Le Castellet. Vor dem Frankreich-Grand-Prix der Formel 1 ist die Beziehung der Haas-Piloten Schumacher und Mazepin kompliziert.

Der neue Sponsor des Formel-1-Teams Haas, ein Sonnenbrillenhersteller, verwendet passend zum Sommer-Grand-Prix in Frankreich (Sonntag, 15 Uhr/Sky) den hawaiianischen Gruß „Aloha“. Das bedeutet am Pazifik so viel wie Zuneigung. Was etwas merkwürdig anmutet nach den Vorkommnissen zwischen Mick Schumacher und Nikita Dmitrijewitsch Mazepin, der jüngsten – und vielleicht auch explosivsten – Fahrerpaarung im Feld.

Noch klingt der Funkspruch des Deutschen aus der Schlussphase des Rennens in Baku nach: „Was zur Hölle war das? Ehrlich? Im Ernst? Will er uns umbringen?“ Offiziell haben sich die beiden Haas-Piloten versöhnt. Der Beziehungsstatus bleibt aber: kompliziert.

Brauchen Rennfahrer überhaupt Liebe? Sie sprechen eher über Vertrauen, aber natürlich ist Nestwärme gefragt. Es geht vorrangig um Resultate, klar, aber manch einer braucht eben doch auch etwas mehr Gefühl. Der Heppenheimer Sebastian Vettel ist so einer, und sein jüngster zweiter Platz für Aston Martin war deshalb ein ganz wichtiger: „Wahrscheinlich ist der Erfolg in der Formel 1 Kopfsache. Auf diesem Niveau kann jeder ein Auto schnell bewegen. Das heißt, kleine Dinge machen einen großen Unterschied. So ein Erfolg nimmt einem schon Druck von den Schultern.“

Mazepin einen Oligarchen zum Vater - das hilft

Aber zurück zu den Streithähnen am Tabellenende. Im Reifendrama von Aserbaidschan wäre der Positionskampf um Rang 13 zwischen den beiden Haas-Piloten fast untergegangen im Chaos an der Spitze. Der wie Schumacher 22 Jahre alte Mazepin sieht selten Land gegen den Deutschen. Sein einziger Vorteil ist, dass er einen Oligarchen zum Vater hat, der als Hauptsponsor des klammen Rennstalls fungiert. Beim Sprint in Richtung Zielflagge in Baku, bei einem Tempo jenseits der 320 km/h, zuckte Mazepin leicht nach rechts, als Schumacher gerade überholen wollte.

Einen Unfall knapp verhindert

Nur dessen schnelle Reaktion verhinderte einen Unfall: „Wenn ich da auf das Hinterrad knalle, besteht die Gefahr, dass mein Auto Unterluft bekommt. Dann hebe ich ab und sehe die Bäume von oben“, erklärt er in Le Castellet mit zehn Tagen Abstand zwar gelassen, aber gleichwohl konsterniert: „Ich bin immer noch erstaunt. Zwischen Teamkollegen hätte ich das nicht erwartet.“ Interne Duelle in der Formel 1 laufen häufig nach dem gleichen Skript ab: der Feind in meinem Auto.

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Mazepin urteilte: „Wir sind zwei junge Fahrer, die ans Limit gehen. Solange wir dabei die Autos in einem Stück zurückbringen, ist es aus meiner Sicht in Ordnung, und so dürfte es auch der Teamchef sehen. Emotionen können im Auto hochkochen.“ Und dies sagte der junge Mann mit der zum Kamm aufgestellten Frisur auch noch: „Ich werde auch in Zukunft keinem Fahrer das Leben leichtmachen.“ Dem Gegenspieler bleibt die Genugtuung, sich in Baku am Ende mit 74 Tausendstel Vorsprung doch noch den 13. Platz gesichert zu haben.