Bochum. Nach dem 2:1-Sieg gegen Duisburg hat es der VfL Bochum selbst in der Hand, für noch mehr Spannung an der Tabellenspitze zu sorgen.

Das hätte sich wohl kein VfL-Fan schöner vorstellen können: Das Fußballjahr beginnt für die Bochumer mit einem Sieg, während der FC St. Pauli in Darmstadt verliert und damit der Rückstand der Dutt-Elf auf Rang drei dahin schmilzt wie Schnee in der Sonne - auf vier Punkte. Einmal mehr hat es der VfL selbst in der Hand, für noch mehr Spannung an der Tabellenspitze zu sorgen - mit einem Erfolg am Sonntag in Sandhausen. Zumal sich einen Tag später St. Pauli und Union Berlin gegenüber stehen werden.

Aber vielleicht sollte man sich vor derlei Überlegungen hüten. Schließlich gab es zuletzt immer, wenn man vorne dran war, Rückschläge und Enttäuschungen. Zum Beispiel die Misserfolge gegen St. Pauli und Union nach zuvor sieben niederlagenlosen Spielen.

Verschärfen vor dem Auswärtsspiel in Sandhausen den Konkurrenzkampf beim VfL Bochum: Robbie Kruse (links) und Chung-Yong Lee.
Verschärfen vor dem Auswärtsspiel in Sandhausen den Konkurrenzkampf beim VfL Bochum: Robbie Kruse (links) und Chung-Yong Lee. © firo Sportphoto/Christopher Neundorf

Außerdem war auch beim 2:1 gegen den MSV Duisburg nicht zu übersehen, dass die Leistung der Mannschaft innerhalb der 90 Minuten etliche Höhen und Tiefen aufwies und sicher nicht stabil genannt werden kann. Nicht von ungefähr sprach Robin Dutt davon, dass sich sein Team beim nächsten von Abstieg bedrohten Gegner in Sandhausen unbedingt werde „steigern müssen“. Wer genau hinhört bei des Trainers Kommentaren, merkt rasch, dass der 54-Jährige von seiner Mannschaft in den kommenden Wochen und Monaten den nächsten Entwicklungsschritt erwartet - hin zu konstanter Dominanz und Cleverness. Den nach zwei Treffern bereits angezählten Gegner, wie nicht nur am Dienstag vorexerziert, durch „Nachlässigkeiten“ immer wieder „stark“ zu machen, sollte inzwischen eigentlich der Vergangenheit angehören.

Hat, wie schon beim 3:2-Erfolg in Köln, auch gegen den MSV einen starken Auftritt hingelegt:
Hat, wie schon beim 3:2-Erfolg in Köln, auch gegen den MSV einen starken Auftritt hingelegt: © firo Sportphoto/Ralf Ibing

Dutt befindet sich, was das Personal angeht, nun in der besten Position, seitdem er in Bochum arbeitet. Er kann in der Offensive wählen zwischen Simon Zoller, der besonders geeignet scheint für die Rolle des hängenden Stürmers, und Sebastian Maier, dem Strukturalisten, der das Spiel zu lenken versteht. Am 21. Oktober 2018 hatte Maier zuletzt um Punkte spielen können, nach seinen 27 Minuten gegen Duisburg war er „echt froh“, wieder dabei zu sein und sang ein kollegiales Loblied auf Zoller: „Er tut uns enorm gut.“

Neue Konkurrenzsituation in Bochum

Weil künftig auch Chung-Yong Lee und Robbie Kruse wieder zur Verfügung stehen werden, muss Robin Dutt schwierige Entscheidungen treffen. Den unermüdlichen Sidney Sam kann er nach dessen starken Vorstellungen in Köln und gegen den MSV nicht herausnehmen, und Zoller benötigt dringend weitere Spielpraxis. Mit Lees Ballsicherheit und Übersicht war der VfL aber vor Weihnachten sehr erfolgreich. Was bedeutet, dass Tom Weilandt, der Mann der ersten Saisonhälfte aus Bochumer Sicht, vermutlich in den sauren Apfel beißen und auf die Bank ausweichen muss. Weilandt traf viele falsche Entscheidungen und erlaubte sich am Dienstag viele unnötige Ballverluste.

Zu Ende gedacht, wird die verschärfte Konkurrenzsituation aber auch dafür sorgen, dass einige Spieler künftig nur noch auf der Tribüne werden Platz nehmen können. Das könnte hin und wieder und vielleicht sogar schon am kommenden Sonntag auch Australiens Nationalspieler Robbie Kruse treffen, denn Offensiv-Spieler hat der VfL momentan ausreichend im Angebot. Ob der eine oder andere Akteur auf diese Situation bereits reagiert und sich diskret nach Alternativen umgeschaut hat, bleibt abzuwarten. Aber wahrlich nicht allzu lange: Mit dem Monatsende schließt sich auch das Winter-Transferfenster. Ob in dieser Hinsicht beim VfL Bochum noch etwas auf den letzten Drücker passiert, war gestern schlecht abzuschätzen. Überraschen würde es indes nicht.