Essen. Abbruch wegen Coronavirus oder Geisterspiele? Die 3. Liga ist sich uneins. Der Vorstoß für eine zweigleisige Liga begeistert RWE und RWO.
Die Corona-Krise trifft die Fußball-Drittligisten besonders hart. Anders als in der 1. und 2. Bundesliga sind die Mannschaften hier umso mehr auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Ob es in dieser Saison überhaupt mit Geisterspielen weitergehen kann, ist völlig unklar. Am Freitag sorgte zudem ein Konzept für eine zweigleisige 3. Liga für Aufsehen, das beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingegangen war. Die Idee: 40 statt 20 Drittligisten, aufgeteilt auf eine Nord- und eine Südstaffel, Start bereits ab der Spielzeit 2020/2021.
Elversberg-Konzept erhält Unterstützung aus dem Ruhrgebiet
Verfasser des 44-seitigen Papiers ist die SV Elversberg. Die Saarländer stehen in der Regionalliga Südwest auf dem zweiten Platz, der Verein hat die Rückkehr in die 3. Liga seit dem Abstieg 2014 mehrmals knapp verpasst. Ausdrückliche Unterstützung erhält das Konzept aus dem Ruhrgebiet von Regionalligisten wie Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen, die von einer Zweiteilung ebenfalls profitieren könnten. „Wir freuen uns, dass jetzt eine offizielle Diskussions-Grundlage gegeben ist“, sagt RWE-Boss Marcus Uhlig. „Wir hoffen auf gute Gespräche mit dem DFB und den Drittligisten. So dass wir am Ende für alle eine zufriedenstellende Lösung finden.“
Seit Jahren ist die gegenwärtige Situation in den fünf Regionalliga-Staffeln unbefriedigend. Meister steigen nicht sicher auf, zahlreiche Reformideen verliefen bisher im Sande. Jetzt also der erneute Vorstoß aus der vierten Liga, den DFB mit der Idee einer 3. Liga mit zwei Staffeln zu konfrontieren. „Der vorgeschlagene Ansatz eines Saisonübergangs in Kombination mit einer Reform der Ligastruktur sei am ehesten zur Schaffung einer Mehrheit der betroffenen Vereine geeignet“, erklären die Elversberger Autoren den Ansatz ihres Vorstoßes.
Dieser kommt taktisch darüber hinaus zu einem aus Sicht der Regionalligisten geeigneten Zeitpunkt. Zwar erklärten die Drittligisten bisher eine Zweigleisigkeit ihrer Liga stets als No-Go, aber die Klubs sind gerade aus anderem Grunde in zwei Lagern unterteilt. Denn es wird seit Wochen darüber gestritten, wie mit dieser Saison umgegangen werden soll. Abbruch oder Fortsetzung mit Geisterspielen? In einer hitzigen Video-Konferenz in der vergangenen Woche soll sich eine leichte Mehrheit für letztere Variante ausgesprochen haben.
Am Donnerstag preschten nun die fünf bayerischen Drittligisten öffentlich vor und machten klar, dass dies aus ihrer Sicht die einzige Lösung sei. „Es gibt für uns gar keine andere Lösung, als die Saison zu Ende zu spielen, weil nur dann ein sportlich faires Endergebnis zustande kommt. Ansonsten sehe ich eine große Gefahr, dass der Fortbestand dieser ohnehin wirtschaftlich problematischen 3. Liga auf dem Spiel steht“, sagte Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching.
Mehr TV-Geld in der 3. Liga
Das kam bei der Konkurrenz nicht gut an – die Antwort folgte schließlich am Freitag, als sich gemeinsam Carl Zeiss Jena, Sonnenhof Großaspach, Preußen Münster, FSV Zwickau, 1. FC Magdeburg, Hallescher FC, Chemnitzer FC und Waldhof Mannheim für einen sofortigen Abbruch der Saison aussprachen – ohne Absteiger, aber mit Aufsteigern.
„Dies ist aus unserer Sicht der sportlich bittere, aber auch einzig mögliche Weg, bei dem die gesellschaftlichen Realitäten, der Schutz der Gesundheit und die wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen sind“, heißt es in der Mitteilung. Pikant: Mannheim würde dadurch als Tabellenzweiter aufsteigen, die weiteren sieben Vereine rangieren zwischen Platz 13 und 20 und würden somit einem drohenden Abstieg aus dem Weg gehen.
Der Vorschlag aus Elversberg könnte diese Problematik lösen, potenzielle Klagen von möglichen Absteigern gegen den DFB sogar verhindern. Mittelfristig, so heißt es in dem Konzept, sollen mehr Derbys sowie mehr Partien insgesamt für TV- und Streaming-Anbieter für erhöhte Einnahmen sorgen. Doch für die derzeitigen Drittligisten würde eine Aufstockung einen deutlichen Verlust bedeuten. Rund 500.000 Euro pro Verein dürften erst einmal fehlen, dem gegenüber stünden geschätzt 100.000 Euro gesparte Reisekosten.
Trotz aller derzeitigen Unruhe: Erst vor wenigen Wochen sprachen sich die Klubs aus der 3. Liga klar für eine eingleisige Liga aus. „Daran hat sich für uns nichts geändert. Wir haben jetzt sehr viele attraktive Gegner in der Liga“, teilte der MSV Duisburg auf Nachfrage mit.