Stuttgart. Alexander Zverev will sich beim Mercedes-Cup in Stuttgart die Form für Wimbledon holen. Dafür wurde extra Trainer Ivan Lendl eingeflogen.
Die Zeit drängt. Die French Open in Paris sind beendet. Und damit auch die Sandplatzsaison. Schon konzentrieren sich die Tennisspieler auf das nächste Grand-Slam-Turnier in Wimbledon Anfang Juli. Gerade einmal drei Wochen Zeit bleiben zur Vorbereitung, um sich auf Gras umzustellen. Da ist jede Möglichkeit wichtig um sein anzupassen.
„Da muss man ein komplett anderes Tennis spielen, da genügt es nicht, dass man vier oder fünf Trainingseinheiten absolviert“, sagt Alexander Zverev. Gut aufschlagen und dann schnell ans Netz.
Struff zieht ins Viertelfinale ein
Davis-Cup-Spieler Jan-Lennard Struff hat erstmals das Viertelfinale beim ATP-Tennisturnier in Stuttgart erreicht. Dank eines aggressiven und konzentrierten Auftritts gewann der French-Open-Achtelfinalist am Mittwoch gegen den Serben Miomir Kecmanovic klar 6:2, 6:2. Nun trifft er auf den früheren Stuttgart-Sieger Lucas Pouille aus Frankreich oder den an Position drei gesetzten Russen Daniil Medwedew.
Der Hamburger, Nummer fünf der Welt, hat deshalb ganz überraschend seinen Turnierplan geändert. Von Paris fuhr er gleich nach Stuttgart. Beim Mercedes-Cup auf dem Weissenhof erhielt der amtierende Weltmeister eine Wildcard.
Denn eigentlich hatte er seinen Einstand in die Rasensaison erst für kommende Woche in Halle geplant. „Meine Sandsaison habe ich mit zwei guten Turnieren in Genf und Paris beendet“, sagt er. Das Turnier in Genf hat er gewonnen, in Paris war er bis ins Viertelfinale gekommen. Diesen Schwung will er ausnutzen.
Das sagt Tennis-Legende Boris Becker
Nicht alle Tennisexperten fanden Zverevs spontanen Wechsel seines Plans gut. „Ich dachte, er hat einige Tage Pause verdient“, sagte Boris Becker. Doch dann relativiert die deutsche Tennis-Ikone seine Kritik: „Für Sascha sind Matches sein liebstes Training. Das hat er natürlich in Stuttgart.“ Und dann fügt er noch an: „Ich wünsche ihm, dass ihm da nichts passiert.“
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Wie tückisch der Naturbelag sein kann, dies wurde dem 1,98 Meter großen Spieler gleich bei seinem ersten Training wieder deutlich. Nachdem er zuerst froh gelaunt Kindern Autogramme auf überdimensional große Tennisbälle geschrieben hatte, musste er seine Übungseinheit mit seinem Bruder Mischa schon nach wenigen Minuten abbrechen. Wegen Regens wurde der Untergrund immer rutschiger. Und das geplante zweite Training fiel gleich ganz ins Wasser.
Trotzdem strahlte Zverev vor seinem ersten Match beim Mercedes-Cup große Zuversicht aus.
Bessere Leistung hat einen Grund
Seine erste ernste Krise zu Beginn des Jahres, als er mehrmals gleich in der ersten Runde scheiterte, hat er gemeistert. Für seine Leistungssteigerung nennt er einen Grund: „Ich habe kein Handy mehr.“ Dabei lacht der 22-Jährige. Doch die wahren Gründe sind andere. „Ich kann mich jetzt wieder komplett auf Tennis konzentrieren.“ Davor hatte er sich sein Umfeld neu organisieren müssen. Neben der Trennung von seiner Freundin habe ihn auch der Rechtsstreit mit seinem bisherigen Manager Patricio Apey aus der Bahn geworfen. „Ich musste mich mit vielen Dingen beschäftigen, mit denen ich seither nichts zu tun hatte“, erklärte er. Für den Moment habe sein Management allein übernommen.
In diesem Sinne ist sein freiwilliger Verzicht aufs Handy umso interessanter. Zumal ihm auch andere Dinge rausgehen. So überraschte ihn Stuttgarts Turnierdirektor Edwin Weindorfer am Montag im Rahmen eines Pressegesprächs mit der Information, dass am Abend sein Trainer Ivan Lendl nach Stuttgart komme, um ihn bei der Umstellung auf Rasen zu unterstützen. „Die Sache mit Ivan lief über Mischa, denn er hat ein Handy“, sagte Weindorfer mit einem vielsagenden Blick Richtung Alexander Zverev.
Ist Zverev zu emotional?
Sehr humorvoll beschrieb er die Zusammenarbeit mit dem achtfachen Grand-Slam-Sieger, der ihn seit vergangenem September unterstützt. „Ivan kann mir sagen, was ich nicht machen soll, denn er hat ja nie in Wimbledon gewonnen“, scherzte er. Möglicherweise ist Lendl aber auch aufgefallen, was die Trainerlegende Nick Bollettieri am Deutschen kritisiert: „Zverev ist zu emotional.“ Und macht dies an einzelnen Reaktionen fest. „Zverev sollte sich mal auf Video anschauen, wie er sich aufregt, wenn er Bälle verschlägt“, so Bollettieri. Von seinen technischen Fähigkeiten wie dem starken Aufschlag und den kraftvollen Grundschlägen sei ein Erfolg schon möglich, aber „um einen Grand Slam gewinnen zu können, muss er mental erwachsen werden“.
Zum Auftakt in Stuttgart erwartet ihn Dustin Brown. Der unorthodox spielende Qualifikant hatte sich in der ersten Runde gegen John Millman durchgesetzt. Keine leichte Aufgabe. „Dustin ist einer der gefährlichsten Spieler auf Rasen“, sagt der Rechtshänder, „vor allem, wenn man vorher selbst noch kein Match gespielt hat.“ Aber jetzt hat Alexander Zverev wieder Ivan Lendl als Berater. Schließlich drängt die Zeit.