Mönchengladbach. . Vor dem Saisonstart verletzte sich Gladbachs Vincenzo Grifo und musste 44 Tagen pausieren. Am Sonntag soll die Liga für ihn richtig beginnen.

In den Käfigen zu Pforzheim hat Vincenzo Grifo seine Karriere als Fußballprofi erarbeitet. Der 24-jährige Neuzugang von Borussia Mönchengladbach feilte mit Hilfe seines älteren Bruders Francesco schon als Zehnjähriger auf den eingezäunten Bolzplätzen seiner Heimatstadt an der Kunst, einen Freistoß im Tor zu versenken. Genau diese Kunst würden Gladbachs Anhänger gern mal live begutachten. Am besten schon am Sonntag (18 Uhr/live in unserem Ticker) im Bundesliga-Spiel bei Werder Bremen.

Spätestens am Sonntagabend soll für Grifo die Bundesliga-Saison richtig beginnen – wenn ihn Cheftrainer Dieter Hecking denn lässt. Zwölf Einsatzminuten in acht Pflichtspielen bisher sind übersichtlich, auch wenn Vincenzo Grifo gegen Hannover 96 zuletzt in der Nachspielzeit den siegbringenden Foulelfmeter zum 2:1 herausholte.

Grifos Ziel: die Nationalmannschaft

Der Stotterstart hatte einen triftigen Grund. Am Tag vor dem Bundesliga-Auftakt mit dem Derby gegen den 1. FC Köln (1:0) zog sich der Italiener eine Kapselverletzung im Knie zu, fiel 44 Tage aus. Es war für den Offensivspieler die zweitlängste Zwangspause der Karriere. Und das nach einer guten Vorbereitung beim neuen Arbeitgeber, der ein sportliches Sprungbrett werden soll. Deshalb hatte Grifo die in der Qualifikation zur Europa League gescheiterten Freiburger nach zwei Jahren gen Niederrhein verlassen.

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„Mein Ziel ist es auch, in die Nationalmannschaft berufen zu werden. Das ist Ansporn und Traum zugleich. Und ich weiß, dass die Italiener die Bundesliga genau beobachten. Gladbach ist keine kleine Adresse und steht deutlich mehr im Fokus als Freiburg”, sagt Grifo im Gespräch mit dieser Redaktion.

Lehre in der KfZ-Werkstatt musste der Gladbacher abbrechen

Die Serie A war schon einmal zum Greifen nah. 2012 interessierte sich Lazio Rom für Talent Grifo. Der allerdings wechselte aus der U19 des Karlsruher SC zur TSG Hoffenheim. Was nicht daran lag, dass Grifo eher die blau-schwarz gestreiften Trikots von Inter Mailand liebte und seinem Idol nacheiferte, dem 1994er-Vizeweltmeiser Roberto Baggio. „Der Schritt nach Hoffenheim war richtig. Ich habe die Bindung ans Zuhause erst einmal nicht verloren und habe mich trotzdem unter professionellen Bedingungen gut entwickelt.”

Die angefangene Lehre in der Kfz-Werkstatt seines Onkels in Pforzheim musste Grifo abbrechen. Training und Wohnen in der Hoffenheimer Akademie ließen einen Ausbildungsjob nebenher nicht mehr zu. „In der Werkstatt habe ich mein erstes Geld überhaupt verdient, ein paar hundert Euro im Monat. Das vergisst man auch als Fußballprofi später nicht”, betont Grifo.

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In Hoffenheim bekam er die „32“ zugeteilt. Eine Rückennummer, die ihm künftig Glück bringen sollte. Grifo entwickelte vorwiegend als Zehner, als Spielmacher also, nicht nur seine Dynamik, seine Spielübersicht. Sondern auch seine Freistoßkünste. Allerdings als Leiharbeiter vorwiegend in der Zweiten Liga: erst in Dresden, dann mit zahlreichen Ausrufezeichen beim Dauer-Underdog FSV Frankfurt.

Persönliche Explosion in Freiburg

„Meine persönliche Explosion war jedoch die Aufstiegssaison mit dem SC Freiburg”, hebt Grifo hervor. 14 Treffer und 15 Vorlagen stehen in der Statistik der Saison 2015/16. Was ihm den inoffiziellen Titel „Ronaldo der Zweiten Liga” einbrachte.

Neben der eigenen Klasse am Ball spielte der Wohlfühlfaktor eine gewichtige Rolle. Nicht von ungefähr hebt Grifo den Sport-Club-Cheftrainer Christian Streich als bislang einflussreichsten Trainer seiner Karriere hervor. „Er spricht viel mit seinen Spielern, ist sehr kollegial, entwickelt seine Leute taktisch und sportlich. Das ist auch ein Grund, warum Freiburg immer wieder überrascht. Den Spielern geht es dort einfach gut, was sich positiv auf die Leistung auswirkt.”

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Einfach gut läuft es in Gladbach noch nicht. Elf Punkte sind zwar eine ordentliche Ausbeute. „Wir sind oben dabei”, betont dazu Cheftrainer Hecking. Eine überzeugende Partie über 90 Minuten haben die Borussen allerdings noch nicht auf den Rasen gezaubert. „Wir besitzen mehr Potenzial als wir bisher gezeigt haben”, sagt Vincenzo Grifo. Bremen könnte für ihn ein Anfang sein, dies auch persönlich zu zeigen.