Frankfurt. Paukenschlag am Montagabend im deutschen Fußball: Der DFB gibt die Trennung des langjährigen Managers Oliver Bierhoff bekannt.

Die Zeit von Oliver Bierhoff (54) bei der Nationalmannschaft ist abgelaufen. Der langjährige DFB-Manager und der Verband haben sich darauf verständigt, seinen bis 2024 laufenden Vertrag vorzeitig aufzulösen. Das gab der DFB am Montagabend bekannt, nur wenige Tage nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der WM 2022. Bierhoff war beim Verband zuletzt „Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie“, über die Nachfolgeregelung sollen laut der Mitteilung die DFB-Gremien beraten.

Oliver Bierhoff nach DFB-Aus: "Ich mache den Weg frei"

„Oliver Bierhoff hat sich große Verdienste um den DFB erworben. Auch wenn die letzten Turniere hinter den sportlichen Zielen zurückblieben, steht er für große Momente. Sein Wirken wird für immer mit dem WM-Erfolg in Brasilien verbunden bleiben“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der Bierhoff „im Namen der DFB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für alles, was er für uns und den Fußball in Deutschland geleistet hat“, dankte.

Kommentar: Oliver Bierhoff ist vielen schon lange ein rotes Tuch

Bierhoff wird in der Mitteilung des DFB wie folgt zitiert: "Nach 18 Jahren in verantwortlichen Positionen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) habe ich mit sofortiger Wirkung meine Tätigkeit als Geschäftsführer Nationalmannschaften & Akademie beendet. Darauf habe ich mich heute mit Präsident Bernd Neuendorf verständigt. Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen."

Oliver Bierhoff.
Oliver Bierhoff. © AFP

Oliver Bierhoff wurde mit Deutschland Weltmeister

Höhepunkt von Bierhoffs Amtszeit war der WM-Titel 2014. Zuletzt musste der Europameister von 1996 aber drei Turnier-Enttäuschungen in Folge verantworten. „Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen“, sagte der 54-Jährige. Es sei „eine intensive, spannende und lehrreiche Zeit“ gewesen, „in der wir gemeinsam große Erfolge feiern konnten“.

Nach dem Vorrunden-Aus in Katar hatte Bierhoff signalisiert, seine Arbeit fortsetzen zu wollen, und einen Rücktritt ausgeschlossen. Für Mittwoch war ein Treffen mit Neuendorf, Vize Hans-Joachim Watzke, Bundestrainer Hansi Flick und Bierhoff in Frankfurt/Main angesetzt worden.

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Der DFB veröffentlichte ein langes Statement von Oliver Bierhoff. Die Erklärung im Wortlaut:

„Nach 18 Jahren in verantwortlichen Positionen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) habe ich mit sofortiger Wirkung meine Tätigkeit als Geschäftsführer Nationalmannschaften & Akademie beendet. Darauf habe ich mich heute mit Präsident Bernd Neuendorf verständigt. Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen.

Es war eine intensive, spannende und lehrreiche Zeit, in der wir gemeinsam große Erfolge feiern konnten, Rückschläge verarbeiten mussten und außergewöhnliche Projekte umsetzen durften. Meine Aufgabe war vom ersten bis zum letzten Tag Teamwork. Ich danke all den Menschen von Herzen, die mir in dieser Zeit mit ihrem Einsatz, ihren Ideen und ihrer Leidenschaft zur Seite gestanden haben. Ich bin stolz auf das, was ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern, unseren Nationaltrainerinnen und Nationaltrainern und den Betreuerstäben geleistet habe. Solche Teams um sich zu haben, war ein Privileg.

Mein Wirken war stets getrieben von der Überzeugung, mein Bestes für den DFB und die Nationalmannschaften zu geben. Umso mehr schmerzt mich das Abschneiden der Männer Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar. Ich gehe deshalb auch nicht ohne die nötige Selbstkritik. In den vergangenen vier Jahren haben wir es nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung.

Sein größter Erfolg als DFB-Funktionär: Oliver Bierhoff streckt 2014 den WM-Pokal in die Höhe.
Sein größter Erfolg als DFB-Funktionär: Oliver Bierhoff streckt 2014 den WM-Pokal in die Höhe. © firo

Voller Stolz blicke ich auf die Fortschritte und die Arbeit der DFB-Akademie. Ich bin überzeugt davon, dass sie einen maßgebenden Beitrag zur Entwicklung des deutschen Fußballs leisten wird. Dass ich dieses ehrgeizige Großprojekt von der Idee bis zur Realisierung über Jahrzehnte hinweg unter hohem persönlichem Einsatz begleiten durfte, war eine einzigartige Erfahrung. Dass nun unsere Nationalmannschaften auf dem neuen DFB-Campus eine Heimat gefunden haben, macht mich glücklich.

Ich wünsche dem DFB, seinen vielen engagierten Mitarbeitern, allen unter seinem Dach versammelten Verbänden und Klubs, Einrichtungen und Initiativen sowie unseren Nationalmannschaften viel Erfolg bei ihren wichtigen Aufgaben. Ich wünsche mir, dass die Fußball-Fans unsere Teams – ob Frauen, Männer oder Junioren – auch in Zukunft voller Leidenschaft unterstützen. Das gilt insbesondere für unsere Männer-Nationalmannschaft bei der Heim-Europameisterschaft 2024, bei der wir zehn Jahre nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in Brasilien wieder erfolgreich sein können.

Der Fußball hat mein Leben geprägt und wird mich weiter begleiten. Es war mir eine große Ehre, so lange für den deutschen Fußball gearbeitet zu haben.“