Essen. Die deutsche Nationalelf ist für die WM in Katar qualifiziert. Sie hat eine gute Altersstruktur. Aber sie ist nicht ausgeglichen. Ein Kommentar.

Bereits zwei Spieltage vor Ende der Qualifikation hat die deutsche Nationalmannschaft ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar gesichert. Das hat sie bei nur einem Ausrutscher souverän hinbekommen, auch wenn der Gruppensieg natürlich angesichts der Gegner erwartet werden durfte.

Wichtig ist der neue Eindruck, den sie seit dem Trainerwechsel hinterlässt. Auch beim Sieg in Nordmazedonien gefiel ihre Haltung: Trotz der beschwerlichen ersten Halbzeit hörte sie nicht damit auf, den Gegner zu bedrängen. Die Folge waren vier verdiente Treffer.

Manuel Neuer will schon 2022 in Katar Weltmeister werden

Es ist zu sehen, dass die Mannschaft die Qualität hat, wieder Anschluss an die Spitzenteams zu finden. Ob sie das hohe Ziel, das ihr Kapitän Manuel Neuer für die WM 2022 ausgegeben hat, tatsächlich schon erreichen kann, darf aber bezweifelt werden. Um Weltmeister werden zu können, fehlt dem Team noch einiges, vor allem Ausgeglichenheit. Es ist nicht auf allen Positionen hochklassig besetzt.

Musiala und Wirtz sind großartig – aber wo sind defensive Top-Talente?

In der Altersstruktur ist die Mischung allerdings perfekt. Das Gerüst bilden viele Mitte 20-Jährige. Zum Aufgebot zählen aber auch Routiniers wie Manuel Neuer und Thomas Müller sowie Top-Talente wie Jamal Musiala und Florian Wirtz. Gerade diese beiden machen ihre Sache großartig mit erst 18 Jahren, bei solchen Jungs geht einem das Herz auf. Aber man darf daraus nicht schließen, dass die Zukunft des deutschen Fußballs langfristig gesichert ist. Musiala und Wirtz sind wie der auch erst 19-jährige Karim Adeyemi Offensivkräfte. Wo sind hochbegabte Abwehrspieler und hochbegabte Torhüter? Da fehlt die Balance.

Im deutschen Fußball sind jahrelang vor allem Techniker mit Vorwärtsdrang ausgebildet worden. Mit der Folge, dass zum Beispiel immer noch Außenverteidiger von internationalem Format gesucht werden. Erst wenn sich auch das grundlegend ändert, wird Deutschland wieder Titel holen können.