Dortmund/München. Die Münchener können im direkten Duell mit Dortmund am Samstag den Titel holen. Doch auch abseits des Platzes werden die Klubs zu Rivalen.

Natürlich gibt es immer noch Bemühungen, das Rennen noch nicht für erledigt zu erklären vor dem Topspiel zwischen dem Spitzenreiter FC Bayern und dem Verfolger Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/Sky). Nicht das Titelrennen natürlich, das ist bei neun Zählern Vorsprung der Bayern vier Spieltage vor Saisonende im Prinzip erledigt, am Samstag könnte der Rekordmeister mit einem Sieg sogar die letzten mathematischen Zweifel beseitigen.

Nein, die Rede ist vom Rennen um Nico Schlotterbeck, 22 Jahre junger Innenverteidiger, der für den SC Freiburg und die Nationalmannschaft spielt und sich im Sommer aller Voraussicht nach dem BVB anschließt. Schlotterbeck dementierte nach dem 3:1-Sieg im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den Hamburger SV zwar, dass er dem BVB eine Zusage gegeben habe, aber in Dortmund hat man Signale empfangen, dass der hochbegabte Abwehrspieler gerne ins Ruhrgebiet wechseln möchte.

BVB und Bayern im Rennen um Karim Adeyemi

Damit hätte sich der BVB gegen die ebenfalls interessierten Bayern durchgesetzt, denen man schon den Innenverteidiger Niklas Süle ablösefrei ausgespannt hat. Und auch im Rennen um Karim Adeyemi von RB Salzburg ist der BVB in der Favoritenrolle.

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Schlotterbeck und Adeyemi sind die größten Namen, die zeigen, dass Bayern und Dortmund auch neben dem Platz immer größere Rivalen werden, weil sich nämlich etwas verschiebt: Auch der große FC Bayern kann spätestens seit der Corona-Krise nicht mitbieten, wenn die von Investoren und Staaten alimentierten Topklubs mit Millionen um sich werfen – zu sehen am Wettbieten um Noch-BVB-Stürmer Erling Haaland. „Das sind finanzielle Dimensionen, die sind außerhalb unserer Vorstellung“, erklärte Vorstandschef Oliver Kahn im Sport1-Doppelpass. Und so ist auch der deutsche Branchenprimus immer stärker gezwungen, neue Wege zu gehen bei der Spielersuche, nicht nur auf die Topstars von heute zu setzen – sondern schon die potenziellen Größen von morgen zu suchen.

BVB und Bayern streiten sich um Talente

Das zeigt sich bei jungen, entwicklungsfähigen Spielern wie Adeyemi – mehr noch aber bei Transfers, die in den vergangenen Monaten größtenteils unter dem Radar der Öffentlichkeit stattfanden: Die Bayern holten den schwedisch-peruanischen Linksverteidiger Matteo Perez Vinlöf (16) und den südkoreanischen Mittelfeldspieler Hyunju Lee (18), für die kommende Saison haben sie den dänischen Mittelfeldspieler Jonathan Asp Jensen (16) und den Schweizer Offensivspieler Gabriel Gonzalez (15) verpflichtet, zudem soll Innenverteidiger El Chadaille Bitshuabi (16) von Paris Saint-Germain auf der Wunschliste stehen.

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Und ein Teenager-Transfer schlug höhere Wellen: Als die Bayern den 13 Jahre alten Nachwuchskicker Mike Wisdom von Borussia Mönchengladbach in den Süden lotsten, sollen sie 300.000 Euro investiert haben, wovon nur 20.000 Euro als Ausbildungsentschädigung nach Gladbach gingen – und der Rest als Unterschriftsprämie und Umzugspauschale an die Eltern.

Sancho, Haaland, Dembélé: BVB hat im Werben einen Vorteil

Wisdom, der in noch jüngeren Jahren beim MSV Duisburg kickte, hätten auch die Dortmunder gerne geholt, doch bei solchen Summen konnten und wollten sie nicht mithalten. Doch der Wechsel zeigte deutlich, wie aggressiv die Bayern in den Markt der jungen und ganz jungen Toptalente vorstoßen, wie sie inzwischen in ganz Europa die Stars von morgen suchen – und damit in eine Nische vordringen, in der sich der BVB in den vergangenen Jahren eingerichtet hatte. Dort hat man in der Scouting-Abteilung schon vor vier Jahren die Sparte Top-Talente eingerichtet, die die Altersklassen U16 bis zur U20 umfasst und den ehrgeizigen Anspruch verfolgt, in Europa jeden Star von morgen zu kennen – und die besonders vielversprechenden zum BVB zu holen.

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Deswegen beobachtet man nun mit größtem Interesse, wie sich die Bayern am Transfermarkt neu orientieren und dabei dem BVB in seiner Nische weniger Platz lassen. Nervös aber sei man deswegen noch nicht, heißt es aus dem Klub. Die Bayern können im Zweifel zwar deutlich mehr Geld bieten, aber der BVB hat im Werben um die größten Talente nach wie vor ein gewaltiges Pfund: die Spielberichtsbögen der vergangenen Jahre, mit Namen wie Ousmane Dembélé, Jadon Sancho, Erling Haaland oder Jude Bellingham. Sie alle kamen als junge Talente nach Dortmund, sie alle schafften beim BVB den Durchbruch. Erfolge in solchem Ausmaß kann Bayern (noch) nicht vorweisen.