Doha. Deutschland wird gegen Japan heute ohne die “One-Love“-Kapitänsbinde spielen. Vor dem Spiel gibt es Kritik von zwei ARD-Experten.
Die deutschen Fußball-Nationalspieler haben sich beim Mannschaftsfoto unmittelbar vor dem Anpfiff der WM-Partie gegen Japan demonstrativ die Hand vor den Mund gehalten und somit in der One-Love-Debatte nachgelegt. Die DFB-Auswahl sendete damit sehr offensichtlich ein Zeichen an den Fußball-Weltverband FIFA, der in Katar die „One Love“-Kapitänsbinde von Manuel Neuer und sechs weiteren europäischen Mannschaftskapitänen verboten hatte.
Thomas Hitzlsperger über die Fifa: "Eine dysfunktionale, desolate Organisation"
Der Zoff um die von der Fifa nicht gewünschte Binde wurde vor dem Spiel auch im ARD-Studio diskutiert. Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat den Weltverband scharf kritisiert. "Ich habe einen großen Hals, das ist unfassbar", sagte der 40-Jährige. Die Fifa sei eine "dysfunktionale, desolate Organisation." Hinter der Entscheidung, den sieben europäischen Verbänden das Tragen der Binde verbieten zu wollen, stecke Kalkül, meinte Hitzlsperger. "Sieben Verbände wollte die Binde tragen, sechs nicht. Infantino weiß, dass Europa gespalten ist. Als Deutschland gegen den Oman mit der Binde aufgelaufen ist, wurde nichts gesagt. Nun wird mit Sanktionen gedroht. Es ist unerträglich", polterte der Ex-Profi.
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Kritik gab es auch am Vorgehen des DFB. Weltmeister Sami Khedira hat dem deutschen Fußballverbandes ein unkluges Vorgehen vorgeworfen. Die Leidtragenden seien die Spieler. "Der DFB hat es sich zu einfach gemacht", sagt er. "Man hat die Spieler im Wissen gelassen, dass es ok sei, die Binde zu tragen. Wenige Tage vorher geht es dann nicht. Diese Sache beschäftigt die Mannschaft und die Spieler."
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Der frühere Weltmeister Bastian Schweinsteiger, ebenfalls als ARD-Experte bei der WM im Einsatz, sah eine „katastrophale Machtdemonstration“ und fühlte vor allem mit seinen ehemaligen Kollegen mit. „Ich muss schon sagen: Das ist nicht die Schuld der Spieler. Sie wollten die Binde tragen. Das finde ich ein Unding, die Fifa hätte die Binde zulassen sollen und fertig.“
Ähnlich äußerte sich Ex-Nationalspieler Fredi Bobic, heute Geschäftsführer beim Bundesligisten Hertha BSC, bei Magenta TV. „Dieses korrupte System der Fifa werden wir leider so schnell nicht ändern“, sagte er: „Das ist der größte Skandal, weil es den Fußball extrem beschädigt und nicht fair ist gegenüber den Jungs, die ein Turnier spielen wollen.“
Der DFB wollte sich im „One Love“-Zoff mit der Fifa nicht geschlagen geben und hat die nächste Eskalationsstufe im Visier. Dabei prüft der Deutsche Fußball-Bund (DFB) rechtliche Schritte gegen den Weltverband, damit Kapitän Manuel Neuer die umstrittene Binde während des Turniers doch noch tragen kann.