Frankfurt/Dortmund. Dortmunds Geschäftsführer Watzke spricht von einem “harmonischen“ Treffen in Frankfurt. Das hatte schon mit der Besetzung der Gästeliste zu tun.

Hans-Joachim Watzke war zufrieden, als er am Mittwochnachmittag zurückfuhr von Frankfurt in Richtung Ruhrgebiet. „Es war eine Sitzung in sehr harmonischer, sehr von gegenseitigem Vertrauen geprägter Atmosphäre“, sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund im Gespräch mit dieser Zeitung über jenes Treffen, das kurz zuvor im „Frankfurt Airport Club“ zu Ende gegangen war.

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Dass es so harmonisch zugegangen war, hatte auch mit der Besetzung der Gästeliste zu tun. Denn die, die eine andere Meinung hätten haben können, waren gar nicht eingeladen zum Treffen von 15 Klubbossen aus dem deutschen Profifußball. Aus der Bundesliga fehlten der VfB Stuttgart, Arminia Bielefeld, Mainz 05 und der FC Augsburg, aus der 2. Bundesliga war dafür der Hamburger SV dabei. „Wir haben viele Themen besprochen, und eines davon war auch die Verteilung der Fernsehgelder“, sagte Watzke. „Und da haben wir gemeinsam festgehalten, dass wir großes Vertrauen in das DFL-Präsidium haben, das über die Verteilung entscheidet. Es ergibt keinen Sinn, wenn wir oder andere da irgendwelche Vorfestlegungen treffen.“

Ausbootung von einigen Klubs gleicht einer Machtdemonstration

Das war klar gemünzt auf jene Klubs, die nicht eingeladen waren nach Frankfurt. Die nämlich hatten zuletzt gemeinsam mit zehn Zweitligisten ein Positionspapier aufgesetzt, in dem sie sich für eine Umverteilung der TV-Einnahmen aussprachen, und zwar von oben nach unten. Im Dezember nämlich entscheidet das Präsidium der Deutschen Fußball-Liga über dieses Thema. 4,4 Milliarden Euro über vier Jahre sind nach der jüngsten Rechtevergabe zu verteilen, etwas weniger als in den Vorjahren. Und, man kennt das nicht nur im Fußball: Weniger Geld zu verteilen ist deutlich schwieriger, als zusätzliche Mittel unter die Klubs zu bringen.

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Entsprechend zäh wird der Kampf ausgetragen, vor und hinter den Kulissen. Dass die Riege der eher kleineren Klubs mit einem Konzeptpapier vorgestoßen ist, kam bei den Branchengrößen überhaupt nicht gut an. Und so war die Ausbootung vor dem Treffen in Frankfurt auch klar als eine Machtdemonstration zu verstehen, als ein Säbelrasseln jener, die wissen, dass sie für die Attraktivität der Liga wichtig sind und viele Unterstützer aus dem Oberhaus hinter sich wissen. Und natürlich war mit dem Treffen auch ein Signal in Richtung DFL-Präsidium gesetzt, in dem ja auch Vertreter von Holstein Kiel, Darmstadt 98 und St. Pauli mitentscheiden – alles Klubs, die nicht eingeladen waren.

Hans-Joachim Watzke auf dem Weg zum
Hans-Joachim Watzke auf dem Weg zum "G15-Gipfel" in Frankfurt. © dpa

Kritik an der lückenhaften Gästeliste wies Watzke zurück: „Die Klubs, die nicht dabei waren, hatten sich ja vorher schon auf eine Haltung festgelegt und versucht, das DFL-Präsidium damit unter Druck zu setzen“, meinte er. „Das ist nicht unser Weg, auch das wollten wir heute demonstrieren.“

Bayern-Vorstandschef Rummenigge: "Nicht wir haben den Solidarpakt gebrochen"

Noch deutlicher wurde Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, der das Treffen in Frankfurt initiiert hatte – in Absprache mit Watzke und dem Frankfurter Marketingsvorstand Axel Hellmann. „Diesen Solidarpakt haben nicht wir gebrochen, sondern den sehen wir schon bei den vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten, die hier schon den Fehdehandschuh hingeworfen haben“, sagte er.

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Die 36 Profiklubs sind gespalten, vom Wunsch nach mehr Demut in der Corona-Krise ist nicht mehr viel zu spüren nun, da ums Geld gekämpft wird. Dabei hätten sie ja gar nicht so viel über die TV-Milliarden diskutiert, beteuerten die Beteiligten später. Nein, es sei auch um das weitere Vorgehen in der Corona-Krise gegangen. Über die Suche nach einem Nachfolger für den 2022 scheidenden DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, über den der Aufsichtsrat zu entscheiden hat. Und über den Deutschen Fußball-Bund, wo ein Machtkampf zwischen Präsident Fritz Keller und Generalsekretär Friedrich Curtius tobt – was den Profiklubs zunehmend Sorgen bereitet. Das Profilager steht hinter dem Präsidenten, das machte Rummenigge deutlich: „Fritz Keller hat unser Vertrauen. Wir sind dazu bereit, ihn positiv zu begleiten.“

Und dann schlug der Bayern-Boss doch noch einmal versöhnliche Töne in Richtung der abwesenden Klubs an: „Wir sind immer bereit, diese Gruppe zu vergrößern, wo gewünscht und notwendig.“ Die Diskussionen im deutschen Fußball aber werden so schnell nicht beendet sein.