des Gegners beugen musste. Nun geht es in der Hauptrunde in Köln weiter. Vier Spiele stehen an, ab Donnerstag geht es im Zwei-Tages-Rhythmus gegen Island (Donnerstag), Österreich (Samstag), Ungarn (Montag) und Kroatien (Mittwoch). Und dann ins Halbfinale?

Da hat auch Eberhard ab Donnerstag mitzuentscheiden. Ab der Hauptrunde wird das Schwäbisch-Hällische Schwein im Kölner Zoo als Orakel den Ausgang der weiteren Turnierspiele des deutschen Teams vorhersagen, indem es sich an jedem Spieltag für einen von drei Futterbällen entscheiden und damit prophezeit, ob das Team von Bundestrainer Alfred Gislason gewinnt, verliert oder remis spielt. Abseits dieser tierischen Spielerei ist die Ausgangslage aber eine ernüchternde: Das Team von Bundestrainer Alfred Gislason geht mit null Punkten in die zweite Turnierphase, nur die Zähler gegen ebenfalls qualifizierte Teams werden mitgenommen.

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Handball-EM 2024: Auch stark eingeschätzte Norweger unter Druck

In der zweiten Hauptrundengruppe in Hamburg werden schon ab heute zwei Halbfinalteilnehmer ermittelt. Mit Siegen in allen Spielen zogen nur die Titelverteidiger Schweden, Weltmeister Dänemark, Slowenien und Ungarn in die zweite Turnierphase ein. Selbst die als sehr stark eingeschätzten Norweger stehen nach einer Vorrunde mit nur einem Sieg mit Blick aufs Halbfinale enorm unter Druck.

Einen gewissen Druck verspürten auch die deutschen Handballer, als sie am Dienstagabend im Vorrundenfinale gegen Frankreich antraten. Bisher hatte sich das junge deutsche Team gut verkauft beim 27:14-Auftakt gegen die Schweiz und beim 34:25 gegen Nordmazedonien. Doch klar war: Frankreich würde nun die erste richtige Hürde sein. De facto der Beginn der Hauptrunde.

Die Partie war ein regelrechtes Hochgeschwindigkeitsspiel. Johannes Golla mit zwei Treffern und Juri Knorr brachten Deutschland schnell mit 3:0 in Führung, in der siebten Minute parierte Torwart Andreas Wolff einen Kempa-Versuch von Frankreichs Superstar Nikola Karabatic. Die Halle bebte. Immer wieder kamen die Deutschen in der Anfangsphase über den Kreis zu Erfolgen und nutzten so die Schwachstelle, die am vorangegangenen Spieltag die Schweizer bei ihrem 26:26 gegen die Grande Nation offengelegt hatten.

Handball-EM 2024: Nikola Karabatic wird ausgebuht

Bis zu diesem Zeitpunkt war Frankreich, trainiert vom ehemaligen Hamburger Bundesligaspieler Guillaume Gille, noch nicht voll im Turnier angekommen. Das änderte sich nun allerdings. Die erfahrenen Stars wie Nikola und Luka Karabatic, Nedim Remili oder Ludovic Fabregas erholten sich schnell und gaben die passenden Antworten. Erfahrung haben sie genug, acht Akteure im französischen Aufgebot haben schon über 100 Länderspiele bestritten.

Ein Kader, der für die ganz großen Spiele konzipiert wurde. Blitzschnell nutzten sie deutsche Fehler aus und kämpften sich in der zwölften Minute auf 6:6 heran. Nun war es eng, nun blieb es eng. 15:15 stand es in der 28. Minute, Spielmacher Knorr hatte vier Treffer erzielt, war wieder Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels. Andreas Wolff hielt phasenweise stark, aber gegen die geballte Klasse der Franzosen war auch er bei manchem Wurf machtlos.

Frankreichs Nikola Karabatic feiert einen Treffer.
Frankreichs Nikola Karabatic feiert einen Treffer. © Getty Images | Maja Hitij

Die Blicke ruhten auch auf Nikola Karabatic, dem 39-jährigen Rückraumspieler, der die letzte EM in seiner mit Erfolgen gepflasterten Karriere bestreitet. Karabatic spielte diesmal von Beginn an. Vier Tore erzielte er am Ende insgesamt, die Einstellung des EM-Torrekords ist nur noch vier Treffer entfernt. Erst in den finalen Minuten der ersten Halbzeit setzte sich Frankreich mit zwei Toren zum 17:15 ab.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Gegentreffer durch Karabatic und einen vergeben Siebenmeter von Juri Knorr – also unter anderen Voraussetzungen als die erste. Nun war das Gislason-Team der Jäger, und lange war es wieder eine enge Kiste. Lukas Mertens traf zum 22:23-Anschluss, Knorr zum 23:24, Golla zum 24:25 und Knorr in der 48. Minute schließlich zum 25:25. Als Kai Häfner Sekunden darauf das 26:25 erzielte, war der Applaus ohrenbetäubend. Doch die Franzosen blieben cool, zogen auf drei Tore davon. Als Nikola Karabatic am Ende zum besten Spieler erklärt wurde, gab es Pfiffe. Karabatic lächelte – ihm war es in diesem Moment herzlich egal.