Doha. Im politischen aufgeladenen Gruppenspiel erreichen die USA durch ein 1:0 gegen den Iran das Achtelfinale – und trifft nun auf die Niederlande

Bunte Hüte mit dem Sternenbanner werden noch ein bisschen länger das Erscheinungsbild von Doha prägen. Zwar waren Anhänger der USA beim brisanten Kräftemessen mit dem Iran auf den Rängen eindeutig in der Unterzahl, aber auf dem Rasen gab der Mitausrichter der nächsten Weltmeisterschaft ein klares Statement für die Fortschritte im US-Soccer ab: Mit einem hochverdienten 1:0 (1:0) sicherten sich die US-Boys dank eines Tores von Christian Pulisic (38.) das Achtelfinalticket und verbuchten einen prestigeträchtigen Erfolg in der politisch so aufgeladenen Begegnung im Stadion Al Thumama, dessen stählerne Außenfassade unweit des Flughafens an eine Takke, eine gewebte Kopfbedeckung muslimischer Männer, erinnert.

Die Amerikaner können sich nun auf ein K.o.-Duell am Samstag gegen die Niederlande im Khalifa Stadion freuen.

Trainer versuchen sich als Friedensstifter

Auch wenn die Nationaltrainer Carlos Queiroz (Iran) und Gregg Berhalter (USA) sich tapfer als Friedensschlichter versucht hatten, kam natürlich kein gemeinsames Mannschaftsfoto wie noch beim bislang einzigen Aufeinandertreffen bei der WM 1998 mit dem im Iran frenetisch gefeierten 2:1-Sieg zustande. Stattdessen flammten die Spannungen der Erzfeinde bereits am Spieltag wieder auf.

Verletzte sich bei seinem Tor für die USA: Christian Pulisic
Verletzte sich bei seinem Tor für die USA: Christian Pulisic © AFP | AFP

So vermeldete der amerikanische Nachrichtensender CNN mit Verweis auf eine anonyme Quelle, dass die Regierung in Teheran den Familien der iranischen Fußballer mit Gefängnis und Folter gedroht haben soll, wenn sie sich nicht benehmen würden. Was vielleicht erklärt, warum auch diesmal fast alle die Hymnen mitsangen – allein Leverkusens Stürmer Sardar Azmoun bewegte kaum seine Lippen.

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Den Ton auf den Tribünen gaben ansonsten die Unterstützer vom „Team Melli“ an, wobei anders als bei der WM in Russland vorwiegend Männer das Erscheinungsbild prägten. In Deutschland lebende Aktivistinnen berichteten davon, dass die Mullahs von langer Hand vorbereitet hatten, 5000 regimetreue Anhänger kostenlos zu dieser Partie zu schicken. Doch auf dem Platz liefen die Iraner eine Halbzeit trotzdem nur hinterher. Die USA stellten das aktivere Team, das in Sachen Spielwitz, Handlungsschnelligkeit und Passsicherheit klare Vorteile besaß.

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Die Suche nach der Lücke gegen einen zunächst ausschließlich defensiv orientierten Gegner gestaltete sich zwar schwierig, aber dann sollte ein Pass des früheren Schalkers Weston McKennie der Türöffner sein: Rechtsverteidiger Sergino Dest köpfte in die Mitte, wo der Ex-Dortmunder Pulisic zur Stelle war. Es wäre nicht unverdient gewesen, wenn speziell der emsige Timothy Weah, Sohn des liberianischen Präsidenten und Ex-Fußballers George Weah, noch vor der Pause getroffen hätte, doch stand der US-Flügelflitzer bei seinem Torerfolg hauchzart im Abseits.

Iran zu passiv


Der vom Weltenbummler Queiroz angekündigte Mut auf Seiten des Iran war bis dahin in keiner Phase zu sehen, fast erschreckend die Passivität seines Ensembles, dem auf diesem Niveau schlicht die internationale Erfahrung fehlte. Es war auf jeden Fall keine Vorstellung, die der Klerus für irgendwelche Propaganda nutzen kann, um eine Überlegenheit im Kampf der Systeme abzuleiten. Im Gegenteil.

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Es dauerte bis nach der Pause, ehe Saman Ghoddos mit einem Kopfball die erste brauchbare Chance verbuchte (52.). Sollte die zwar umkämpfte, aber weitgehend fair geführte Auseinandersetzung jetzt wirklich offener werden? Tatsächlich erhöhte das iranische Team jetzt klar die Schlagzahl, ging auch mit mehr Entschlossenheit und Überzeugung zu Werke.

Ein Remis hätte ja genügt, um erstmals in der Geschichte den wirklich spannenden Teil einer WM zu erleben. An Anfeuerung sollte es in dieser Phase nicht fehlen, aber im letzten Drittel kam von Azmoun und Kollegen dann doch zu wenig. Letztlich zog mit den USA die auch perspektiv hoffnungsvollere Mannschaft in die Runde der letzten 16 ein, der mit Blick aufs Mammutturnier in vier Jahren noch einiges zuzutrauen ist.


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