Dortmund. Marco Roses Vorgänger ist nun auch offiziell sein Nachfolger als Trainer von Vizemeister Borussia Dortmund. Die Fallhöhe ist gewaltig.
Die Bilder, die die Herzen der Dortmunder Fans erwärmen, finden sich auf der Instagram-Seite von Edin Terzic. Terzic, wie er als Trainer den Kopf senkt, die Augen schließt, während hinter ihm die Spieler auf den Rasen stürmen, gerade wurde das DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig abgepfiffen (4:1). Oder wie er 2012 als Fan auf der Tribüne in Berlin steht, einen schwarz-gelben Schal um den Hals geknotet, so verfolgte er den 5:2-Erfolg im Finale über den FC Bayern.
Zugänge sorgen für Euphorie
Auch interessant
Und dann gibt es noch dieses Video, in dem Terzic mit seinem damaligen Co-Trainer Sebastian Geppert nach dem letzten Spiel der Saison 2020/2021 durch das leere Stadion läuft, „Europapokal“ singt, beide umarmen sich. „Was für eine unglaubliche Geschichte“, schreibt der 39-Jährige dazu.
Seit Montag steht fest, dass diese Geschichte weitererzählt wird. Der gebürtige Mendener, lange im Profifußball nur in der zweiten Reihe und im Jugendfußball tätig, wird erneut Trainer des BVB. Heute soll er beim Fußball-Bundesligisten einen bis zum Jahr 2025 gültigen Vertrag unterschreiben. Terzic folgt auf Marco Rose, dessen Ende vergangene Woche überraschend verkündet wurde.
Terzic trifft den richtigen Ton
„Mittlerweile dürfte vielen Menschen bekannt sein, welch besonderen Stellenwert der BVB in meinem Leben hat“, sagt Edin Terzic nun. Er bedankt sich für das Vertrauen und das Übertragen dieser „großen Verantwortung. Wir werden jeden Tag alles für den Erfolg der Mannschaft und des Vereins geben.“
Mit solchen Worten hat er schon bei seinem vergangenen Ausflug in die erste Reihe den richtigen Ton getroffen. Überhaupt wird diese erneute Beförderung die Euphorie, die nach den bemerkenswerten Transfers von Niklas Süle, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi sowie des am Montag verpflichteten türkischen Nationalspielers Salih Özcan (24/Vertrag bis 2026) vom 1. FC Köln entstanden ist, weiter wachsen lassen.
Nicht unumstritten als Interimstrainer
Auch interessant
Denn die Geschichte von Edin Terzic bleibt bemerkenswert. Im Dezember 2020, als Lucien Favre gehen musste, wurde er vom Assistenten zum Cheftrainer. Die Chance seines Lebens. Nur planten die Verantwortlichen im Hintergrund weiterhin, Marco Rose von Borussia Mönchengladbach zu verpflichten. Als dieser Transfer etwa zwei Monate später bekanntgegeben wurde, schien Terzic die Aufgabe über den Kopf zu wachsen. Seine Spieler bemerkten zwar, dass er vieles verbessert habe; auf dem Rasen schwankte die Elf jedoch weiterhin. In den Medien wurde sogar diskutiert, ob Dortmund den Trainer noch einmal wechseln müsste.
Doch dieser arbeitete weiter, stabilisierte die Mannschaft, robbte mit ihr in die Champions League und gewann den DFB-Pokal. In der kurzen Zeit schaffte es Terzic nicht, der Mannschaft eine mitreißende Idee zu vermitteln, dafür führte sein Pragmatismus zum Erfolg. Im Sommer aber übernahm trotzdem Rose. Terzic vermied den Konflikt mit dem neuen starken Mann, rückte nicht zurück in die zweite Reihe, sondern wurde Technischer Direktor – und wartete. Bis jetzt.
„Wir sind überzeugt davon, dass diese Entscheidung für den BVB die richtige ist“, erklärt der kommende Sportdirektor Sebastian Kehl. Terzic kenne den Klub, das Umfeld und große Teile der Mannschaft. „Er weiß um die Stellschrauben, an denen wir drehen möchten.“ Über den Trainerstab soll in den kommenden Tagen entschieden werden, die Planungen sehen vor, dass Sebastian Geppert und Peter Hermann als Unterstützer an Bord sind.
Entscheider-Riege wird kleiner
Die Fallhöhe für den neuen Trainer ist in jedem Fall gewaltig. Die Erwartungen werden groß bleiben. Interessant wird zudem sein, wie sich die neuen Verhältnisse im Hintergrund auswirken. Da Terzic nun wieder an der Seitenlinie arbeitet, beraten künftig nur Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, Kehl und der externe Berater Matthias Sammer über die sportliche Zukunft des Vereins. Eigentlich verfolgte der BVB den Plan, die Verantwortung auf mehr Schultern abzuladen.