München. Vor dem Oktoberfestbesuch schenkt der FC Bayern dem VfL Bochum sieben Tore ein. Nun kommt Borussia Mönchengladbach.
Es ist Oktoberfest in München, und nach dem flüssigen 7:0 gegen den dauertaumelnden VfL Bochum durften die Bayern schnell in den Wiesn-Modus schalten. Am Sonntag stand der traditionelle Besuch der Profis im Bierzelt an. Harry Kane, der 100-Millionen-Euro-Stürmer-Star, in Lederhosen? „Wenn ich in die Lederhose muss, dann muss er auch rein. Und er hat zumindest ein paar Wadeln, die ihn wärmer halten. Da kommt er morgen nicht drumrum“, sagte der bestens aufgelegte Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach der Machtdemonstration von Kane und seinem Team am Samstag.
Harry Kane war vom VfL Bochum nicht zu halten
Der Engländer erzielte seine Saisontore fünf bis sieben, das ist Vereinsrekord nach fünf Bundesliga-Spielen für den FC Bayern, bisher gehalten unter anderem von einem gewissen Gerd Müller (5 Tore). Der 30-Jährige verzückte zudem mit zwei blitzsauberen Torvorlagen. Kane war nicht zu halten vom VfL, und Tuchel hatte als neuer Tabellenführer ausnahmsweise mal nichts zu meckern. „Es sah einfacher aus, als es war. Wir haben die zweiten und dritten Bälle geholt, haben mit Ball schnell und schnörkellos gespielt, nicht nachgelassen. Einstellung und Herangehensweise waren top“, sagte Tuchel.
Negativ-Rekord eingestellt
Kane, Leroy Sané, Kingsley Coman, Alphonso Davies nahmen den VfL auseinander, von der ersten bis zur letzten Minute. Schon nach zwölf Minuten stand es 0:2, zur Pause 0:4, am Ende 0:7, begünstigt von katastrophalen individuellen Fehlern der Bochumer, etwa von Ivan Ordets oder Bernardo, bisherigen Leistungsträgern in der diesmal völlig überforderten Verteidigung. Nach vorne ging fast nichts.
Nur die Paraden von Torwart Manuel Riemann verhinderten eine noch höhere, historische Pleite: Mit dem dritten 0:7 in einem Bundesliga-Hinspiel gegen die Bayern in Folge – zwei Mal unter Trainer Thomas Reis, nun unter Thomas Letsch – hat Bochum seinen Negativ-Rekord erneut eingestellt. Mit 16 Gegentoren hinkt er dem Ziel, nach der Gegentorflut in der Vorsaison (72) mehr Stabilität zu bekommen, so weit hinterher wie am Samstag einem Punkt in der Allianz Arena.
Wachheit, Aggressivität, Kompaktheit? Fehlanzeige beim VfL
Nur kurz schlichen daher einige gedemütigte Bochumer Profis nach dem erlösenden Ende des Debakels Richtung Gästeblock, die rund 3500 VfL-Fans munterten sie einmal mehr auf. Dabei hatten ihre Spieler auf dem Rasen Wachheit, Aggressivität, Kompaktheit und mannschaftliche Geschlossenheit komplett vermissen lassen. „Wir waren immer einen Schritt zu spät, sind daher hinterhergelaufen“, sagte Sportdirektor Marc Lettau. Mittelfeldmann Kevin Stöger meinte frustriert: „Wir wollten mutig spielen, ein bisschen risikoreich, aber das ging schon in der ersten Minute völlig nach hinten los. Wir haben uns ein bisschen versteckt, keiner wollte den Ball haben.“
Der Ansatz, auch die Hochgeschwindigkeits-Techniker der Bayern früh in deren Hälfte zu attackieren und hoch zu verteidigen, ging damit schief. Lettau und Trainer Letsch aber verteidigten das frühe Pressing nach dem 0:7, auch wenn „dieser Ansatz heute nicht so funktioniert hat“, wie Letsch einräumte. Nach dem 0:3 stellte er um, erst auf eine Vierer-, nach der Pause auf eine rein defensive Fünferkette. Die Bochumer sahen weiterhin meist nur Bayerns Hacken.
Letsch ist von der Dreierkette überzeugt
An der neuen Gangart mit Dreierkette will Letsch weiterhin festhalten, nachdem Bochum gegen den BVB (1:1), in Augsburg (2:2) und gegen Frankfurt (1:1) überzeugt hatte. Letsch: „Wir können nicht nach drei Spielen sagen: Jawohl, die Mannschaft ist überzeugt von der Spielidee. Und nach einem Spiel dann sagen: Oje, das geht nicht.“
Schlüsselspiel gegen Borussia Mönchengladbach
Im eigenen Stadion soll im ersten Schlüsselspiel der jungen Saison gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nun der erste Sieg her. Der Druck steigt – auch angesichts der darauffolgenden Auswärtspartien in Leipzig und Freiburg.
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VfL-Trainer Letsch übt sich bereits wieder in Optimismus
Aber auch für die Fohlen vom neuen Coach Gerardo Seoane geht es bereits um viel: Bochum hat drei, die Borussia erst zwei Punkte. „Gladbach ist auch keine Hasentruppe, kommt aber nicht mit so breiter Brust zu uns“, sagte Letsch nach seiner höchsten Pleite in seinem Trainerleben.
„Anderes Gesicht zeigen“
Der 55-Jährige wirkte in der Allianz Arena schon in der Stunde nach der Schmach so gefasst wie optimistisch. „Wir haben heute bei den Bayern verloren, das Ergebnis tut uns allen weh. 0:7, das ist schrecklich. Aber es wird uns nicht umwerfen, es macht überhaupt nichts mit der Mannschaft. Am Schluss ist es eine Niederlage, die es aufzuarbeiten und wegzustecken gilt. Ich bin davon überzeugt, dass wir gegen Gladbach eine Reaktion, ein anderes Gesicht zeigen werden.“