Essen. Der DFB weist die Kritik an dem Kurzflug des Nationalteams nach Basel zurück. Die Begründung macht das PR-Desaster noch größer. Ein Kommentar.
Beim nördlichsten Handball-Bundesligaklub Deutschlands sind Auswärtsspiele immer weit, sofern es nicht gegen den Erzrivalen Kiel geht. Wer also bei der SG Flensburg-Handewitt einen Vertrag unterschreibt, wird diesen umgebauten Mannschaftsbus kennenlernen, dessen Sitze sich zu Betten umklappen lassen. Was man so Bett nennt, wenn die Körpergröße zwei Meter beträgt. 1100 Kilometer hin und zurück. 16 Stunden Fahrtzeit. Essen vom Caterer an Bord. Alltag für die Flensburger.
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Im hohen Norden werden sie die Debatte rund um die 180 Kilometer (Luftlinie) kurze Flugreise der Fußball-Nationalmannschaft von Stuttgart nach Basel zur Kenntnis genommen haben. Die Anmerkung von DFB-Spieler Thilo Kehrer aber, es sei für die Regeneration „ein Unterschied, ob man drei oder dreieinhalb Stunden sitzt oder 45 Minuten“, dürfte bei den Handballern und vielen anderen Sportlern im Land nur noch Kopfschütteln ausgelöst haben.
Unprofessioneller Versuch, das PR-Desaster zu rechtfertigen
Flüge über derartig kurze Distanzen passen nicht in eine Zeit des Klimawandels. Sie passen auch nicht zu einer Nationalmannschaft mit Vorbildfunktion, die sich einerseits unter dem DFB-Logo der Nachhaltigkeit und den Zielen des Klimaschutzes verschrieben hat, andererseits aber den klimaschädlichen Kurztrip auch noch stolz bei Twitter in einer Fotostrecke vorführt. Was aber noch weniger zum Aushängeschild des deutschen Fußballs passt, ist der unprofessionelle Versuch, das PR-Desaster zu rechtfertigen.
Ja, es ist Corona-Pandemie. Deswegen ist aus Gründen des Gesundheitsschutzes ja nachvollziehbar, dass die Zugfahrt – zumal noch mit Umstieg – keine Option war. Aber ein Parabelflug mit Verweis auf eine bessere Regeneration der Berufssportler? Absurd. Doch eine echte Steilvorlage für jene, die schon immer der Meinung waren, wie abgehoben und realitätsfern der Profifußball ist.