Abu Dhabi. Red-Bull-Pilot Max Verstappen hat Mercedes geärgert und beim Saisonfinale triumphiert. Vettel bei Ferrari-Abschied auf Rang 14.

Spektakel war genug in dieser außergewöhnlichen Formel-1-Saison, deshalb stört der – nicht unübliche – Langweiler von Abu Dhabi zum Schluss nicht das positive Gesamtbild. Der Niederländer Max Verstappen durchbricht beim 17. WM-Lauf die Phalanx des Abo-Champions Mercedes, Valtteri Bottas und Lewis Hamilton kommen nur auf die Plätze.

Für den Niederländer im Red Bull-Honda nicht mehr als ein Achtungserfolg: Er hat die letzte Chance verpasst, Sebastian Vettel als jüngsten Champion der Geschichte abzulösen – und in der Gesamtabrechnung fehlen ihm neun Punkte auf den Titel als Vize-Weltmeister, der wieder an Max Verstappen geht. Apropos Vettel: der Heppenheimer verabschiedet sich mit Rang 14 punktlos von Ferrari.

Daumen hoch: Red-Bull-Pilot Max Verstappen bei der Siegerehrung in Abu Dhabi.
Daumen hoch: Red-Bull-Pilot Max Verstappen bei der Siegerehrung in Abu Dhabi. © afp

Komische Gefühle bei vielen Formel-1-Protagonisten

Immerhin hat Max Verstappen zum Schluss noch einmal gezeigt, dass Mercedes nicht unschlagbar ist, und dass er von den Zukunftshoffnungen der Formel 1 der Cleverste ist. Wobei seine Pole-Position als Schlüssel für den zweiten Saisonsieg eher dadurch zustande kam, dass die Silberpfeile sich samstags selbst besiegt hatten. Am Rennsonntag konnten sie dann nicht mehr zulegen.

Tatsächlich scheint nach dem vorzeitigen Titelgewinn in Silber alle Luft raus zu sein. Und Lewis Hamilton, der am Freitag offiziell zum zweiten Rekordweltmeister neben Michael Schumacher gekürt wird, ist nach seiner Covid-19-Erkrankung noch nicht zu 100 Prozent fit: „Ich habe noch ein komisches Gefühl in der Lunge. Das war ein hartes Rennen für mich, rein körperlich. Ich war froh, als es vorbei war. Es ist mir noch nie so schlecht gegangen. Aber ich sehe es positiv – ich habe es geschafft, und ich bin am Leben geblieben!"

Jetzt gilt es noch ein Hindernis für die Zukunft zu überwinden – die lang anstehende Vertragsverlängerung. Wie groß ist die Lust, was kann einer wie er noch mit 50 Millionen Euro anstellen?

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Komische Gefühle gibt es auch bei all jenen, die jetzt ihren Dienst quittieren müssen: Unfallopfer Romain Grosjean verliert ebenso seinen Arbeitsplatz beim Haas-Team wie der Däne Kevin Magnussen. Formel-1-Boss Chase Carey dürfte froh sein, nach Hollywood zurückkehren zu können, mit der Empfehlung die Corona-Saison vorbildlich durchgezogen zu haben.

Für Sergio Perez, der noch in Bahrain sensationeller Sieger war, endet die Reise vom letzten Startplatz aus früh mit einem Motorschaden. Der Mexikaner hofft noch auf einen Job bei Red Bull Racing, wo Alex Albon weiter auf der Kippe steht. Auch der Russe Daniil Kwjat muss noch zittern. Trauer bei RTL, dass sich nach 30 Jahren als Formel-1-Beweger verabschiedet und an sky übergibt – immerhin mit einem Triumph des Senderlieblings Verstappen.

Vettel mit seiner schlechtesten WM-Platzierung

Sebastian Vettels Abschiedsresultat spiegelt eine schwierige, eine verkorkste Saison wider: 14. Platz, obwohl er sich redlich bemüht hatte, lange sogar vor dem Rivalen Charles Leclerc lag. Es hat nicht sollen sein in dieser längst erkalteten Liebesbeziehung. In der Gesamtwertung landet der Heppenheimer auf Rang 13, das ist die schlechteste Platzierung seit seiner Debütsaison 2007. In Abu Dhabi blieb der 33-Jährige damit zum zehnten Mal in 17 Rennen ohne Punkt, schaffte es nur als Dritter in Istanbul mal aufs Podium.

„Die Saison war so schlecht, dass ich wirklich froh bin, dass sie jetzt vorbei ist", wusste Vettel schon vor seinem letzten Auftritt in Rot. Die letzten Meter im SF 1000 sind trotz allem versöhnlich. Ferrari bescheinigte ihm über Boxenfunk ein „Großes Herz" und sagte „Grazie, Seb". Der Chauffeur bedankte sich mit einem improvisierten italienischen Lied an seine „squadra rossa". Künftig denkt er an die grüne Welle beim neuen Werksteam von Aston Martin.

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Vielleicht kann er dort die Verstappen-Maxime umsetzen, die dem Niederländer in der Wüste den zehnten Sieg eingebracht hat: „Guter Start, auf die Reifen achten. Wenn Du dann vorne fährst, kannst Du es einfach laufen lassen." Es ist auch das Motto, mit dem die gesamte Formel 1 am 21. März in Melbourne weitermachen will, wenn alles planmäßig läuft.