Essen. . RWE-Trainer Karsten Neitzel ist von der Unbekümmertheit des TV Herkenrath sehr angetan. Schwierige Frage nach Verstärkungen im Sturm.
Das Städtchen Bergisch-Gladbach bereitet sich auf eine rot-weisse Invasion vor. Wenn der TV Herkenrath Sonntag (14 Uhr, Belkaw-Arena) Rot-Weiss Essen empfängt, steht der Aufsteiger vor einer Nagelprobe. Rund 2000 Gästefans werden den Ort am Sonntag in Beschlag nehmen, der sonst eher durch Alt-Model Heidi Klum oder Gourmet-Papst Dieter Müller in Erscheinung tritt. Das Wirtshaus am Bock, unweit der Arena, wurde von der Nachricht unter der Woche kalt erwischt: „Davon hören wir zum ersten Mal, da müssen wir unsere Sonntagskollegen informieren“, so die verblüffte Reaktion. Ja, das sollten sie.
Herkenrath bietet beschwingten Fußball
Wen es sportlich kalt erwischt an diesem abgekühlten August-Sonntag, das muss sich noch herausstellen. Der Aufsteiger belegt mit fünf Punkten einen sensationellen fünften Rang und hat zuletzt auch RWE-Coach Karsten Neitzel, der das 3:3 gegen den Bonner SC live verfolgte, ziemlich beeindruckt. „Das, was ich von ihnen gesehen habe, da bekommt man einfach ein beschwingtes Fußballspiel vermittelt. Da macht man sich keinen Kopf über einen Fehler, sie strahlen eine gewisse Leichtigkeit aus, haben zweimal einen 1:3-Rückstand in ein 3:3 aufgeholt, mit einer Spielweise, die oft auf Attacke ausgelegt ist. Und sie sind in der Situation, dass sie von ihren Zuschauern jeden Fehler verziehen bekommen, das ist das Beste, was du als Mannschaft haben kannst“, sieht Neitzel beim Gegner paradiesische Zustände. Ganz abgesehen von einer vortrefflichen Offensive, die in vier Spielen elf Tore erzielt hat und mit Lars Lokotsch mit seinen vier Treffern den momentan besten Regionalliga-Schützen in seinen Reihen weiß.
Die RWE-Offensive mit ihren 12 Toren in vier Spielen muss sich dahinter keinesfalls verstecken, auch wenn aus dem Überangebot an Angreifern momentan zwei Ausnahmespieler weggebrochen sind. Denn nach dem Langzeitverletzen Kevin Freiberger muss nun auch noch Marcel Platzek für die nächsten Wochen passen, dessen Haarriss mittlerweile zur Ruhigstellung des Fußes führte. Das soll in den nächsten zwei Wochen auch so sein, eher Platzo vielleicht in vier Wochen wieder auf dem Platz steht. Mit bösen Gedanken wie bei Nationalkeeper Manuel Neuer, der mit einem Haarriss im Fuß fast ein Jahr ausfiel und zweimal operiert werden musste, möchten sich die Rot-Weissen am liebsten gar nicht beschäftigen. „Um Gottes Willen, die krieg ich Angst, wenn ich das höre, ehrlich, daran will ich gar nicht denken“, sieht Neitzel an diesem Mittag kurzzeitig richtig blass aus.
Frühe Anreise für Fans ohne Ticket empfohlen
Die RWE-Fans, die sich wohl wieder zahlreich auf den Weg nach Bergisch Gladbach machen werden, waren gut beraten, sich ihre Eintrittskarte im Vorverkauf zu sichern. Das Kontingent für den Gästebereich in der Belkaw-Arena ist jedenfalls auf 2000 Tickets begrenzt.
Wer sich am Sonntag ohne Karte auf den Weg zum Aufsteiger macht, dem sei eine frühe Anreise empfohlen.
Ob der Tabellenführer noch für Abhilfe sorgen wird – immerhin befindet sich in dieser Woche Außenstürmer Florian Rüter im Probetraining – ist allerdings noch nicht entschieden, denn mittelfristig droht ein Luxusproblem. „Optimal wäre es, wenn wir einen für sechs Wochen verpflichten könnten“, gibt der Coach zu bedenken. Denn sollte der Heilungsverlauf bei Platzek wie erhofft verlaufen, und auch der langsam wieder Anschluss findende Cedric Harenbrock nach seinem Kreuzbandriss spätestens Ende September wieder einsatzbereit sein, „dann“, so Neitzel, „würde hinten wieder einer runterkippen.“ So wird man die nächsten sechs Wochen eher hoffen, dass nichts Weiteres passiert.