Essen. Am Wochenende wurde Gladbachs Torwart Yann Sommer gefeiert, einen Fehler später hagelt es Kritik. Die ist nicht immer angemessen. Ein Kommentar.

Zwischen Heldenverehrung und Häme liegt oft nur ein winzig kleiner Raum. Das gilt auch, oder ganz besonders für den Fußball. Im Fall von Gladbachs Yann Sommer ist dieser Raum etwa einen Finger breit. Noch vor einer Woche wurde der Torwart für eine spektakuläre Rettungstat im Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern München gefeiert, die Social-Media-Experten von Borussia Mönchengladbach übertrieben es mit der Verehrung und widmeten Sommers Mittelfinger ein eigenes kleines, zugegeben einigermaßen amüsantes Video mit dem Titel „immer da, wenn man ihn braucht“.

Von der Heldenhand zum Flutschfinger

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Nicht einmal eine Woche später wurde aus der gefeierten Heldenhand ein geschmähter Flutschfinger, weil Yann Sommer im Europa-League-Spiel gegen Basaksehir Istanbul beim 1:1-Ausgleichstreffer der Gäste kapital patzte.

Hat er die Häme verdient? Nein. Fehler passieren. Selbst, wenn die Borussia allein wegen des Aussetzers ausgeschieden wäre, hätte Sommer die Häme nicht verdient.

Spott ist in Ordnung, brutale Kritik nicht

Ist der Spott schlimm? Nein. Die unterschiedliche Bewertungen der Sommerschen Leistungen sind eher ein Lehrstück darüber, wie kurz das Gedächtnis der Öffentlichkeit bisweilen sein können, ein Beispiel dafür, wie emotional der Fußball ist.

Gerade, weil Yann Sommer noch vor Wochenfrist für seine Rettungstat so überschwänglich gefeiert wurde, muss er jetzt auch damit leben, dass sich Kritik breit macht – so lange die Kritik den Rahmen nicht verlässt. Überschwang im Lob kann allenfalls peinlich berühren, der Gegenpol - brutale Kritik, wie sie in den Sozialen Medien neben viel gutmütigem Spott ebenfalls wieder laut wurde - einen Menschen vernichten. Das ist nur scheinbar ein Ungleichgewicht. Die Verletzung eines Menschen mit Worten ist nicht weniger schlimm als ein tatsächlicher Angriff.

Gleichwohl wäre es unterhaltsam und angemessen, wenn sich die PR-Experten von Borussia Mönchengladbach oder gar Yann Sommer selber über den Patzer ironisch-selbstkritisch äußern würden.