Leverkusen. Der ehemalige BVB-Trainer gibt sein Debüt für Bayer Leverkusen. Er muss zeigen, dass er sich weiterentwickelt hat – wie der Gegner Gladbach.
Der Fußballtrainer Peter Bosz gilt als unnachgiebiger Charakter. Als Zeitgenosse, der seine Spielphilosophie strikt verfolgt, weil er davon überzeugt ist. Nun muss der 55 Jahre alte Niederländer allerdings beweisen, dass er sich weiterentwickelt hat. Bosz, der bei Borussia Dortmund im Dezember 2017 entlassen wurde, gibt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) sein Debüt als neuer Trainer von Bayer Leverkusen. Sein zweiter Versuch in der Bundesliga beginnt mit dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. Gegen ein Team, das in der Hinrunde begeistert hat. Auch deshalb, weil Trainer Dieter Hecking bereit für Neuerungen war.
Gladbach: Mit aller Macht in die Champions League
„Wir werden als Spitzenmannschaft wahrgenommen“, sagt Hecking vor dem Rückrundenauftakt. Die Borussia belegt den dritten Tabellenplatz, dürfte nun mit aller Macht die Teilnahme an der Champions League anstreben – wenngleich Hecking nicht von der Königsklasse sprechen will. Entscheidend für die gute Position der Gladbacher ist neben dem Top-Zugang Alassane Pléa, der neun Treffer in 17 Spielen erzielt hat, auch ein verändertes System: Hecking lässt sein Team seit dieser Saison mit einem 4-3-3 statt wie zuvor einem 4-4-2 agieren. Der Effekt: ein verstärktes Offensivspiel über die Flügel. Gladbach wurde zur Hinrunden-Überraschung.
Leverkusen dagegen entwickelte sich zur Enttäuschung der Hinrunde. Die Trennung von Trainer Heiko Herrlich stand offenbar bereits fest, ehe die Mannschaft des 47-Jährigen noch Siege auf Schalke (2:1) und gegen Hertha BSC (3:1) verbuchte. Der Tabellenneunte vermeldete Herrlichs Entlassung einen Tag vor Heiligabend. Bosz soll Bayer nun nach oben führen. Auch in Leverkusen setzt er auf ein 4-3-3 – jene Ausrichtung, die ihm beim BVB zum Verhängnis wurde. Hecking sagt über Bosz: „Er lässt den Fußball spielen, den er auch in Dortmund hat spielen lassen. Leverkusen gibt ihm auch das Material, so spielen zu lassen.“
Offensiv, attraktiv, dominant
Bosz hat bereits Änderungen im Leverkusener Spiel vorgenommen. Leon Bailey etwa war unter Herrlich meist auf dem linken Flügel im Einsatz, in der Vorbereitung auf die Rückrunde spielte er auf der rechten Außenbahn. Bosz platzierte Karim Bellarabi derweil auf der für ihn ungewohnten linken Angriffsseite. Die Bilanz: Dem Werksklub gelangen drei Testspielsiege mit 11:3 Toren. „Bayer Leverkusen will offensiven, attraktiven, dominanten Fußball spielen“, betont Bosz. „Ich muss dabei aber auch auf die Spieler gucken und eine Strategie erstellen.“ Der Niederländer orientiert sich an Herrlichs Vorgänger: „Ich stelle mir eine ähnliche Spielweise wie unter Roger Schmidt vor.“
Schon Schmidt ließ aggressiven Pressing-Fußball spielen. Seine Mannschaft sollte attackieren, den Ball erobern, umschalten, Tore schießen. So der Plan, den auch Bosz verfolgt. Das Problem: Was passiert, wenn seine Spieler mal nicht den Ball erobern, nicht in die Zweikämpfe kommen? In seiner Zeit beim BVB schaffte es der Trainer nicht, für Absicherung zu sorgen. Im Gegenteil: Selbst Gegner aus dem unteren Tabellendrittel schafften es, die Dortmunder auszukontern. Dies darf in Leverkusen nicht noch einmal passieren.
„Ich habe die freie Zeit genutzt“, erklärt Bosz. Und: „Die ersten Wochen waren sehr gut.“ Doch erst die kommenden Wochen werden zeigen, ob er seinen Pressing-Fußball auch weiterentwickelt hat.