Dortmund. Borussia Dortmund hat Bayer Leverkusen beeindruckend mit 4:0 besiegt. Die Versöhnung mit den Fans steht aber trotz der BVB-Gala noch aus.
Es liegen nur ein paar Buchstaben zwischen den beiden Wörtern, die am Samstagabend die Gefühlswelt in Dortmund beschrieben. Versager, Versöhnung. Dazwischen: 90 Minuten Fußball.
Mit einem beeindruckenden 4:0 (1:0)-Sieg gegen Bayer Leverkusen hat Borussia Dortmund ein Ausrufezeichen gesetzt. Ein Signal, das nach der 0:2-Niederlage im Derby dringend notwendig war und dem BVB drei Spieltage vor Saisonschluss fünf Punkte Vorsprung auf den fünften Platz einbringt. „Wir haben heute eine Reaktion gezeigt. Dass wir es drauf haben, haben wir phasenweise schon gezeigt in dieser Saison, aber über 90 Minuten wie heute haben wir das noch nicht hingekriegt“, war BVB-Trainer Peter Stöger nach der Partie zufrieden.
Dabei war der Prolog dieser 90 Minuten durchaus weniger erfreulich gewesen. „Den Stellenwert des Derbys nicht verstanden – Versager“, schimpfte die Westtribüne auf einem riesigen Plakat weit vor dem Anpfiff. „Kein Wille, keine Leidenschaft, kein Mut, keine Mannschaft - niemand verkörpert Borussia Dortmund so wenig wie ihr“, ätzte die Südtribüne auf einem weiteren, noch größeren Plakat. „Das haben wir alle gelesen und es nichts, was uns freut Wir haben aber ein gewisses Maß an Verständnis, wenn die Fans unzufrieden sind“, umschrieb Stöger, was in ihm vorging, als die Mannschaft auf das Feld lief.
BVB-Kapitän Schmelzer aus dem Kader gestrichen
Als sie es verließ, hatte sie eine beeindruckende Show abgeliefert – auch ohne Kapitän Marcel Schmelzer, der nach seiner schwachen Leistung im Derby aus dem Kader gestrichen worden war. „Da fehlte offenbar der Glaube, dass er uns heute helfen würde“, sagte Sportdirektor Michael Zorc beim Bezahlsender Sky: „Wir brauchen keinen Sündenbock, aber es war klar, dass es personelle Änderungen geben wird.“ Manuel Akanji rückte für Schmelzer auf die Linksverteidigerposition und gefiel ebenso wie ein anderer, der überraschend in die Startelf rückte: Jadon Sancho.
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Das englische Talent überragte bei diesem erfrischenden Dortmunder Auftritt gegen chancenlose Leverkusener. Auf Vorlage von Christian Pulisic sorgte Sancho mit seinem ersten Liga-Treffer für die frühe Führung (13. Minute). Der BVB beeindruckte mit einem Eifer, wie ihn sich die Fans im Derby gewünscht hatten. Ein Treffer von Marco Reus wurde nach Rücksprache mit dem Video-Schiedsrichter aberkannt (34.), drei Minuten später verschoss Reus einen an Christian Pulisic verursachten Foulelfmeter. Und als Reus es ein drittes Mal probierte, landete der Ball auf der Latte (51.). Mehr Glück war ihm kurz danach beschieden: Mario Götze spielte seinen Kollegen hübsch frei, der umkurvte den Bayer-Torwart Ramazan Özcan und vollendete zum 2:0 (55.). Maximilian Philipp erhöhte zum 3:0 (63.), und wieder Reus auf 4:0 (79.). Dortmund feierte seine „Versager“ – zumindest große Teile des Stadions.
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Denn als sich die Mannschaft nach dem Sieg der Südtribüne näherte, waren die Reaktionen nicht durchweg positiv. „Ich war ein bisschen überrascht, weil ich so positiv gestimmt war und die Fans uns während des Spiels unterstützt hatten“, sagte der ebenfalls neu in die Mannschaft gerückte Julian Weigl: „Aber als wir hingegangen sind, hat man uns bedeutet, dass wir wieder gehen könnten. Da war der Zorn wohl doch noch da.“