Herzogenaurach. Nach dem 0:1 gegen Frankreich soll gegen Portugal einiges anders laufen. Die wichtigsten Antworten vor dem Spiel.

Joshua Kimmich grinst: „Haben Sie jetzt echt vergessen, das den Bundestrainer zu fragen?“, will er dann von einem Journalisten wissen. Es ist der Tag vor dem zweiten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gegen Portugal (Samstag, 18 Uhr/ARD). Und Kimmich ist gefragt worden, wo er spielen wird. Das ist ja die große Debatte rund um die DFB-Auswahl in diesen Tagen: Soll der 26-Jährige wie gegen Frankreich auf der rechten Seite spielen? Oder ist er im Zentrum besser aufgehoben? Und damit verbunden: Wird aus der Dreierkette aus dem Frankreich-Spiel eine Viererkette?

Natürlich ist diese Frage auch Bundestrainer Joachim Löw gestellt worden, der jedoch die Antwort verweigert hat. Und so muss man zwischen den Zeilen lesen, will man die wichtigsten Fragen vor dem richtungsweisenden Spiel gegen Portugal klären.

Gibt es den Systemwechsel?

Eher nein. Zwar sagt der Bundestrainer: „Wir müssen taktisch andere Dinge ins Spiel einbringen“, er fordert mehr Offensivkraft, dynamischeres, intensiveres, präziseres Spiel. Aber er macht auch klar: „Taktische Änderungen haben mit dem System gar nichts zu tun.“ Sprich: Es ist egal, ob man wie gegen Frankreich mit der Dreierkette spielt oder auf Viererkette umstellt – es geht darum, wie man das System mit Leben füllt. Gegen Frankreich habe man die gefährlichen Räume zu selten gefunden – und wenn, dann zu oft wieder zurück nach hinten gespielt, anstatt mit Tempo und Wucht in den Strafraum einzudringen. Tendenz: Löw bleibt bei der Dreierkette.

Gibt es personelle Wechsel?

Schon eher. „Natürlich kann man taktische Änderungen auch mit der gleichen Formation umsetzen, wenn man will“, sagt Löw. Man kann es aber auch durch Wechsel tun. Wir haben es geschafft, dass unser Kader auf jeder Position doppelt besetzt ist. Löw ist zwar grundsätzlich kein Freund vieler Wechselspiele und in der Defensive wird er wenig bis gar nichts ändern – aber vorne könnte der gegen Frankreich enttäuschende Kai Havertz für Leroy Sané oder Timo Werner wechseln.

Wohin mit Joshua Kimmich?

Kimmich fühlt sich im Zentrum am wohlsten, das lässt auch der größte aller Kimmich-Experten durchblicken – nämlich er selbst. „In der Mitte macht mir besonders Spaß, dass man immer Teil des Spiels ist und ständig eingreifen kann“, sagt er. „Auf der rechten Seite ist man deutlich weniger eingebunden.“ Aber die Alternativen für rechts sind rar. Lukas Klostermann fällt wegen eines Muskelfaserrisses mindestens für die Vorrunde aus, Jonas Hofmann als offensive Variante ist nach Knieproblemen ebenfalls noch nicht fit. Bliebe Allrounder Emre Can als Aushilfe – oder Matthias Ginter müsste aus dem Zentrum nach außen geschoben werden. Vieles aber spricht dafür, dass Kimmich auch gegen Portugal den Flügel beackert.

Ist Leon Goretzka eine Option für das Spiel?

Auf jeden Fall, sagt Bundestrainer Löw. Aber er verweist auch auf Leon Goretzkas lange Verletzungspause von fünf, sechs Wochen ohne Spielrhythmus. „Ich kann mit ihm nicht für 90 Minuten planen, dafür reichen die Kräfte noch nicht“, sagt Löw. „Ich denke eher, dass er eine Alternative im Laufe des Spiels wird.“

Wer muss auf die Tribüne?

Drei Spieler aus seinem 26-Mann-Aufgebot muss Löw vor jeder Partie streichen. Weil Klostermann und Hofmann ohnehin ausfallen, bleibt ein Spieler, dem der Bundestrainer eine schlechte Nachricht überbringen muss. Gegen Frankreich traf es den 18-jährigen Jamal Musiala. Weil aber die Offensivjoker Timo Werner, Leroy Sané und Kevin Volland gegen Frankreich allesamt enttäuschten, darf sich Musiala Hoffnungen auf einen Kaderplatz machen. Gut möglich, dass es diesmal einen Defensivspieler wie Christian Günter oder Marcel Halstenberg trifft.