Köln. Armin Veh startet als neuer Sportchef des 1. FC Köln kleinlaut. Er plant den Neuanfang in der Zweiten Liga – und braucht noch einen Trainer.
Die erste Kölner Emotionswelle hat Armin Veh bereits am vergangenen Mittwoch überstanden, als sein neuer Job als Geschäftsführer Sport beim Krisenklub 1. FC Köln publik wurde. „Was ich da an SMS bekommen habe, das war weitaus mehr als bei der Deutschen Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart“, sagte der gebürtige Augsburger und verglich die Kurznachrichtenflut mit dem Höhepunkt seiner Trainerkarriere vor mittlerweile zehn Jahren.
Jetzt wisse er immerhin, wie viele aus seinem Bekanntenkreis mit dem Geißbockklub verbunden sind und inzwischen auch in Köln leben. Auf die hinterhältige Frage, ob man ihn wegen der frischen Aufgabe eher beglückwünscht oder bemitleidet habe, antwortete er schmunzelnd: „Teils, teils.“
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Keiner kennt die fatale Lage des Vorjahres-Fünften, der einsam die Rote Laterne des Tabellenschlusslichts schwenkt, besser als Werner Spinner und Alexander Wehrle. Der Präsident und der Finanzchef des FC saßen Veh bei dessen Vorstellung am Montag zur Seite. Dabei wirkten beide Herren, als könnten sie es noch immer nicht fassen, dass sich der 56-Jährige „in dieser schwierigen Phase“ (Wehrle) überhaupt zu einem Engagement in Köln bereit erklärt hatte. Der absolute Tiefpunkt in dieser an Tiefpunkten reichen Saisonhälfte war am Sonntag erreicht – mit dem 3:4 gegen den Tabellenvorletzten Freiburg. Nach einer 3:0-Führung.
Zwölf Punkte zum Relegationsplatz
Präsident Spinner setzt nun auf die Empathie und den Optimismus von Armin Veh – „Eigenschaften, die beim 1. FC Köln in Zukunft eine große Rolle spielen werden“.
Für übertriebene Zuversicht war der Gebauchpinselte angesichts von deutlichen zwölf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz, den der SC Freiburg einnimmt, aber nicht zu haben. „Ich bin nicht blauäugig. Wenn wir gegen Freiburg gewonnen hätten, hätten wir noch eine kleine Chance gehabt. Jetzt aber müssen wir anders planen, ohne dass man die Bundesliga komplett wegschenkt – das wäre der Konkurrenz gegenüber nicht anständig“, sagte Veh und bekannte damit, innerlich bereits eine Etage tiefer angekommen zu sein. „Wenn kein großes Wunder geschieht, wir im nächsten Jahr also in der Zweiten Liga anfangen – dann müssen wir eine Mannschaft zusammenhaben, die sofort die Favoritenrolle übernehmen kann.“
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Das Problem der Kölner: Derzeit ist nicht nur die Mannschaft im Keller, sondern auch die Stimmung. Kaum war die Partie gegen Freiburg abgepfiffen, entrollten die Fans in der Südkurve ein Transparent mit der knappen Forderung: „Vorstand raus!“ Die entnervten Anhänger brüllten den Verantwortlichen ihre wilde Wut entgegen. Die Klubspitze reagierte wenig später mit einem offenen Brief, in dem sie betonte, man habe Vehs Vorgänger Jörg Schmadtke und den frisch bei Borussia Dortmund untergekommenen Trainer Peter Stöger zu lange ungehindert walten lassen.
Ruthenbeck ist auch ein Kandidat
Den sehr kurzfristigen Wechsel des Österreichers zum BVB habe er nicht für möglich gehalten, kommentierte Wehrle ebenso pikiert wie enttäuscht. Dann wandte sich der gebürtige Schwabe entschlossen Nebenmann Veh zu, mit dem er 2006 schon mal beim VfB zu tun hatte. Wehrle lobte Integrität, Loyalität und Begeisterungsfähigkeit des neuen Sportchefs – wie auch dessen „tollen Humor“ und „positive Lebenseinstellung“.
Neben den dringend notwendigen Reparaturarbeiten am Profikader in der Winterpause ist Vehs dringlichste Aufgabe die Suche nach einem Cheftrainer. Allerdings, so Vehs Hinweis zu Interimstrainer Stefan Ruthenbeck: „Ich muss erst mal den jetzigen Trainer kennenlernen. Nicht dass wir da eine Entscheidung treffen, die uns die Zukunft verbaut.“