Essen. RWE-Legende Willi Lippens spricht im Interview über seinen Alltag in der Corona-Krise und seine Hoffnungen für Rot-Weiss Essen.
13 Jahre spielte Willi Lippens für Rot-Weiss Essen. Der 74-Jährige ist die größte Legende des Vereins. Im RevierSport-Interview spricht "Ente" über die aktuelle Situation in der Corona-Krise, sein Restaurant "Mitten im Pott" und RWE.
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Willi Lippens, wie geht es Ihnen aktuell?
Meine Frau und ich sind ja in einem Alter, in dem wir natürlich zu den gefährdeten Menschen gehören. Aber: toi, toi, toi. Uns geht es aktuell gut und wir sind nicht krank. Trotzdem ist das natürlich für uns alle keine einfache Situation.
Klar: Immerhin führt Ihr Sohn das Restaurant "Mitten im Pott" auf der 224. Sie arbeiten ja auch noch auf dem "Lippens Hof", um sich fitzuhalten...
Ja, das mit dem Restaurant ist natürlich hart. Wir sind ja auch recht abgelegen. So dass wir kein Essen zum Abholen anbieten. Das lohnt sich einfach nicht, weil uns viele Leute gar nicht finden würden (lacht). Ich bin natürlich froh, dass wir in diesen Zeiten den großen "Lippens Hof" besitzen. Ich gehe ein paar Meter hinter das Haus und bin im Wald. Das ist purer Luxus. Aber auf Dauer ist das alles hart. Diese Situation, in der sich die Welt befindet, hat eigentlich kein Mensch verdient. Die nervliche Belastung ist groß und wird immer größer je länger es dauert, bis die Normalität einkehrt.
Verlassen Sie in diesen Zeiten überhaupt ihren Hof?
Nein, überhaupt nicht. Die Einkäufe und andere Dinge, die erledigt werden müssen, machen die jüngeren der Familie. Dafür sind sie da (lacht). Ich war seit Wochen nicht mehr in Bottrop oder Essen. Ich habe alles, was ich brauche, auf dem Hof. Ich will da überhaupt gar kein gesundheitliches Risiko eingehen.
Sie sind am 10. November 1945 geboren, somit ein Nachkriegskind. Haben Sie schon einmal eine ähnliche Situation in Ihrem Leben erlebt?
Nein! Das hat keiner. Wahrscheinlich ist das nur mit dem Krieg vergleichbar und das auch auf eine ganz andere Art und Weise. Eine moderne Weise eben. So etwas, dass die Menschen nicht raus gehen sollen oder sich nicht mit ihren Freunden, Bekannten, ja sogar Familienmitgliedern treffen sollen, das gab es noch nicht. Schwere, eigenartige Zeiten.
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Denken Sie in diesen Zeiten auch an Rot-Weiss Essen?
Natürlich. Fast täglich. RWE wird doch für immer in meinem Herzen sein. Das weiß doch jeder. Für die kleineren Dorfvereine ist die Corona-Krise kein Problem. Für die ganz großen Klubs vielleicht auch nicht. Aber für Rot-Weiss schon. Sie sind Viertligist, haben keine TV-Einnahmen und leben von den Fans. Quasi von der Hand in den Mund. Solange RWE keine Spiele austrägt und keine Karten, Biere, Würste verkauft, ist es gefährlich. Da mache ich mir schon Sorgen. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Ich hoffe auf einen anderen Effekt.
Auf welchen?
Vielleicht wird Rot-Weiss Essen aus dieser Corona-Krise noch stärker herauskommen. Denn: ich kann mir bei den bekloppten Essener Fans schon vorstellen, dass die Rot-Weiss die Bude einrennen werden, wenn das Stadion wieder geöffnet ist. Dann kommen vielleicht mehr als 10.000 Zuschauern zu den Spielen. Wenn die Sponsoren dann noch die Treue halten, vielleicht sogar etwas drauflegen und die Mannschaft liefert, dann marschiert RWE nach oben. Ein bisschen träumen und hoffen darf man doch noch, oder (lacht)? Und vielleicht finden dann auch ein paar Rot-Weisse den Weg nach Bottrop zu uns ins Restaurant.