Essen. Am Montag beraten die Gesundheitsämter der Länder über die Corona-Maßnahmen der DFL. Der FC PlayFair fordert künftig bessere Diskussionen.
Die Bundesliga-Klubs arbeiten hart an der Rückkehr von Zuschauern. An diesem Montag beraten die Gesundheitsämter der Länder über die geplanten Maßnahmen der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Bei Fans stößt das Konzept durchaus auf Kritik. Jörn Kleinschmidt (54), Vorsitzender des „FC Play Fair! – Verein für Integrität im Profifußball“ hat Verständnis für die Maßnahmen. Er formuliert aber auch klare Forderungen für die Zeit nach Corona.
Herr Kleinschmidt, das DFL-Konzept sieht ein vorübergehendes Verbot von Stehplätzen und Gästefans vor. Können Sie die Maßnahmen nachvollziehen?
Jörn Kleinschmidt: Grundsätzlich finde ich gut, dass die DFL voranschreitet, um die Beteiligung von Zuschauern wieder zu ermöglichen. Das brauchen wir in unserer Gesellschaft. Die Konzepte könnten helfen, zukünftig auch wieder Volksfeste und Messen veranstalten zu können. Auch für Flughäfen oder Konzerte können Erkenntnisse gesammelt werden. Das wäre ein wichtiger Schritt zurück zur Normalität.
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An der Abschaffung von Stehplätzen gibt es viel Kritik. Sehen Sie darin auch eine Bedrohung für die Fankultur?
Jörn Kleinschmidt:Gästefans und Stehplätze sind essenzielle Bestandteile der Fankultur. Fußball ist und bleibt ein Zuschauersport. Aber nicht nur aus Fan-Sicht sind sie unverzichtbar. Auch Ökonomen unseres Vereins vertreten die Ansicht, dass Fans eine aktive Rolle in der Produktion des Stadion-Erlebnisses spielen. Ohne sie lässt sich unser Fußball langfristig nicht vermarkten. Das sieht man bei den Länderspielen der Nationalmannschaft, wenn es keine Stehplätze gibt. Da sind dann nur noch 33.000 Fans im Stadion und kriegen den Mund nicht auf. Da nutzt auch eine vom DFB-Fanclub organisierte Blaskapelle nichts.
Viele Menschen sehen den Fußball als Produkt. Die DFL will deshalb eine Taskforce zur Analyse der Entwicklung einsetzen. Glauben Sie, das hilft?
Jörn Kleinschmidt:Die Skepsis ist nach wie vor da. Ich habe immer noch das Gefühl, dass die DFL nicht verstanden hat, wie wichtig die Fans sind. Wir sind diejenigen, die unseren Fußball mitgestalten, und die, die das Geld in das System stecken. Das Geld kommt von den Fans, und darum müssen die Gespräche auf Augenhöhe stattfinden. Reden ist schön und gut, aber es muss auch von vornherein die Bereitschaft geben, aufeinander zuzugehen.
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Vor der Corona-Krise kam es wegen der Hopp-Proteste zur Eskalation. Im Moment wird wieder geredet. Haben Sie die Hoffnung, dass dieser Weg weiterverfolgt wird?
Jörn Kleinschmidt: Dietmar Hopp diente als zentrale Projektionsfläche für den Frust der Fans. Aus ihrer Sicht gibt es keinen fairen Wettbewerb mehr, und das hat viele Gründe. Auch wir vom FC PlayFair! fordern eine faire Verteilung der TV-Gelder, die Begrenzung von Investorengeldern und eine Gehaltsobergrenze auf Mannschaftsebene. Ich glaube schon, dass kleine und große Vereine Verständnis für die Kritik der Fans haben. Deswegen bin ich sehr optimistisch, dass es Fortschritte in der Debatte geben wird. Gleichwohl wird es eine sehr schwierige Diskussion, weil sich die 36 Profiklubs bei Themen wie den TV-Geldern uneins sind.