Bochum. Der Mann ist erst ein paar Monate in Bochum und doch schon Kult. Wenn Chung-yong Lee am Ball ist, rufen die VfL-Fans seinen Namen.

Der Mann ist erst ein paar Monate in Bochum und doch schon Kult. Auch, weil sich „Lieeee“ so schön einfach rufen lässt, gemeinsam mit anderen. Aber die Zuneigung der Fans muss man sich schon verdienen. Chung-yong Lee hat das in atemberaubender Geschwindigkeit geschafft. Nach einer knappen Stunde kam der Südkoreaner am Samstag in die Partie, da führte Erzgebirge Aue noch mit 1:0. Nach dem Doppelpack von Tom Weilandt gewann der VfL Bochum noch mit 2:1, und Lee durfte seinen nächsten Erfolg in Deutschland feiern.

VfL Bochum hat erheblich an Ballsicherheit gewonnen

Mitte September trug der 81-malige Nationalspieler zum ersten Mal das VfL-Trikot – und musste sich nur kurz eingewöhnen. Sechsmal haben die Bochumer nun schon nicht mehr verloren, fünfmal stand Lee mit auf dem Rasen. Wobei er tatsächlich alles andere tat, als nur dazustehen. Mit dem laufstarken 30-Jährigen hat die Mannschaft noch einmal erheblich an Ballsicherheit und Flexibilität gewonnen. Als er am Samstag eingewechselt wurde, bekam Aues Abwehr kaum noch Luft zum Atmen. Lee war rechts, er war links und gelegentlich auch in der Mitte. Immer geschickt am Ball, immer auch mit Köpfchen. Einziger Schwachpunkt: der Abschluss. Sein Schuss von der Strafraumkante war weder gut platziert noch gewaltig.

Kam spät, bewirkte aber viel: Chung-yong Lee, hier mit Trainer Robin Dutt.
Kam spät, bewirkte aber viel: Chung-yong Lee, hier mit Trainer Robin Dutt. © Udo Kreikenbohm

Vermutlich ist es hauptsächlich der Verpflichtung von Chung-yong Lee zu verdanken, dass der VfL die Ausfälle von momentan acht Akteuren, darunter mit Sebastian Maier, Robbie Kruse, Thomas Eisfeld und Maxim Leitsch vier Kandidaten für die Startelf, so gut wegzustecken vermag. Allerdings sollte man deshalb Görkem Saglams Startelf-Debüt in dieser Saison nicht kleinreden. Lange hat Saglam auf diesen Moment warten müssen, schlecht gemacht hat er seine Sache nicht. Seine Aufgabe als „Verbindungsspieler“, so VfL-Trainer Robin Dutt, habe er „ordentlich gelöst“.

Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang: Auch wenn der Mittelfeldspieler schon lange dabei ist, zählt er erst 20 Lenze, hat also seine Karriere noch vor sich. Wie es mit Saglam nach der Winterpause weitergeht, muss man allerdings sehen. Legt er in Sachen Konsequenz und Abschluss noch ein wenig zu, kann er dauerhaft eine echte Alternative werden. Leicht wird das allerdings nicht für ihn, denn zumindest Maier wird bald wieder zurück sein und womöglich noch in diesem Jahr spielen. Sieht Saglam dann keine Chance mehr für sich in Bochum, könnte im Winter ein Wechsel anstehen.

Der VfL steht auf breiteren Füßen

Dass Robbie Kruse, in der vergangenen Spielzeit noch nahezu unverzichtbar, momentan keine herausragende Rolle mehr spielt, spricht eher für den VfL. Ein Tor und zwei Torvorbereitungen in elf Spielen - die Bilanz des Australiers ist überschaubar. Was bedeutet, dass die Mannschaft tatsächlich inzwischen auf etwas breiteren Füßen steht. Das war ja zu Beginn der Saison noch die große Frage.

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Und das hat nicht nur mit Lee, sondern auch mit Tom Weilandt zu tun. Konstanz nennt man das, was den 26-Jährigen derzeit auszeichnet und was ihm in der Vergangenheit gefehlt hat. Selbstvertrauen stärkt das Durchsetzungsvermögen, das Weilandt inzwischen ermöglicht, seine technischen Fähigkeiten in zählbare Erfolge umzusetzen. Mit ihm und Lukas Hinterseer verfügt der VfL nun über zwei verlässliche Torschützen. Wie lange das der Fall sein wird, ist allerdings offen: Beide Verträge enden im kommenden Sommer.

Bis dahin aber kann der VfL auf ein offenbar stabiles Gerüst bauen. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt. „Unsere Flanken waren nicht druckvoll genug“, kritisierte Robin Dutt. Niemand wird ihm in diesem Punkt widersprechen. Während Danilo Soares erst in der Schlussphase so richtig aufdrehte, befand sich Stefano Celozzi von Beginn an im Vorwärtsgang. Acht Flanken brachte der Rechtsverteidiger annähernd ins Zentrum, dabei sprang schließlich das Tor zum 2:1 heraus. Das mag für den Moment mit dem Rest versöhnen, dauerhaft könnte die mangelnde Präzision jedoch zum Problem werden.