Bochum. Sieben Spiele, 14 Punkte und nur eine Niederlage: Das ist die bisherige Bilanz der neuen sportlichen Führung des VfL Bochum.
Was kann diese Mannschaft alles leisten, wenn sie eine vernünftige Struktur gefunden hat und mit ruhiger Hand geführt wird. Sieben Spiele, 14 Punkte und nur eine Niederlage weist die bisherige Bilanz der neuen sportlichen Führung aus, und dass die Gefahr des Absturzes in die 3. Liga immer noch nicht gebannt ist, hat nichts mit ihrer Arbeit zu tun. „Solch’ eine Tabelle habe ich noch nicht erlebt“, sagte Robin Dutt nach dem verdienten 2:0-Sieg gegen Eintracht Braunschweig, der den VfL Bochum auf Rang acht hochschießen ließ.
Darauf sollte man allerdings nichts geben im Moment, denn neun Mannschaften sind nur durch einen Punkt oder gar das Torverhältnis getrennt. Und so schön der Erfolg gegen Braunschweig auch war, so sehr gruselt’s einen bei dem Gedanken, dass es ja auch nicht geklappt haben könnte mit dem Heimsieg nach zwei Unentschieden im eigenen Stadion.
Es ist für alle Beteiligten in dieser Spielzeit ein Ritt auf der Rasierklinge. Noch nach Dutts Einstand in Heidenheim, der bislang einzigen Niederlage unter seiner Regie, hatte man den Heidenheimern, die scheinbar uneinholbar davongeeilt waren, wehmütig hinterher geschaut. Sechs Punkte Vorsprung vor dem VfL hatten sie Mitte Februar, jetzt, nur fünf Spieltage später, liegt der VfL mit drei Zählern vorne. Auf nichts scheint Verlass zu sein derzeit.
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Oder doch? „Das Momentum ist auf unserer Seite“, sagte Kapitän Stefano Celozzi, der gleichwohl weiß, „wie schnell sich das drehen kann“. Dennoch: Die aktuellen Erfolge kommen nicht von ungefähr. Und wenn Robin Dutt vom seiner Meinung nach „besten Spiel der letzten Wochen“ spricht, dann zeugt das sicher nicht von Unzufriedenheit. Die Entwicklung der Mannschaft ist unverkennbar. Die Abwehr, die am Samstag nur einmal nach Jan Gyamerahs Fehleinschätzung und Domi Kumbelas Pfostenschuss Glück hatte kein Gegentor zu kassieren, steht. Nur eine Ecke hat der VfL den Niedersachsen in 90 Minuten zugestanden, das ist ein Erfolg der kompletten Mannschaft. „Zwischen 20 und 30 Prozent aller Tore werden nach Standards erzielt“, erklärte Dutt nach dem Abpfiff und erwies sich erneut als Teamplayer. Für die Standardsituationen, so der Cheftrainer, sei Heiko Butscher zuständig.
Auch das Umschaltspiel des VfL Bochum läuft besser
Dass Tim Hoogland und Celozzi bereits nach wenigen Minuten Gelb gezeigt bekamen und dennoch in der restlichen Spielzeit nichts anbrennen ließen, spricht für die Cleverness und Souveränität dieser Spieler. Für den rechten Außenverteidiger keine große Sache: „Wir sind in dem Alter, in dem wir damit umgehen können.“
Aber auch das Umschaltspiel läuft immer besser. Kevin Stöger, dessen Vertrag ausläuft und dem bereits Erstliga-Angebote vorliegen, als ballsicherer Mittelfeld-Magnet mit enormer Laufarbeit vor dem ebenfalls allgegenwärtigen Anthony Losilla ist der Ausgangspunkt vieler Offensivaktionen, ihm zur Seite steht aber inzwischen ein gleichermaßen laufstarker Sidney Sam, der zwar immer mal wieder den Ball verliert, sich ihn aber auch oft zurückholt. Und vorne ist Lukas Hinterseer richtig ins Rollen gekommen. In zwei Spielen fünf Tore sind schon allerhand, und das 2:0 gegen Braunschweig macht man nur, wenn das Selbstvertrauen ähnlich üppig bestückt ist wie das Torkonto. Auch wenn der Österreicher anschließend trocken zu Protokoll gab: „Ich wollte halt nicht mit links schießen.“