Essen. Oliver Bierhoff ist zurückgetreten. Vermutlich war eine Trennung unvermeidbar. Beim DFB entstehen aber neue Probleme. Ein Kommentar.

Es passierte, was zu erwarten war. Oliver Bierhoff hat, bevor er degradiert oder gar entlassen worden wäre, die Konsequenzen aus dem erneuten Scheitern der Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft gezogen und seinen Rücktritt erklärt. Der Deutsche Fußball-Bund ist damit den Mann losgeworden, der für übertriebenen Kommerz und ausuferndes Marketing rund um das Nationalteam stand. Die Entfremdung vieler Fans von der DFB-Auswahl wird ihm maßgeblich zugeschrieben.

Vermutlich war eine Trennung nun tatsächlich unvermeidbar. Wie hätte man einen Aufschwung und erkennbare Erneuerungen mit demselben Führungspersonal verkaufen können? Das klappte schon mit Joachim Löw nach der WM 2018 nicht. Diesmal deutet einiges darauf hin, dass man an Bundestrainer Hansi Flick trotz aller Kritik festhalten wird. Damit war Oliver Bierhoff draußen.

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Es ist allerdings bedauerlich, dass es nach 18 Jahren so endete. Denn nicht einmal die Fraktion der Bierhoff-Kritiker wird leugnen können, dass der deutsche Fußball diesem Mann auch vieles zu verdanken hat. Als Macher und Manager hat er Großes geleistet, und das bleibt. Nachdem er 2004 gemeinsam mit Jürgen Klinsmann zunächst das Projekt Heim-WM 2006 in Angriff genommen hatte, entwickelte er das Nationalteam mit Joachim Löw so konsequent weiter, dass 2014 auch dank Oliver Bierhoffs perfekter Planung der WM-Titel heraussprang.

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Soll bloß niemand glauben, mit seinem Abgang seien alle Probleme gelöst. Es entstehen gerade sogar neue. Hansi Flick äußerte sich entsetzt, er sprach von einer Lücke, die „fachlich und menschlich“ geschlossen werden müsse. Man kann einem Bundestrainer nicht einfach irgendeinen Neuen zur Seite stellen und sagen: Nun macht mal schön. Es muss passen, in jeder Hinsicht.

Bierhoffs Nachfolger wird langen Atem haben müssen

Egal, wie der Nachfolger heißen wird: Nicht nur bei Flick wird er sich erst einmal Vertrauen erwerben müssen. Und wie Bierhoff am Anfang wird er Visionen und einen langen Atem haben müssen. Denn neue Spitzenspieler wird auch er nicht herbeizaubern können.