Berlin. Die deutschen Handballer sind mit einem 25:25 gegen Schweden in die Olympia-Qualifikation gestartet - mit einem Tor kurz vor Schluss.

Knapp 9000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Berlin und Tokio. Gefühlt sind es aber nun ein paar weniger, denn zum Auftakt des Olympia-Qualifikationsturniers in Berlin spielten die deutschen Handballer 25:25 (14:13) gegen Schweden.

Es war ein Unentschieden, das sich nach dramatischen Schlusssekunden wie ein Sieg anfühlte und das Team von Bundestrainer Alfred Gislason etwas optimistischer dem Turnierziel entgegenblicken lässt: sich unter den vier Teilnehmern eines der zwei Tickets für die Sommerspiele in Tokio (ab 23. Juli) zu sichern. Weiter geht es an diesem Samstag gegen den EM-Vierten Slowenien (15.35 Uhr) und am Sonntag gegen Algerien (15.45 Uhr, beide ZDF). Alfred Gislason ist sich sicher: „Gegen Slowenien erwartet uns nun das Endspiel um Olympia.“

Der Bundestrainer war nicht zufrieden

Als der Bundestrainer diese Worte sprach, hatte sich seine Mannschaft bereits in die Kabine zurückgezogen. Lange hatte sie gut ausgesehen, im Großteil der zweiten Halbzeit dann schlecht, in der Schlussphase aber schließlich so kämpferisch, dass das Remis durchaus als Erfolg gewertet werden konnte.

Nicht ohne Grund rannten die deutschen Spieler nach dem Ertönen der Schlusssirene jubelnd auf Linksaußen Marcel Schiller zu, der nach seinem Ausgleichstreffer sechs Sekunden vor dem Ende vor dem schwedischen Tor liegengeblieben war. „Jetzt ist wieder alles offen“, meinte Gislason erleichtert. Doch der 61-Jährige wollte nicht verschwiegen: „Ich bin nicht zufrieden mit dem Spiel.“

Ein Spiel mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften

Denn es war eine Partie mit zwei sehr unterschiedlichen Hälften. In den ersten 30 Minuten war sie noch da: Die Sicherheit, die sich das deutsche Team durch die Rückkehr der THW-Kiel-Profis Hendrik Pekeler, Patrick Wiencek und Steffen Weinhold erhofft hatte. Das Trio hatte aus familiären Gründen auf die WM in Ägypten verzichtet, die im Januar mit dem enttäuschenden zwölften Platz abgeschlossen wurde.

Nun aber gab es den erhofften Beginn: Nach einem Distanzwurf von Julius Kühn und einem erfolgreichen Gegenstoß durch Uwe Gensheimer gingen die Gastgeber in der Max-Schmeling-Halle schnell in Führung. Die Abwehr um den Mittelblock Pekeler und Wiencek stand und gab so auch in den offensiven Bemühungen mehr Sicherheit.

Standortbestimmung für Gislason

Doch auch in den starken Anfangsminuten war Gislason die Anspannung anzusehen. Die Partie gegen Schweden war auch für ihn eine wegweisende. Eine Standortbestimmung, denn schon vor dem Anwurf war klar, dass sich gegen den Vize-Weltmeister zeigen würde, wie stark dieses deutsche Team wirklich ist. Der Bundestrainer hatte seine Leistungsträger wieder dabei. Alfred Gislason, der mit vielen Erwartungen beladene Trainer-Veteran, hatte nun keine Ausrede mehr mit dem derzeit bestmöglichen Team.

Und das wusste zu Beginn zu gefallen. Beim 11:8 (18.) durch Kühn führte Deutschland erstmals mit drei Toren, doch Unkonzentriertheiten im Abschluss ließen die Schweden wieder herankommen und hielten die Partie auf des Messers Schneide. Gensheimer traf in den Schlusssekunden der ersten Halbzeit dann aber noch einmal in Unterzahl – mit einer 14:13-Führung ging es in die Pause. „Wir hatten eine gute erste Halbzeit. Aber wenn man ehrlich ist – bis zur 55. Minute hatten wir dann keine Chance mehr“, sagte Pekeler im Rückblick.

Bruch im deutschen Spiel

Denn nun gab es einen Bruch, das deutsche Team zeigte sich im Angriff harm- und ideenlos, die Abwehr wurde zunehmend wackeliger. Bis in die Schlussminuten sahen die Schweden mit einer Drei-Tore-Führung wie die sicheren Sieger aus, denn Torwart Andreas Palicka spielte wie schon bei der WM herausragend. Dann aber hielt auch Deutschlands Nummer eins Johannes Bitter schwere Bälle, dann brachten Johannes Golla und Timo Kastening ihr Team wieder heran.

Schiller versenkte erst einen Siebenmeter – und schließlich den finalen Wurf. 25:25, der Traum von Olympia lebt. Als seine Teamkameraden den Torschützen umarmt hatten, blickte dieser aber eher erleichtert als euphorisiert auf die zurückliegenden Minuten: „Wir sind einfach happy, dass wir diesen Punkt geholt haben.“