Essen. DFB-Direktor Oliver Bierhoff beklagt die Sympathieverluste der Nationalmannschaft. Er selbst hat dazu beigetragen. Ein Kommentar.
Als DFB-Direktor ist Oliver Bierhoff intensiv mit der Außendarstellung der deutschen Auswahlen beschäftigt. Was das Erscheinungsbild der A-Nationalmannschaft betrifft, so wissen wir, dass Bierhoffs Arbeit der letzten Jahre nicht gerade gut bei den Fans ankommt. Es sind die Geister, die vor allem Bierhoff selbst rief, wenn der 52-Jährige eine Entfremdung beklagt und betroffen feststellt, dass es sich bei der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw nicht mehr „um des Deutschen liebstes Kind“ handele.
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Kritik an Kritikern wie Lothar Matthäus
In seiner viertelstündigen Bierhoff-Bekanntmachung hat der Europameister von 1996 vor allem aktuelle, junge Spieler vor der Kritik der Experten qua sportlichem Werdegang (Alt-Internationale wie Lothar Matthäus), Beruf (Journalisten) und Leidenschaft (Millionen von Fans) in Schutz genommen. Dagegen ist nichts einzuwenden, zumal gerade das Internet überquillt mit Scharfrichtern, die teilweise einen angemessenen Ton nicht mal treffen wollten, wenn sie dazu in der Lage wären. Wenngleich sich Unmut eher am alten Bundestrainer entzündet als am jungen Spielerpersonal. Doch nicht mal Joachim Löw ist der einzige Grund für den Sympathie- und Imageverlust.
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Die kommerzielle Ausschlachtung a la „Die Mannschaft“, spät beginnende Länderspiele, hohe Eintrittspreise, ausbleibende Nähe zum Fan – all dies hat einen Keil in die Beziehung zwischen Nationalelf und Anhängern getrieben. Da erscheinen die Vorbehalte gegenüber dem von einem Koffeingetränk gesponserten Fanclub ja schon beinahe widersprüchlich, über den wurde nämlich in sportlich guten Zeiten, also bei der WM 2010 und erst recht 2014, gar nicht so sehr gemeckert. Auch Skandale im eigenen Verband veranlassen erhöhen nicht wirklich die Freude auf das Nationalteam.
Bierhoff sucht die Schuld nur bei anderen
Bei Oliver Bierhoff fehlt derzeit noch das Eingeständnis, dass nicht nur äußere Faktoren zu der Entzweiung führen. Diese Erkenntnis und die Konsequenzen daraus sind aber nötig, um das Lagerfeuer der Nation wieder anzufachen.