Dortmund. Lange überlegen und geführt, am Ende doch wieder nur ein Punkt: Dortmund verabschiedet sich mit 1:1 gegen Mainz in die Winterpause.

Spätestens nach einer Stunde wurde es unruhiger im Dortmunder Stadion. Am Ende gab es Pfiffe. Die Gründe dafür lieferten die Profis von Borussia Dortmund. Nach einer drückend überlegenen ersten Halbzeit stellte die Mannschaft am Dienstagabend vor 80.350 Zuschauerinnen und Zuschauern das Fußballspielen ein, wurde zu passiv.

Das führte letztlich zu einem biederen 1:1 (1:1) gegen Abstiegskandidat Mainz 05 zum Ende eines maßlos enttäuschenden Bundesliga-Halbjahres, das der Vize-Champion sieben Monate nach dem Titel-Drama gegen selbigen Gegner nicht auf einem Champions-League-Platz abschließen wird. Julian Brandts Führungstor per Freistoß (29.) reichte nicht, weil Sepp van den Berg zum Ausgleich einköpfte (43.). Zum Weihnachtsfest gibt es 2023 in Dortmund Krise.

BVB: Zwei Änderungen nach Augsburg-Spiel

Im Vergleich zum 1:1 gegen den FC Augsburg am vergangenen Samstag nahm Trainer Edin Terzic zwei Änderungen vor. Mats Hummels rückte nach abgesessener Rot-Sperre wieder in die Innenverteidigung neben Nico Schlotterbeck. Dafür musste Niklas Süle auf die Bank. Im Mittelfeld lief der zuletzte angeschlagene Marcel Sabitzer im zentralen Mittelfeld auf, Julian Brandt rückte in eine offensivere Rolle vor - und damit war zum ersten Mal in der Bundesliga seit dem 1:2 in Stuttgart Mitte November kein Platz in der Startelf für Marco Reus.

Unzufrieden: BVB-Trainer Edin Terzic während der Partie gegen Mainz.
Unzufrieden: BVB-Trainer Edin Terzic während der Partie gegen Mainz. © AFP | Uwe Kraft

Auch, weil Terzic Jamie Bynoe-Gittens eine neue Bewährungsprobe einräumte. Der 19-Jährige wirkte jüngst überspielt, verzettelte sich in Dribblings, übersah besser postierte Mitspieler. Gegen Mainz aber zählte Bynoe-Gittens anfangs zu den stärksten Dortmundern, die deutlich stabiler, strukturierter auftraten - und im letzten Spieldrittel präziser in ihren Zuspielen waren.

BVB: Treffer durch Brandt eine kurze Befreiung

Wie in jenem Umschaltmoment in der achten Minute, als der Ball über Sabitzer und Niclas Füllkrug bei Bynoe-Gittens landete, der ihn an die Latte zimmerte. Donyell Malen scheiterte drei Minuten später am Mainzer Torwart Daniel Batz, Bynoe-Gittens schoss später knapp rechts vorbei.

Sollte wieder die Chancenverwertung zum Problemfall werden? Manchmal benötigt man in solchen Momenten eine Standardsituation. Wie in der 29. Minute: Sabitzer zog ein Foul an der Strafraumkante, Julian Brandt trat an und schlenzte den Ball mit rechts in den linken Winkel. 1:0, ein (kurz) befreiender Treffer.

Zeigt nach oben: Dortmunds Julian Brandt nach seinem Freistoßtreffer gegen Mainz.
Zeigt nach oben: Dortmunds Julian Brandt nach seinem Freistoßtreffer gegen Mainz. © Getty Images | Christof Koepsel

Der allerdings nicht half, die Genauigkeit im Strafraum zu erhöhen. Erst setzte Sabitzer nämlich den nächsten Schuss ans Aluminium (31.), dann übersah Füllkrug den mitgelaufenen und alleingelassenen Malen. Ein Pass statt ein unplatzierter Abschluss direkt auf Torhüter Batz, es hätte das 2:0 sein müssen (33.).

BVB: Chancenverwertung wieder ein Problem

Und damit ist dann doch das altbekannte Ärgernis, die mangelnde Effektivität, wieder zum Thema geworden. Weil die Dortmunder für einen Moment nicht aufmerksam waren, als ein Eckball über den Strafraum hinweg segelte. So konnte dann Philipp Mwene von der anderen Seite ohne Zeitdruck eine neue Flanke schlagen, der frühere Schalker Sepp van den Berg höher als Füllkrug springen und zum Ausgleich einköpfen (43.). Ein Halbzeitergebnis, das ob der drückenden Dortmunder Überlegenheit und akuten Mainzer Harmlosigkeit so niemals auf der Anzeigetafel hätte stehen dürfen.

Der Ex-Schalker Sepp van den Berg reißt nach seinem Ausgleich die Arme in die Höhe.
Der Ex-Schalker Sepp van den Berg reißt nach seinem Ausgleich die Arme in die Höhe. © Getty Images | Leon Kuegeler

Diese Erkenntnis steht sinnbildlich für diese BVB-Saison. Genauso die Tatsache, dass in Mainz ein unterlegener Gegner urplötzlich zu Beginn der zweiten Halbzeit mehr Einfluss kam, durchaus einem zweiten Tor nahe kam. Die Dortmunder Südtribüne, die vor Anpfiff mit einer Choreografie an die Vereinsgründung vor 114 Jahren erinnerte, wurde unruhiger.

BVB plötzlich wieder viel zu passiv

Beim BVB zog dann wieder enorme Passivität ein. In der eigenen Hälfte boten die Dortmunder zudem immer mehr Freiräume an, konnten sich glücklich schätzen, dass die Mainzer Offensive wenig durchsetzungsstark war. Gregor Kobel musste zwar bloß einen Freistoß von Marco Richter abwehren (68.), insgesamt aber machte es den Anschein, als dass dem Abstiegskandidaten nur eine erfolgreiche Kombination zum Führungstor fehlte.

Der BVB brachte derweil offensiv nichts mehr auf den Rasen. Er jubelte noch mal kurz, doch Giovanni Reynas Kopfballtor wurde wegen Abseits zurückgepfiffen (90.). Ein spielerischer Offenbarungseid.

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