Monte Carlo. Red-Bull-Pilot Max Verstappen steht erstmals in der Formel 1 ganz oben. Das Rennen in Monaco zeigt: Ein Machtwechsel deutet sich an.

Alles auf Rot, das wäre die logische Variante beim PS-Roulette gewesen. Aber so funktioniert der Große Preis von Monaco in der Regel eben nicht. Weshalb statt Charles Leclerc im Ferrari zum ersten Mal Max Verstappen ganz oben steht, und das nicht nur im Fürstentum, sondern überhaupt in der Formel 1. Es ist die alte Geschichte von Glücksrittern und Pechvögeln, aber in ganz neuer Besetzung. Die Zeichen nach dem jüngsten Drama stehen auf Machtwechsel, vielleicht bahnt sich sogar ein Generationswechsel an.

GLÜCKSRITTER

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Max Verstappen: Erster, gleich zweimal, was für ein Gefühl. Noch nie hat Max Verstappen in Monaco auf dem Podest gestanden, diesmal aber gleich ganz oben, nach einem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Das macht den Red-Bull-Piloten erstmals in seinen 23 Lebensjahren auch zum Spitzenreiter der Weltmeisterschaft, mit 105:101 Punkten gegenüber Hamilton. Auch in der Teamwertung liegen die Bullen jetzt vorn, mit einem Zähler. Der Niederländer weiß, dass nun auch das Psychoduell mit Mercedes begonnen hat: „Ich bevorzuge es, meine Antworten auf der Strecke zu geben. Wir haben weniger Fehler gemacht, deswegen sind wir vorn. Und ich hoffe, dass das über die Saison hinweg so bleibt."

PECHVÖGEL

  • Mercedes: Das Glücksspiel Monaco liegt Mercedes nicht, aber gemessen an den Ansprüchen der Champions war dieses Pfingstwochenende katastrophal. Die Reifen nicht auf Temperatur, das Auto zu lang für die engen Straßen, Lewis Hamilton im Mentaltief. Als Siebter gestartet, als Siebter im Ziel, weil die Taktiker ihn zu früh reinholten. Statt ein paar Plätze zu gewinnen, verlor er sie. Für Valtteri Bottas, der Zweiter hätte werden müssen, war mit dem Reifenwechsel in Runde 29 alles vorbei – der Schlagschrauber hatte die Radmutter weggefräst, der Reifen ging nicht runter. Die Motivation von Teamchef Toto Wolff ist immerhin noch intakt: Auch Teamchef Toto Wolff spricht davon, die Niederlage mit Fassung tragen zu wollen: „Alle sind gleich frustriert. Wir müssen uns sammeln, denn unsere Mentalität ist es, Probleme zu lösen. Das Spiel hat sich gedreht, jetzt sind wir wieder die Jäger."

GLÜCKSRITTER

  • Sebastian Vettel: Zum Fahrer des Tages ist der Heppenheimer schon lange nicht mehr gewählt worden, es gab in den letzten anderthalb Jahren auch wenig Grund dafür. Diesmal aber wurde sein Kampfgeist belohnt, sein Sprung von acht auf fünf bei dieser Prozession bedeuten die ersten zehn Punkte mit Aston Martin. Das gibt ihm Vertrauen, ins Auto und in sich. „Wir haben wirklich lange darauf gewartet, das war ganz wichtig für das Team. Irgendwie wussten wir, dass man in Monaco mehr rausholen kann als üblich. Wenn du rausfährst und gleich ein gutes Gefühl hast, kannst du darauf aufbauen." Teamchef Otmar Szafnauer zeigt sich sichtlich beeindruckt: „Sebastian hat jede einzelne Lenkbewegung richtig gemacht."

PECHVOGEL

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Charles Leclerc: Noch nie hat es der einzige echte Monegasse im Starterfeld in seiner Heimat ins Ziel geschafft, diesmal nicht mal bis in die Startaufstellung. Schon im Tunnel versagte die Antriebswelle im Ferrari, Pole-Position ade. „Finito" lautete die Botschaft aus der Box der Italiener, die strikt den Verdacht von sich weisen, nach Leclercs Qualifying-Unfall zu viel riskiert zu haben, in dem nicht sicherheitshalber das Getriebe getauscht worden war. Der 23-Jährige trug es einigermaßen gefasst, aber er sagt auch: „Es ist eine Schande für uns alle."

GLÜCKSRITTER

  • Lando Norris: Mit seinen 23 Jahren trug der McLaren-Pilot zum zweitjüngsten Podium der Renngeschichte mehr bei als der Spanier Carlos Sainz junior (26), der im Ferrari erstmals Zweiter wurde. Immerhin war er bester Brite, was nicht oft vorkommt, seit Lewis Hamilton die Formel 1 regiert. Norris ist ein Kronjuwel, weshalb sein deutscher Teamchef Andreas Seidl seinen Vertag in der letzten Woche gleich um ein paar Jährchen verlängert hat. Die Champagner-Orgie vor den Augen des Fürsten war auch deshalb eine der ausgiebigsten der letzten Jahre. Die ersten Drei von Monaco verstehen sich prächtig – und bleiben doch härteste Gegner. Gut für die Stimmung, wenn wieder mehr als 7500 Zuschauer zugelassen sind.

PECHVOGEL

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Mick Schumacher: Das einzige richtige Überholmanöver im ganzen Rennen gesetzt zu haben, gleich in der ersten Runde gegen seinen internen Gegenspieler Nikita Mazepin ist ein schwacher Trost für den Monaco-Debütanten. Letzter aber wurde Schumi junior deshalb, weil ihn Motorenprobleme plagten, er den Russen vorbeilassen musste und später auf Geheiß des Teams nicht wieder überholen durfte. Die schwierige Strecke schien ihm gut zu liegen, aber zwei kleine Aussetzer im Training führten zu heftigen Crashs. Wieder was gelernt, wenn auch heftig.