Paris. Alexander Zverev trifft nach seinem Achtelfinalsieg bei den French Open nun auf Superstar Novak Djokovic. Der Serbe bezwang Jan-Lennard-Struff.

Fabio Fognini machte die üblichen Mätzchen, er zog auch an diesem Montag mal wieder die große Fabio-Fognini-Show ab. Er fluchte, er zeterte, er schimpfte mit Gott und der Welt. Er legte sich auch mit dem Schiedsrichter an, warf seinen Tennisschläger durch die Gegend, nahm sich Verletzungspausen, verschwand für längere Zeit in den Katakomben der Lenglen-Arena. Aber einen ließ das alles kalt – den Mann nämlich, der ihm, Fognini, auf der anderen Seite des Netzes im Achtelfinale der French Open gegenüberstand: Mit unerschütterlichem Gleichmut und erstaunlicher Coolness, aber auch der besten spielerischen Leistung in dieser turbulenten Sandplatzsaison rauschte Alexander Zverev schließlich mit 3:6, 6:2, 6:2, 7:6 (7:5) wie im letzten Jahr ins Viertelfinale von Roland Garros.

„Unheimlich erleichtert“ sei er, sagte Zverev später im zweitgrößten Stadion von Paris, „das ist ein Spiel, das mir jetzt echt Auftrieb und Mut gibt.“ Selbstbewusstsein, Courage, das wird er auch gebrauchen können, denn am Mittwoch hat er die wohl zweitschwerste Aufgabe vor sich, die man sich ausdenken kann: eine Verabredung mit dem Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic, dem großen Wettfavoriten neben dem ewigen Paris-Champion Rafael Nadal. Der Serbe hatte zuvor den deutschen Überraschungsmann Jan-Lennard Struff in drei Durchgängen humorlos aus dem Turnier katapultiert. „Ich war chancenlos“, gestand der 29 Jahre alte Sauerländer, „er war einfach eine Klasse besser, das muss man anerkennen“. Bis Mitte des ersten Satzes hielt Struff gut mit, dann ging es in seinem ersten Achtelfinale bei einem Grand Slam dahin: 3:6, 2:6, 2:6 unterlag er dem unnachgiebigem Serben, der in Roland Garros zum zweiten Mal den Karriere-Grand-Slam vollenden kann.

Struff am Montag erstmals unter den Top 40

„Ich hatte erst das Gefühl, hey, es ist alles in Ordnung, aber auf einmal breakt er mich. Man möchte dann alles rausholen, aber man kommt da wirklich nicht mehr hin“, sagte Struff über die entscheidenden Situationen im ersten Satz, als er zum 3:5 seinen Aufschlag verlor. Nach nur 93 Minuten war das Match beendet. Struff kann sich damit trösten, am Montag erstmals zu den Top 40 der Welt zu gehören – und ein Preisgeld von 243.000 Euro mitzunehmen.

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Djokovic, der zum zweiten Mal den Karriere-Grand-Slam vollenden kann, zieht einsam und ohne Satzverlust seine Kreise. „Gegen ihn muss ich ans Maximum gehen und mich noch mal steigern“, sagte Alexander Zverev.

Beruhigen dürfte den Hamburger Riesen, dass ihm nun erst mal kein weiterer Absturz in der Weltrangliste droht, keine neuerlichen Punkteinbußen. Zverev steht wie 2018 im Viertelfinale, zum zweiten Mal überhaupt in seiner Karriere. Es ist ein rarer Erfolgsmoment in einer Saison, die schwierig für ihn war. Und die noch viel schwieriger wurde bei vielen Auftritten in der Sandplatzserie. Erst ganz spät bekam der 22-Jährige die Kurve, er gewann als Last-Minute-Starter das Turnier in Genf, ackerte und rackerte sich danach durch die ersten Turnierrunden in Paris, machte die Big Points, wenn es nötig war. Banal, aber wahr: Irgendwie fand er über diesen glanzlosen Kampf gegen seine Gegner zum besseren, gehaltvolleren Spiel. „Seine Einstellung stimmte immer, und nun ist auch das Niveau seiner Schläge auf einem anderen Level angekommen“, stellte DTB-Herrenchef Boris Becker fest.A

Angenehme Erinnerung ans Finale der ATP-WEM

Auch gegen Fognini ging nicht alles glatt für Zverev, er startete mittelprächtig bis schwach, leistete sich wie in den letzten Wettbewerbstagen irritierend viele Doppelfehler. Aber es imponierte, wie Zverev das Malheur wegsteckte und vor allem zu einer großen inneren Stabilität und Festigkeit fand. „Gut konzentriert“ habe er sich, „gute Mentalität“ gezeigt, sagte er hinterher. Was gegen Fognini, den Trickser, Täuscher, den Zauberer und Artisten, ja nicht leicht ist, der Italiener lässt einen schwer zur Ruhe kommen, ist die Unberechenbarkeit in Person.

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Auch gegen Djokovic wird Alexander Zverev alles andere als Favorit sein. Er ist der Außenseiter, der vermeiden muss, ähnlich wie alle anderen Djokovic-Gegner schnell und unbarmherzig abgefertigt zu werden. Die letzte sportliche Erinnerung an Djokovic ist angenehm, im vergangenen Herbst bezwang er den Weltranglisten-Ersten, den Gewinner der letzten drei Grand Slam-Turniere, im Finale der ATP-WM.