Wattenscheid. . Allen Widrigkeiten zum Trotz bittet Wattenscheids Trainer Farat Toku seine Jungs am Freitag zum Aufgalopp am Espenloh (15 Uhr).
Es verbleiben noch drei Tage. Drei Tage, in denen die drängendste Frage die ist, ob jemand noch Erbarmen hat mit der SG Wattenscheid 09. Oder ob er es gegebenenfalls schon längst hatte und nur noch auf den Knopf drücken muss. Es sind jedenfalls drei Tage in denen die Tatsache, dass die Mannschaft wieder ins Training einsteigt, zu einem kaum registrierten Ereignis verkommt.
Und doch: Am Freitag bittet Trainer Farat Toku seine Jungs zum Aufgalopp am Espenloh (15 Uhr). Alle sind fit, niemand hat den Verein verlassen – das ist angesichts der finanziellen Probleme des Fußball-Regionalligisten bemerkenswert. Ist damit alles in Ordnung?
Diese Frage ist derzeit kaum zu beantworten. Denn bis zum Ablauf der gemeinschaftlichen Finanzierung am 14. Januar haben sich die Verantwortlichen des Klubs eisernes Schweigen verordnet. Was bisher nur klar ist: Knapp 125.000 der bis Dienstag benötigten 350.000 Euro sind auf dem für die Rettung des Vereins eingerichteten Sammelkonto eingegangen. Wann kommt die Differenz?
Es bleiben – wie so häufig in den vergangenen Wochen – nur Spekulationen. Unter anderem angefacht durch die Nachricht, dass Josef Schnusenberg als kooptiertes Mitglied zum Aufsichtsrat der SGW gehört. Ein Mann, der als Präsident des Bundesligisten Schalke 04 von 2007 bis 2010 viel Erfahrung im Fußball-Geschäft gesammelt hat.
Spielt Wilhelm Beermann eine Rolle?
Handlungsfähig ist er aber erst, wenn ihn die Mitglieder des Vereins in das höchste Gremium wählen. Dafür müsste jedoch erst eine Mitgliederversammlung stattfinden – deren Ausrichtung war gemäß Satzung bis Oktober des vergangenen Jahres vorgesehen.
Trotz alledem ist davon auszugehen, dass der 77-Jährige mit einer klaren Vision zu den Nullneunern gestoßen ist. Schnusenberg gilt schließlich als guter Freund des Wattenscheider Energie-Unternehmers Wilhelm Beermann, der über ein ausgezeichnetes Netzwerk verfügt. Auch der frühere Schalke-Präsident hat zahlreiche Kontakte in Sport und Wirtschaft. Es ist daher denkbar, dass sich bereits ein Investor bereiterklärt hat, einen gewichtigen Teil der noch bestehenden Lücke zu schließen.
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Das Wattenscheider Modell macht indes Schule. Auch die Verantwortlichen des Wuppertaler SV haben zu einer Sammelaktion aufgerufen. Der Fehlbetrag soll aus den ausbleibenden Zuschauereinnahmen resultieren. Inzwischen haben die Bergischen rund 24.000 der kurzfristig erforderlichen 100.000 Euro gesammelt.
Für Hajo Sommers, den Präsidenten von Liga-Konkurrent Rot-Weiß Oberhausen, ist diese Entwicklung keine Überraschung. Im WAZ-Gespräch sagt er: „Ich behaupte, dass bis auf zwei oder drei Vereine in der vierten Liga alle anderen auch nicht besser dastehen.“
Um auf die Umstände im eigenen Verein in aller Dringlichkeit aufmerksam zu machen, haben einige SGW-Fans eine Mahnwache vor dem Stadion abgehalten. Auch, um neue Spender zu animieren. Denn: Es ist an der Zeit.