Köln/Essen. Der 1. FC Köln ist wieder in der Bundesliga. Statt Euphorie gibt es Fragen. Vor allem eine: Wer trainiert den Klub künftig?
Um 22.18 Uhr war es am Montag perfekt. Der 1. FC Köln spielt künftig wieder in der Bundesliga. Der Betriebsunfall – wie Vizepräsident Toni Schumacher den Abstieg betitelte – war behoben. Nach einer Gala mit einem 4:0-Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth – unter Interimstrainer André Pawlak. Köln ist widder do (wieder da) – so stand es auf den Aufstiegs-Shirts geschrieben. Doch wie steht es wirklich um den FC?
Ein emotionsloser Aufstieg für Köln
Gefühlt war der sechste Aufstieg der Kölner der mit Abstand emotionsloseste. Passend dazu die Bilder nach dem Spiel. Pawlak genoss dem Triumph still an der Linie. Sportdirektor Armin Veh saß auf der Auswechselbank und war in sein Handy vertieft. Köln hat das gemacht, was erwartet wurde. Oft glanzlos, ohne Souveränität, das kostete Markus Anfang den Job. Einen Spieltag vor der Aufstiegsfeier. Kurios, aber folgerichtig.
Denn auch das spiegelte die Stimmung wider. Man wurde nicht warm mit Anfang, dem gebürtigen Kölner. Die Stimmung rund um den Verein war in den vergangenen Wochen distanzierter als im Abstiegsjahr. Fans gegen Trainer, Fans gegen den Vorstand, Teile der Mannschaft gegen den Trainer. Ein kollektives Miteinander sieht anders aus.
Pawlak will den Sprung in den Proffußball schaffen
Daher gibt es statt grenzenloser Euphorie jetzt Fragen in Köln. Viele Fragen. Wer wird im September 2019 der neue Kölner Präsident, nachdem Werner Spinner im März zurückgetreten war? Kann diese Mannschaft in der Bundesliga mithalten? Reicht das Budget, um die Verstärkungen zu verpflichten, die benötigt werden? Und vor allem: Wer wird neuer Trainer? Fakt ist: Pawlak hat ein Signal gesendet. Er will den Sprung in den Profifußball packen. Im Gespräch mit dieser Redaktion erklärte er am Morgen nach dem Triumph: „Ich weiß schon, dass Markus Anfang der Löwenanteil des Erfolges gehört. Ich habe mich für die Mannschaft und die Verantwortlichen, die in den letzten Wochen intern und medial einiges abbekommen haben, sehr gefreut. Mein Anteil am Aufstieg beträgt ein Zweiunddreißigstel.“
Die Mannschaft scheint er erreicht zu haben. Kölns Torwart Timo Horn bemerkte: „Wir haben gespielt wie ein Aufsteiger.“ Vorher konnte man das selten vom FC behaupten. Eigentlich tragisch bei einer Mannschaft, die mit einem Rekordetat von über 30 Millionen Euro in die Meisterschaft startete.
Hohe Abfindungen und Prämien
Der sich in der Bundesliga auf knapp 50 Millionen erhöhen wird. Auch ein Vereinsrekord. Doch da ist das Problem. Denn das aktuelle Team ist schon teuer, nach dem Aufstieg fließen Prämien in Millionenhöhe. Zudem musste Köln zuletzt viele Abfindungen zahlen – an Jörg Schmadtke, Peter Stöger und Anfang. Die Rede ist in der Summe von insgesamt fünf Millionen Euro.
Geld, das fehlt, um die Mannschaft zu verstärken. Zehn Millionen Euro sollen zur Verfügung stehen. In Zeiten der irrsinnigsten Transfersummen ein geradezu lächerliches Budget. Vor allem mit Blick auf den Kader, der einige Korrekturen benötigt. Defensiv wackelte Köln – mehr als nur einmal. Hier muss Veh mindestens drei Neue holen, doch das kostet Geld.
Das wohl nur da ist, wenn Köln auch Spieler abgeben kann. Hier gibt es das nächste Problem. Köln ist das Mekka der Langzeitverträge. Nur vier Arbeitspapiere laufen aus. 17 Verträge laufen bis 2022 und länger. Veh hat selber dafür gesorgt, dass ihm faktisch die Hände gebunden sind. Er betonte vor der Saison, er hätte alle Zugänge auch für die Bundesliga geholt. Eine Ansicht, die ihm bei Spielern, die in der 2. Bundesliga keine Rolle spielen, nun um die Ohren fliegt.
Daher muss er jetzt Ideen entwickeln, wie er mit der frühzeitigen Planungssicherheit umgeht. Denn auch er wird kritisch gesehen, jetzt muss er liefern. Zuerst mit dem richtigen Trainer. Topkandidat scheint Dieter Hecking zu sein, der am Ende der Saison in Gladbach aufhört. Pawlak als langfristige Lösung zu präsentieren, wäre eine mutige Entscheidung. Ihm scheint man mit Blick auf seine bisherigen Stationen vor allem eines zuzutrauen: Köln zu einen. Auch wenn es absurd klingt, dass das nach einem Aufstieg als Meister nötig ist.