Marbella. VfL Bochum. Ilja Kaenzig, Sprecher der Geschäftsführung, skizziert den Wachstumsplan des Klubs. VfL will unabhängiger vom TV-Geld werden.

Ilja Kaenzig ist seit Februar 2018 beim VfL Bochum. Bei einer Tasse Espresso und schwarzer Schokolade im VfL-Trainingslager in Marbella hat sich der Sprecher der Geschäftsführung exklusiv mit dieser Redaktion über die schon seit langem geplanten Anteilsverkäufe an Investoren und den Bochumer Wachstumsplan unterhalten.

Ilja Kaenzig, Sie sind seit fast einem Jahr Sprecher der Geschäftsführung beim VfL Bochum. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus?

Ich habe hier eine sehr angenehme Zeit erlebt, begünstigt durch die Einkehr von Ruhe und sportlichem Erfolg. Diesen Zustand haben wir bald zwölf Monate halten können. Der Trend stimmt.

Aber am Ziel sind Sie sicherlich noch nicht. Welche Herausforderungen stehen für Sie und den Klub an?

Wir haben zwei Großprojekte vor uns: Zum einen müssen wir einen Wachstumsplan entwickeln, um nicht abgehängt zu werden. Zum anderen geht es um den möglichen Einstieg eines Investors.

Wie soll der Wachstumsplan konkret aussehen?

Ziel ist es, unseren Umsatz zu erhöhen und unabhängiger vom TV-Geld zu werden. Wir haben jetzt einen Gesamtetat von rund 33 Millionen Euro. Den wollen wir aus eigener Kraft in den nächsten fünf Jahren um drei bis fünf Millionen Euro erhöhen. Sollte das TV-Geld steigen und vielleicht auch noch Transfereinnahmen hinzukommen, wäre ein Zweitligaetat von 40 Millionen Euro realistisch. Zum Vergleich: St. Pauli hat in dieser Saison einen kommunizierten Etat in der Größenordnung von 50 Millionen Euro - Union Berlin von 47 Millionen Euro. Wenn wir unserem Anspruch, uns in den Top-25 in Deutschland zu etablieren, gerecht werden wollen, müssen wir viel arbeiten. Wir müssen neue Geschäftsfelder finden und die bestehenden ausbauen. Wir wollen alle Mitarbeiter mitnehmen, ein neues Organigramm erstellen, die Abläufe effizienter gestalten. Um ein paar Beispiele zu nennen: Unsere Abteilungen sollen ein eigenes Budget erhalten. Das stärkt die Eigenverantwortung, erhöht aber auch die Rechenschaft und fördert die Motivation. Wir wollen verstärkt über den Tellerrand hinausblicken, uns auch im Ausland inspirieren lassen.

Die Investorensuche haben Sie bereits angesprochen.

Wir haben keinen Druck, das muss gründlich vorbereitet sein. Das Timing muss stimmen. Ein Investor hat kein Vertragsende, er bleibt. Er betrifft also auch noch die nächste Generation. Die Erfahrung zeigt, wie wichtig es ist, sich diese Zeit zu nehmen. Manche Vereine haben dies nicht getan, dann kommt alles durcheinander.

Keine exotischen Lösungen für den VfL

Wie soll das beim VfL verhindert werden?

Wir wollen keine exotischen Lösungen. Wir suchen jemanden, der langfristig Entwicklungen im Verein begleitet. Ein Investment kann zum Beispiel sein, unsere Nachwuchsabteilung zu fördern oder einen neuen Trainingsplatz zu bauen, woraus dann vielleicht in fünf Jahren ein neuer Leon Goretzka hervorgehen könnte. In Bezug auf das Modell KFC Uerdingen, alles auf eine Karte zu setzen, habe ich große Bedenken. Nur teure Spieler zu holen, führt nicht zwangsläufig zum Erfolg. Bei uns soll nicht alles ausschließlich in Spielergehälter investiert werden.