San Francisco. Die Stars der einst so erfolgreichen Golden State Warriors stehen nach zwei dunklen Jahren endlich wieder vereint im NBA-Finale.

Es war der 13. Juni 2019, als die Golden State Warriors mehr verloren als das Finale der Basketball-Eliteliga NBA. Im sechsten Spiel gegen die Toronto Raptors landete Klay Thompson nach einem Dunking unglücklich und kippte mit schmerzverzehrtem Gesicht zur Seite. Kreuzbandriss im linken Knie. Das Team aus San Francisco hatte das Finale verloren, hatte einen seiner besten Spieler verloren – und wie sich später zeigen sollte, auch künftige Jahre der Dominanz.

Bis zu jenem Zeitpunkt waren die Golden State Warriors eines der spektakulärsten und erfolgreichsten Teams der NBA gewesen. Wie eine Achterbahn waren sie in den zurückliegenden Jahren durch die Saisons gerauscht, waren in unfassbare Höhen gefegt, mit rasender Geschwindigkeit durch Loopings und Schrauben geschossen. Sie spielten blitzschnell, sie passten häufiger als die Konkurrenz, die Bälle fielen regelmäßig aus unglaublichen Distanzen durch den Korb. Drei Titel, fünf Finalteilnahmen – die Warriors waren das größte Basketball-Spektakel des vergangenen Jahrzehnts. Bis zu Thompsons Verletzung. Aus der halsbrecherischen Achterbahn wurde ein Kinderkarussell.

Keine Basketball-, sondern Trauerspiele

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Nun ist das Spektakel zurück. Das Team aus Kalifornien steht wieder im Finale, die Best-of-7-Serie gegen die Boston Celtics mit dem deutschen Nationalspieler Daniel Theis beginnt in der Nacht auf Freitag (3 Uhr/DAZN). „Von diesem Tag habe ich geträumt, einfach nur davon, meinen Körper wieder bewegen zu können. Ich habe über die Tage nachgedacht, als ich nicht rennen oder springen konnte, wie glücklich wir waren, als wir tun konnten, was wir wollten“, hatte Klay Thompson bei seinem Comeback im Januar gesagt. Zwei dunkle Jahre lagen da hinter dem Team des 32-Jährigen, nicht einmal die Play-offs hatten die Kalifornier ohne ihren Distanzschützen erreicht. In der Saison 2019/2020 gab es ganze 15 Siege – es waren keine Basketball-, sondern wahre Trauerspiele.

Klar, da war Stephen Curry. Der Mann, der schneller schießt als sein Schatten, und seit vergangenem Dezember offiziell der beste Dreierschütze der Ligageschichte ist. Keiner wirft so hochprozentig aus der Ferne wie der 34-Jährige. Da war Draymond Green, der personifizierte Ehrgeiz des Teams. Er sammelt Technische Fouls sowie Geldstrafen, legt sich regelmäßig mit Gegenspielern und Zuschauern an. Der 32-Jährige setzt aber auch auf dem Feld als einer der besten Verteidiger der Liga alles daran, dass sein Team gewinnt. Zwei Jahre lang sollten die kämpfenden Zwei statt der glorreichen Drei aber nicht reichen, zumal auch Curry und Green immer mal wieder verletzt ausfielen.

Letzte große Fahrt der alternden glorreichen Drei?

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Nun ist das Triumvirat wieder komplett. „Wir wurden bereits abgeschrieben, es wurde gesagt, dass unsere Dynastie beendet wäre. Vor der Saison konnte ich nicht garantieren, dass wir die Meisterschaft gewinnen, aber mit Klay, Steph und mir haben wir immer eine Chance“, sagte jüngst Draymond Green. „Bislang hat noch niemand bewiesen, dass man uns schlagen kann, wenn wir komplett sind.“

Wie wahr. In den Play-offs musste das Team von Trainer Steve Kerr nie über die volle Distanz gehen, zuletzt räumte es die Dallas Mavericks aus dem Weg. Mit dem wohl schönsten Basketball, der derzeit in der NBA zu sehen ist. Der Ball läuft in der Offensive uneigennützig durch die Reihen, in der Defensive arbeiten die Warriors als Einheit. Neben den drei Leistungsträgern haben die Kalifornier auch vielversprechende Talente in ihren Reihen, die den Spielen auch in den Play-offs ihren Stempel aufdrückten. Jonathan Kuminga, Jordan Poole, Moses Moody und Andrew Wiggins sind die neue Warriors-Generation, in den dunklen Jahren wurden die Weichen der Achterbahn wohlweislich schon auf den Umbruch gestellt.

Doch noch einmal wird sich das Scheinwerferlicht ab Freitag auf die großen Drei richten. Curry, Thomson, Green – seit zehn Jahren spielen sie nun zusammen, durchlebten gemeinsam Höhen und Tiefen. Nun ist aus dem Kinderkarussell wieder eine Achterbahn geworden. Wird es die letzte große Fahrt der alternden glorreichen Drei? Oder sind die Tickets auch noch für die kommenden Jahre gültig? Draymond Green denkt erst einmal an die nahe Zukunft, die an die glorreiche Vergangenheit der Golden State Warriors anknüpfen soll: „Wir verstehen, was es braucht, um eine Championship zu gewinnen.“