Essen. Als einer der Favoriten startet Deutschland am Mittwoch gegen Japan in die WM 2022. Hoffnung macht das Mittelfeld. Eine Kader-Analyse.
Am Mittwoch startet Deutschland mit dem Spiel gegen Japan in die WM 2022 in Katar. Einen Tag vor der Begegnung muss sich Bundestrainer Hansi Flick noch Gedanken um die Aufstellung machen. Offen ist auch die Position im defensiven Mittelfeld neben Joshua Kimmich, der laut Flick wie erwartet starten wird. Leon Goretzka und Ilkay Gündogan kämpfen um den Platz. Klar ist jedoch: Im Zentrum dürfte die deutsche Nationalmannschaft die geringsten Probleme habe. Das unterstreicht eine Datenanalyse unseres Kooperationspartners Createfootball.
Deutschland vor dem WM-Start: Zentrales Mittelfeld im Kadercheck
Joshua Kimmich: Als Sechser elementar für die Balance im deutschen Spiel, liefert auch im Angriffsspiel kreative Impulse und rückt mit vor. Kimmich agiert überragend in der Antizipation, fängt gemessen an den Ballbesitzverhältnissen die meisten Zuspiele aller zentralen Mittelfeldspieler der Bundesliga ab und leitet sofort per Vertikalpass (knapp 22 pro 90 Min.) den Gegenangriff ein. Sowohl in der Häufigkeit als auch in der Präzision der Pässe ins letzte Spieldrittel sucht der 27-jährige seinesgleichen, visiert immer wieder die Schnittstelle an oder liefert Torschussvorlagen. Alles in allem Werte eines Weltklasse-Sechsers.
Leon Goretzka: Prinzipiell wird Leon Goretzka von vielen Beobachtern als Box-to-Box Spieler gesehen, was allerdings nicht hundertprozentig der Realität entspricht. Der Münchner hat sein Spiel umgestellt und passt nun – bei den Bayern wie auch beim DFB – besser zum Spiel von Joshua Kimmich. Knapp neun Balleroberungen pro 90 Minuten untermauern sein verstärktes Defensivengagement, um den Weg für Kimmichs kreatives Passspiel zu ebnen. Selbst hält er sich, anders als zu Beginn seiner Karriere, in 1vs1-Situationen zurück und scheut das riskante Dribbling (unter 1 pro 90 Min.). Stattdessen nutzt er seine Dynamik, um freie Räume mit Ball zu überbrücken und den Laufweg anschließend Richtung Tor fortzusetzen (2.3 Abschlüsse pro 90 Min.). Die Kombination aus Robustheit, progressiven Läufen und Abschlüssen (Goretzka) sowie cleverer Raumverteidigung, Übergangsspiel und Torschussvorlagen (Kimmich) machen das deutsche Zentrum zu einem der ausgewogensten Duos weltweit.
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Ilkay Gündogan: Mit Ilkay Gündogan bietet sich eine weitere hochkarätige Alternative für die Doppelsechs an. Der Rechtsfuß weiß in engen Räumen und auch unter Gegnerdruck mit seiner Passsicherheit und Spielintelligenz zu überzeugen – etwas, wofür ihn sein Vereinscoach Pep Guardiola bewundert. Sein Problem: Die Spielweise Gündogans ähnelt in vielen Aspekten der von Kimmich, der jedoch nahezu immer spielt. Mit der Kombi aus Gündogan und Kimmich fing sich Deutschland fünf gegnerische Konter mehr als mit Goretzka und Kimmich, auch die Abschlussquote der gegnerischen Gelegenheiten lag darüber – das Duo Gündogan/Kimmich wird somit vorrangig gegen Gegner Anwendung finden, die enorm tief stehen und Geduld erfordern.
Jamal Musiala: Musiala ist die Allzweckwaffe im deutschen Kader, kann von der Achterposition über die Zehnerposition bis zu beiden Außenbahnen sämtliche Positionen bekleiden. Seine Spielintelligenz und Formstärke hat er in den letzten Wochen mindestens genauso wie seine feine Ballan- und Mitnahme unter Beweis gestellt und dürfte – wenngleich auf unterschiedlichen Positionen – sehr viele Spielminuten sammeln. Mit seiner Unbekümmertheit und der Gabe auf engstem Raum Lösungen zu finden, bringt der Offensivkünstler ein frisches Element in die ansonsten recht statischen Positionsangriffe im DFB-Ballbesitz.
Julian Brandt: Formstärke ist auch das Stichwort bei Julian Brandt, er profitierte von der Verletzung seines Mannschaftskollegen Marco Reus, dessen Position im offensiven Mittelfeld des BVB von ihm übernommen wurde. Der Blondschopf zählte berechtigterweise nicht immer zu den konstanten Leistungsträgern, ist in dieser Saison aber als Impulsgeber wichtig und seine WM-Nominierung die logische Folge. Auf seiner Lieblingsposition stehen in Thomas Müller (sofern fit), Jamal Musiala und Kai Havertz einige Spieler vor ihm, dazu kommt noch der wiedererstarkte WM-Held von 2014, Mario Götze. Brandt dürfte über eine Jokerrolle nicht hinaus kommen, bei seiner Einwechslung könnte ein Defensivspieler geopfert werden, um durch Brandts Impulse mehr Überzahlsituationen zu kreieren.
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Spielstil: Das Mittelfeldzentrum ist die Königsposition im deutschen Spiel, es gibt ein Überangebot an Weltklasse-Spielern im zentralen Mittelfeld. Joshua Kimmich ist als Leader gesetzt, stark in der Balleroberung und wichtiger Impulsgeber im Übergangsspiel sowie im finalen Passspiel. Daneben sind Goretzka oder Musiala auf der Acht die beste Ergänzung, beide verfügen über eine hohe Qualität im "Überdribbeln" von Gegenspielern - Gündogan wiederum ist stärker im Passspiel, passt zu Geduldsspielen mit hohen Ballbesitzanteilen (Goretzka hier nur bedingt brauchbar, Musiala in der Box wichtiger). Raumdeuter Thomas Müller wird seinen Platz hinter der Spitze finden, bindet durch seine unkonventionellen Laufwege Gegenspieler und sorgt für Chaos.
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Duos im 4231: Kimmich/Goretzka (eingespielte, ausgewogene Variante), Kimmich/Gündogan (passstarke, geduldige Kombi), Kimmich/Musiala (offensive, dynamische Ballträgerkombi). Ein physischer, aggressiver Sechser tut dem deutschen Spiel zudem gut, um eine Führung ins Ziel zu bringen (vgl. 2:3 in England -> Andrich/Arnold gute Optionen).
Stärken: Hohe Passqualität, Nachsetzen unmittelbar nach Ballverlust (Kimmich, Musiala).
Schwächen: Restverteidigung bei zu offensiver Positionierung Kimmichs anfällig → fehlende "Pufferzone" bei gegnerischen Umschaltaktionen im Mitteldrittel.