Al-Ruwais. Der letzte deutsche Gruppengegner setzt auf Defensive. Für den Umgang damit gibt es beim DFB Experten. WM-Reporter berichtet vom Training.
Zwei Tage vor dem entscheidenden WM-Spiel der DFB-Elf gegen Coasta Rica berichtet unser WM-Reporter Sebastian Weßling von den Eindrücken aus Katar. Vom Training, bei dem gleich drei DFB-Spieler fehlten, von einer launigen Pressekonferenz, an der auch Thomas Müller und Niclas Füllkrug teilnahmen und darüber, warum die am Mittwoch anstehenden PK, einen Tag vor dem Spiel, besonders interessant werden könnte.
Erfolgserlebnisse sind wichtig für einen Stürmer, aber dieses ist dann wohl doch zu klein: Thomas Müller ist als Erster auf dem Platz, als sich 23 deutsche Nationalspieler am Dienstagnachmittag zum Training auf dem Platz des Al-Shamal Sports Club versammeln – Thilo Kehrer, Leon Goretzka und David Raum pausieren wegen individueller Belastungssteuerung. Aber im Training läuft es ja ohnehin für Müller, dort sei er „ziemlich treffsicher“ berichtet der 33-Jährige, was sein Sturmkollege Niclas Füllkrug „voll bestätigen“ kann.
Füllkrug: "Gegner mit zwei Gesichtern"
Nur in den beiden bisherigen Gruppenspielen bei dieser Weltmeisterschaft hat Müller erfolgreich für sich behalten, dass er eigentlich ein Experte fürs Toreschießen ist. „Mit null Torschüssen bin ich als Offensivspieler auch nicht super zufrieden“, sagt er selbst. Nun bietet sich ein guter Zeitpunkt, das zu ändern: Im abschließenden Gruppenspiel gegen Costa Rica am Donnerstag (20 Uhr/ARD) braucht die deutsche Mannschaft einen Sieg fürs Weiterkommen, und um bei allen Konstellationen völlig sicher zu sein, braucht man sogar ein 8:0 – was selbst der Torschussexperte Müller als „nicht besonders realistisches Ergebnis bei einer WM“ einstuft.
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Andererseits ist doch Costa Rica mit 0:7 gegen Spanien untergegangen. Danach allerdings haben die Mittelamerikaner Japan 1:0 besiegt. Und so spricht auch Füllkrug von einem Gegner, der „zwei Gesichter gezeigt hat“. Im deutschen Lager bereitet man sich vorsichtshalber auf das Zweite-Spiel-gegen-Japan-Gesicht vor, also auf einen Gegner, der unangenehm ist, bissig in den Zweikämpfen und gut strukturiert in der Abwehr.
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Und genau da kommt wieder der Experte Müller ins Spiel, der mit dem FC Bayern Woche für Woche auf Gegner trifft, die sich dichtgestaffelt am eigenen Strafraum versammeln. Müller spricht erst einmal von Kontersicherung, was für einen Offensivspieler überraschend kommt, aber gut in die Ideenwelt von Bundestrainer Hansi Flick passt. Der Gegner soll am eigenen Strafraum eingeschnürt werden, „wir wollen so zustellen, dass nach einem Ballverlust der zweite oder dritte Ball gleich wieder zu uns abfällt“, sagt Müller.
Viele, viele Läufe in die Tiefe
Und in der Offensive gehe es darum, ganz viele Wege zu machen, in den Strafraum und wieder raus, gut abgestimmte Positionswechsel, gegenläufige Bewegungen – und viele, viele Läufe in die Tiefe. „So ziehst du den Gegner immer wieder aus der Position“, sagt Müller. „Manchmal läufst du zehn Mal, aber der Ball kommt nicht – und dann musst du noch ein elftes Mal laufen, weil er dann kommen könnte.“
Und fürs Laufen ist Müller nun wirklich Experte, kaum ein Offensivspieler macht mehr Meter. Wer will, kann also am Dienstag zumindest zwischen den Zeilen ein Plädoyer für einen weiteren Startelfeinsatz des Null-Torschüsse-Stürmers Müller hören.