Lausanne. Der Internationale Sportgerichtshof CAS muss sich erneut mit einem Eilantrag von Claudia Pechstein befassen. Die gesperrte Eisschnellläuferin will beim Weltcup in Hamar starten.

"Der CAS wird sein Urteil im Dopingfall der fünfmaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin am kommenden Mittwoch bekannt geben. Das teilte der CAS am Donnerstag mit. Pechstein hatte zuvor erneut einen Eilantrag bei dem Gerichtshof in Lausanne gestellt. Darin fordert die wegen auffälliger Blutwerte gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin die Startfreigabe für den Weltcup in Hamar am Wochenende. Eine Reaktion des CAS darauf steht noch aus.

Pechstein reagierte auf die Terminwahl des CAS mit erneuter heftiger Kritik. "Fast fünf Wochen für ein Urteil zu benötigen, wie in meinem Fall, in dem es nur ein einziges belastendes und in der Wissenschaft zudem noch umstrittenes Indiz gibt, macht mich das erste Mal sprachlos. Ich möchte dieses unwürdige Hin und Her nicht mehr weiter kommentieren", sagte Pechstein dem SID: "Gut, dass wir heute nochmals einen Eilantrag gestellt haben. Denn wenn dieser abgelehnt wird, weiß ich wenigstens schon einmal, was ich Mittwoch zu erwarten habe."

CAS: Kein "irreparabler Schaden"

Einen ähnlichen Antrag hatte der CAS vor zwei Wochen im Vorfeld des Weltcup-Auftakts in Berlin mit der Begründung abgelehnt, dass der 37-Jährigen kein "irreparabler Schaden" entstehe. Diese Argumenation habe nun ihre Gültigkeit verloren, sagte Pechsteins Manager Ralf Grengel. Da in Hamar das einzige 5000-m-Weltcuprennen vor den Olympischen Spielen in Vancouver stattfindet, würde es danach für Pechstein nur noch eine geringe Chance bei der EM (8. bis 10. Januar, ebenfalls in Hamar) geben, sich für diese Strecke zu qualifizieren.

"Da wir noch kein sicheres Anzeichen haben, dass wir rechtzeitig vor dem Weltcup in Hamar ein Urteil bekommen werden, müssen wir alles daransetzen sicherzugehen, dass wenigstens noch etwas Chancengleichheit gewährleistet ist", hatte Grengel vor der Bekanntgabe des Termins durch den CAS gesagt.

Gerd Heinze, Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), zeigte wenig Verständnis für den erneuten Aufschub. "Diese Entscheidung ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich bin enttäuscht, dass das Sportgericht offensichtlich die Fairness für unseren Sport nicht ausreichend praktiziert", sagte Heinze: "Es befremdet mich, dass Claudia Pechsteins Olympiachancen schwinden."

Pechstein hatte am Mittwoch betont, nur nach Hamar fliegen zu wollen, wenn sie zuvor einen Freispruch erhalten hat. Den ersten geplanten Flug nach Norwegen am Donnerstagmittag hatte sie deshalb nicht angetreten. Die letzte Anreisemöglichkeit besteht am Freitagabend. Das 5000-m-Rennen am Samstag beginnt gegen 14.00 Uhr.

Pechstein: "Grenze ist erreicht"

Pechstein hatte sich am Mittwoch schon auf ihrer Homepage (www. claudia-pechstein.de) zu Wort gemeldet und verbittert auf den langen Prozess der Entscheidungsfindung beim CAS reagiert. "Die Grenze des Zumutbaren ist erreicht. Ich empfinde es als beschämend, wie ich behandelt werde. Mittlerweile werde ich das Gefühl nicht los, dass es hier überhaupt nicht mehr um mich geht", schrieb Pechstein, die glaubt, dass ihr Fall für eine sportpolitsiche Entscheidung herhalten müsse. (sid)