Essen. Beim DFB spielen Julian Brandt und Julian Draxler keine Rolle mehr. Die einstigen Hoffnungsträger werden längst überholt. Woran liegt das?
Während sich die meisten Hochbegabten im Kreis ihrer Nationalmannschaften bewegen, verausgabt sich Julian Brandt am Donnerstag bei einem Testspiel gegen den Zweitligisten SC Paderborn. 500 Fans schauen zu, Borussia Dortmund verliert 0:3. Ein paar Tage später bezeugen Bilder in den Sozialen Medien, wie Brandt das freie Wochenende auf einer Yacht im Süden genießt. Julian Draxler nutzt die Zeit hingegen, um für ein neues Haarprodukt zu werben, an dem er selbst beteiligt ist.
Junge Spieler laufen Brandt und Draxler den Rang ab
So nett das Leben eines Fußballprofis auch zu sein scheint, so enttäuschend ist es, dass Brandt (25) und Draxler (28) an diesem Wochenende Zeit haben für Aktivitäten abseits des Rasens. Denn vor einiger hätte man die beiden noch ganz selbstverständlich zum Kreis jener Hochbegabten gezählt, die während einer Länderspielpause das Trikot Deutschlands tragen. Eigentlich dachte man sogar, dass beide den deutschen Fußball prägen werden. Längst aber werden die einstigen Hoffnungsträger schon von neuen Hoffnungsträgern wie Jamal Musiala (18) und Florian Wirtz (18) überholt.
Wohin führt der Weg von Brandt und Draxler?
Julian Draxler sitzt häufig auf der Bank in Paris
Beim Deutschen Fußball-Bund betonen die Verantwortlichen zwar, dass die derzeit Aussortierten jederzeit wieder berücksichtigt werden könnten. Allzu groß dürften die Chancen auf eine Rückkehr jedoch nicht stehen. Julian Draxler trainiert bei Paris Saint-Germain einerseits zusammen mit Weltstars wie Lionel Messi und Neymar. Andererseits verhindern dieses Stars, dass der gebürtige Gladbecker eine bedeutendere Rolle in Paris einnehmen kann. Gegen kleinere Klubs in der Liga darf der Offensivspieler vor den Ball treten. Sobald die Champions-League-Hymne erklingt, sitzt er in der Regel auf der Bank.
Für Brandt spricht immerhin, dass er drei Jahre jünger als Draxler ist und daher noch etwas mehr Zeit hat, um sich zurückzuarbeiten. BVB-Trainer Marco Rose plant den gebürtigen Bremer regelmäßig im Mittelfeld ein. Trotz Verletzungsproblemen und einer Corona-Erkrankung zeigt dessen Formkurve nach oben. Gleichzeitig kritisiert Rose offen das teilweise mangelhafte Engagement seines Spielers in Zweikämpfen.
Sebastian Kehl lobt BVB-Profi Julian Brandt
Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung, spricht im Gespräch mit dieser Redaktion von einem veränderten Julian Brandt zu Beginn dieser Saison. „Ich habe von Anfang an in der Vorbereitung gespürt, dass er es anders angeht dieses Jahr, dass er einen Schritt nach vorne kommen möchte“, erklärt Kehl. „In dem Jungen steckt einfach viel drin. Wir hoffen alle, dass er diesen Aufwärtstrend behält.“
Wobei man einen Aufwärtstrend nur benötigt, wenn man zuvor in ein Tief gefallen ist. Eindeutig lässt sich dabei die Frage nicht beantworten, warum der Karriereweg von Brandt und Draxler nicht geradeaus nach oben verlief, wie es viele Experten prophezeit haben. Beiden wird eine teilweise zu lasche Berufseinstellung nachgesagt. Bei beiden begannen die Probleme mit Vereinswechseln. Bei beiden lässt sich aber auch feststellen, wie sehr die Erwartungshaltung den Blick auf eine Karriere prägt. Denn eigentlich haben sie es zu bedeutenden Klubs im europäischen Fußball geschafft und damit mehr erreicht als viele andere Fußballer.
Julian Brandt reifte beim VfL Wolfsburg - Julian Draxler auf Schalke
Brandt reifte in der Jugend beim VfL Wolfsburg, der Sprung zu den Profis gelang ihm bei Bayer Leverkusen. 2019 folgte der Transfer zu Borussia Dortmund. Der Mittelfeldspieler suchte eine neue Herausforderung, der BVB einen kommenden Führungsspieler, richtig zueinandergefunden haben beide Seiten bislang nicht. Julian Draxlers Talent blitzte beim FC Schalke 04 auf. 2015 folgte der abrupte Wechsel zum VfL Wolfsburg, den er 2017 im Ärger in Richtung Paris Saint-Germain verließ. Einige glanzvolle Auftritte hat er seitdem aufgeführt, realistischerweise zählt er in der Pariser Weltauswahl aber nur zu den Ergänzungsspielern. Was es schwer macht, sich für Bundestrainer Hansi Flick zu empfehlen.
Dieser beruft seinen nächsten Kader im November. Vermutlich wieder ohne Julian Brandt und Julian Draxler, die dann nur durch Aktivitäten abseits des Rasens auffallen können.