Essen. Am Samstag beginnt in Nizza die Tour de France. An der Spitze duellieren sich Bernal und Roglic. Ein Überblick zur 107. Frankreich-Rundfahrt.
Für den malerischen Anblick der Côte d’Azur haben die besten Rad-Profis der Welt am Samstag (14.30 Uhr/ARD) kein Auge übrig. In Nizza startet die 107. Tour de France – unter strengen Auflagen. Antworten auf die wichtigsten Fragen im Überblick.
Wie sehr ist die Tour von der Corona-Pandemie betroffen?
Die Côte d’Azur mit Tour-Startort Nizza sowie der Großraum Paris sind Risiko-Gebiet. Fans sind an der Strecke teilweise erlaubt, nicht aber auf den Bergpässen – und im Zielbereich nur begrenzt. Veranstalter ASO hat ein Hygienekonzept entwickeln lassen, doch angesichts der steigenden Fallzahlen ist unklar, ob das Peloton planmäßig durch Frankreich rollen kann. Der Essener Virologe Ulf Dittmer hat Bedenken: „Die Zahl von 70 Infizierten pro 100.000 Einwohner zeigt, dass die Lage in Frankreich sehr dynamisch ist.“
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Was bedeutet das für die Teams?
Die Regeln sind streng. Sollten in einer Mannschaft zwei Profis innerhalb von sieben Tagen positiv getestet werden, wird der gesamte Rennstall disqualifiziert. Die Tour-Organisatoren haben ein Konzept mit zwei Blasen erstellt: In der Peloton-Blase wird das Fahrerfeld von Zuschauern abgeschirmt. Die Team-Blase stellt sicher, dass die Mannschaften im Hotel eigene Bereiche zur Verfügung haben.
Tour de France: Das ist die Königsetappe
Welche Etappen darf man auf keinen Fall verpassen?
Alle, bei denen Berge im Spiel sind. Und das sind in diesem Jahr eine Menge. Gleich am zweiten Tag stehen zwei Gipfel der ersten Kategorie an. Insgesamt muss das Peloton acht Gebirgsetappen mit vier Bergankünften und drei hügelige Teilabschnitte meistern. Die Königsetappe führt über den Col de la Madeleine von Grenoble nach Méribel (16. September). Das Streckenprofil kommt vor allem den nicht ganz so starken Zeitfahrern entgegen. Nur einmal treten die Profis den Kampf gegen die Uhr an – und der endet mit einer Bergankunft auf der vorletzten Etappe (19. September).
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Wer sind die Favoriten?
Vieles deutet auf ein Duell zwischen Vorjahressieger Egan Bernal (23/Ineos) und Primoz Roglic (30/Jumbo-Visma) hin. Besonders der Slowene Roglic, ein ehemaliger Skispringer mit erstaunlichen Kraftwerten, war beim Neustart der Radsaison in bestechender Form. Das Vorbereitungsrennen Critérium du Dauphiné dominierte der Vuelta-Sieger von 2019 und hätte die Gesamtwertung für sich entschieden – wäre er nicht auf der vierten Etappe schwer gestürzt. Kolumbiens junger Star Bernal kam nicht zu Fall, musste aber mit Rückenschmerzen aufgeben.
Tour de France: Froome und Thomas fehlen
Welche Stars fehlen?
Ineos reist ohne die Ex-Tour-Sieger Christopher Froome (35) und Geraint Thomas (34) an. Beide sind nicht in Form. Der junge Bernal steht nach seinem Coup 2019 unter größerem Druck als im Vorjahr. Er ist nun der alleinige Kapitän und muss auf Unterstützung des dezimierten Teams um Edelhelfer Richard Carapaz (27/Ecuador) hoffen. Jumbo fehlt der Vorjahresdritte Steven Kruijswijk (33/Niederlande). Landsmann Tom Dumoulin (29) wird daher Roglics treuester Begleiter im Hochgebirge.
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Wie stehen die Chancen der Deutschen?
Emanuel Buchmann ist nach Platz vier im Vorjahr die größte Hoffnung im Gesamtklassement. Die anderen deutschen Profis schlüpfen zuallererst in Helferrollen. Bei Buchmanns Team Bora-hansgrohe sind das der mit Schlüsselbeinbruch fahrende Maximilian Schachmann (26) und Ausnahmetalent Lennard Kämna (23), der nach starken Leistungen bei der Dauphiné sogar um Etappensiege in den Bergen kämpfen könnte. Der ehemalige Zeitfahrweltmeister Tony Martin (35) wird sich bei Jumbo voll in den Dienst seines Kapitäns Roglic stellen und Jagd auf Ausreißer-Gruppen machen.
Letzter Tour-de-France-Sieger aus Frankreich war Bernard Hinault
Erfüllt Thibaut Pinot den Franzosen eine Sehnsucht?
Seine Landsleute werden es dem 30-Jährigen von Groupama-FDJ wünschen. Die größte Enttäuschung seiner Karriere war das vorzeitige Tour-Aus 2019 in Top-Form. Pinot soll der Grande Nation nun den ersten Heimsieg nach 1985 bescheren. Damals gewann ihr Idol Bernard Hinault.
Wer überträgt die Tour?
Die ARD mit Spartenkanal One und Eurosport mit DAZN – alles im TV. und per Stream im Internet.